TVerletzte Charlotte Kähr träumt von der Heim-EM

Für die Schweizer Nationalspielerin Charlotte Kähr ist 2024 ein wichtiges Jahr. Foto: Jan Iso Jürgens
Ausgerechnet im EM-Jahr verletzte sich BSV-Handballerin Charlotte Kähr an der Schulter. Die Schweizer Nationalspielerin arbeitet nun an ihrem Comeback. Liegt sie im Zeitplan?
Buxtehude. Wenn die Schweiz am Sonntag bei der Fußball-EM gegen Deutschland spielt, wird Charlotte Kähr sicher vor dem Bildschirm sitzen. „Aber sonst“, sagt sie, „habe ich keinen Plan vom Fußball.“
Dafür aber umso mehr vom Handball. Die 22-Jährige spielt seit drei Jahren beim Buxtehuder SV, hat bereits 45 Länderspiele für die Schweiz absolviert und hofft, in diesem Jahr selbst an einer Europameisterschaft teilnehmen zu können.
Kähr: Unmögliche ist möglich
Vom 28. November bis zum 15. Dezember findet in Ungarn, Österreich und der Schweiz die Handball-EM der Frauen statt. Die Schweiz trifft in der Vorrunde in Basel auf die Färöer, Dänemark und Kroatien.
Der Handball-Außenseiter, der sich bisher erst für eine EM-Endrunde qualifizieren konnte, hofft auf den Heimvorteil. „Wir wissen, dass die Halle voll sein wird. Und das ist in der Schweiz schon etwas Großes“, sagt Kähr. „Da kann man Unmögliches schaffen.“
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„Man sieht die Fortschritte von Tag zu Tag“
Doch ausgerechnet im EM-Jahr verletzte sich Charlotte Kähr an der linken Schulter. Bei einem Gegenstoß prallte sie in der Bundesliga mit zwei Thüringerinnen zusammen.
Doppelter Bänderriss. Eine Operation war nicht nötig, aber eine „verordnete Zwangspause“, so der BSV, von zwei bis drei Monaten.

Kähr hatte sich bei einem Zusammenprall einen doppelten Bänderriss in der Schulter zugezogen. Foto: Jan Iso Jürgens
Zunächst wurde die Schulter mit einer Manschette ruhiggestellt. Nach vier Wochen durfte sie die Schulter wieder bewegen. „Und seit einer Woche darf ich eigentlich wieder alles machen“, sagt Kähr.
„Man sieht die Fortschritte von Tag zu Tag, auch wenn sich die ersten Bewegungen komisch angefühlt haben und ich erst wieder lernen musste, die Schulter anzusteuern.“
Kraft aufbauen und Ausdauer verbessern
Kähr lässt sich in der Sommerpause im Schweizer Spitzensportzentrum OYM in Cham behandeln. „Ich hatte schon vor meiner Verletzung Kontakt zum OYM, um dort zu trainieren“, sagt sie. Schließlich ist dieses Jahr wegen der EM ein wichtiges für sie.
Durch die Verletzung hat sich das Programm natürlich geändert. Kähr bekommt dort Physiotherapie, um Kraft aufzubauen und die Schulter wieder beweglicher zu machen, und Athletiktraining, um die Ausdauer nach der langen Pause zu verbessern. In dieser Woche hat sie auch mit dem Werfen begonnen.
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Wie stehen jetzt ihre Chancen auf die EM? Eine EM-Kader-Garantie gibt es für Kähr nicht. „Ich muss erst wieder Leistung bringen und zeigen, dass ich fit bin“, sagt sie.
„Aber ich denke, dass ich einen guten Zeitpunkt erwischt habe.“ Das Schweizer Trainerteam hält sie auf dem Laufenden. Die gute Nachricht: Kähr liegt im Zeitplan.

Kähr gilt als Energiebündel und Faktor im BSV-Spiel. Foto: Jan Iso Jürgens
Das dürfte auch den BSV-Trainer freuen. Denn die wurfgewaltige Rechtshänderin ist eine zentrale Spielerin, „ein stabiler Faktor“ in Abwehr und Angriff, so Dirk Leun. Durch den personellen Umbruch könnte die bisherige Halbverteidigerin künftig verstärkt im Innenblock eingesetzt werden.
Schweizerin träumt vom Handball in Skandinavien
Darüber haben Spielerin und Trainer bereits gesprochen. „Das würde mich sehr freuen, weil ich in der Schweiz schon oft im Innenblock gedeckt habe“, sagt Kähr. Sie sieht das als neue Herausforderung. Trainingsauftakt in Buxtehude ist am 8. Juli.
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Im September startet Charlotte Kähr dann in ihre vierte Bundesliga-Saison für den BSV. Trotz der großen Entfernung zur Schweiz fühlt sie sich im Norden wohl. „Die Stimmung im Team ist echt cool“, sagt sie.
Doch Buxtehude und die Bundesliga sollen nicht die Endstation ihrer Karriere sein. Kähr träumt davon, einmal in Skandinavien oder in der Champions League zu spielen. Und vorher will sie sich den Traum von der Heim-EM erfüllen.