TA20: Unternehmen fordern schnellen Bau des Elbtunnels in Kehdingen

So könnte nach einer Darstellung der Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr der Elbtunnel-Eingang aussehen. Foto: Archiv
„Die aktuelle Verkehrssituation ist unhaltbar“ Die norddeutschen Industrie- und Handelskammern (IHK) und ihre Betriebe sehen dringenden Handlungsbedarf beim Kehdinger Kreuz.
Landkreis. „Die aktuelle Verkehrssituation ist unhaltbar“, sagt Knud Hansen, Vize-Präsident der IHK Schleswig-Hol“stein. „Die Elbe ist für die Wirtschaft eine echte Barriere.“
Acht Industrie- und Handelskammern Norddeutschlands haben die Ergebnisse einer A20-Umfrage vorgestellt. Mit dabei war auch die IHK für den Elbe-Weser-Raum.
Die Befragung unter Mitgliedsunternehmen zwischen Emden und Flensburg zeigt aus Sicht der IHKs den dringenden Handlungsbedarf beim Autobahn-Bau.
Elbtunnel-Staus und schlechte Bahn-Verbindung
Viele Menschen aus der Region werden diese Haltung nachvollziehen können. Der Weg nach Hamburg wird auf der Straße und der Schiene zunehmend zu einem schwer zu kalkulierenden Risiko. Vier von fünf der befragten Unternehmen - 80 Prozent - klagen über eine Überlastung der Verkehrs-Infrastruktur.
Für ein Drittel der Befragten führt kein Weg an Hamburg vorbei; ein weiteres Drittel ist auf die Fähre Glückstadt-Wischhafen angewiesen. Beide Tunnelhälften für den Elbtunnel bei Drochtersen haben inzwischen Baureife.
Kehdinger Kreuz soll 2025 Baureife haben
Es fehlt aber noch die Baureife für Anschlussstücke. Ohne die darf der Bau des rund zwei Milliarden Euro teuren Tunnels nicht starten. Die IHK hofft nach Gesprächen mit den Planern, dass sowohl für das Kehdinger Kreuz als auch für das Anschlussstück in Schleswig-Holstein die Planfeststellungsbeschlüsse im ersten Quartal 2025 kommen.
Wie schnell gebaut wird, hängt von der Finanzierung und den Klagen ab. Umweltverbände und Anwohner bekämpfen die A20 seit vielen Jahren. Insgesamt soll der Bau 6,9 Milliarden Euro kosten.
Kommentar
T A26: Harter Schlag für die ganze Region
„Wir können es uns nicht leisten, dass Unternehmen aufgrund fehlender Infrastruktur abwandern oder sich gar nicht erst in Norddeutschland ansiedeln“, sagt IHK-Vize Knud Hansen. „Die Wirtschaft sieht den Ausbau der A20 als Schlüsselprojekt für die Zukunftsfähigkeit der Region.“
IHK: Autobahn-Bau ist aktiver Klimaschutz
Die weiteren Ergebnisse: 85 Prozent der Unternehmen erwarten durch die A20 eine bessere Erreichbarkeit. Vier von fünf Unternehmen (79 Prozent) erwarten Vorteile für Verteilung oder Vertrieb von Handelsgütern. Auch die Termintreue würde sich laut 84 Prozent der Befragten verbessern. Insgesamt 429 Unternehmen haben sich an der Umfrage beteiligt.
Über den rein wirtschaftlichen Nutzen hinaus wird die A20 auch als Beitrag zum Klimaschutz bewertet. Drei Viertel der Unternehmen (73 Prozent) gehen von einem geringeren CO2-Ausstoß durch kürzere und direktere Fahrtwege sowie weniger Staus aus. Zwei Drittel (65 Prozent) nennen den Klimaschutz als ein Argument für den Bau.
Unternehmen sitzen auf gepackten Koffern
Fast jedes vierte Unternehmen (23 Prozent) erwägt eine Verlagerung, sollte die Autobahn nicht gebaut werden. Sechs Prozent haben diese Entscheidung bereits getroffen; weitere 17 Prozent denken darüber nach. Besorgniserregend ist aus IHK-Sicht die große Zahl an Unternehmen (23 Prozent), die unentschlossen sind.
„Diese Unternehmen sitzen auf gepackten Koffern. Die A20 ist zwar nicht für alle Unternehmen gleich wichtig, aber für diejenigen, die sie brauchen, ist sie von strategischer Bedeutung“, so Hansen.
Autobahn-Bau: Zeit des Zögerns muss enden
Angesichts der Umfrageergebnisse richten die IHKs einen Appell an die Politik. „Die Zeit des Zögerns muss vorbei sein. Jetzt brauchen wir Entscheidungen und vor allem: Taten“, so Hansen. Konkret verlangen die IHKs schnellere Planfeststellungsverfahren, eine gesicherte Finanzierung und einen zügigen Baubeginn.
Die Zeit des Zögerns muss vorbei sein. Jetzt brauchen wir Entscheidungen und vor allem: Taten
Knud Hansen, Vize-Präsident der IHK Schleswig-Holstein
„Die nächsten zwei Jahre werden zur entscheidenden Phase für die A20“, sagt Hansen. Große Hoffnungen setzen die IHKs in die Neuwahl des Bundestages und die Bildung einer Bundesregierung mit einer positiveren Einstellung zum Neubau von Infrastruktur. Hansen: „Offshore-Windanlagenbauer, Wasserstoffproduktion, Batteriewerke, neue Technologiefirmen: Sie alle brauchen eine verlässliche, leistungsfähige Verkehrsanbindung. Die A 20 ist deshalb nicht nur ein Verkehrsprojekt - sie ist ein entscheidender Baustein für das Gelingen der Energiewende in ganz Deutschland.“