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Konzert

TVolksmusik und „Der dritte Mann“: Die Zither bringt viel mehr zum Klingen

Landeszitherorchester Baden-Wüttemberg

Das Landeszitherorchester Baden-Württemberg zeigt, dass die Zither weit mehr zum Klingen bringt als Volksmusik oder das bekannte „Harry Lime Theme“ von Anton Karas im Film „Der dritte Mann“. Foto: LZO Baden-Wüttemberg

Viele verbinden dieses Zupfinstrument eher mit volkstümlichen Melodien à la Musikantenstadl. Nach Buxtehude kommt jetzt ein Zither-Orchester, das ganz andere Seiten der Musik anschlägt.

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Von Fenna Weselmann
Samstag, 18.05.2024, 07:50 Uhr

Buxtehude. Das Landeszitherorchester Baden-Württemberg kommt für einige Auftritte in den Norden und macht Station in Buxtehude. Bei seinem Konzert am Sonnabend, 25. Mai, um 19 Uhr in der St.-Paulus-Kirche bringt das 13-köpfige Orchester die für viele sicher unbekannten Seiten der Zithermusik zum Klingen.

Zitherorchester spielt Debussy und Donaldson

Wer die Zither bisher nur mit der alpenländischen Volksmusik verbunden hat, bekommt bei dem einstündigen Konzert ein überraschendes Programm geboten. In der Kirche (Finkenstraße 53) werden Musikwerke verschiedener Epochen präsentiert. Die musikalische Reise macht den zarten Klang der Zither in vier- bis fünfstimmigen Arrangements neu erlebbar. Neben der allgemein üblichen Diskantzither sorgen Bass-, Alt- und eine Zither höherer Tonlage für den orchestralen Klang. Bei manchen Stücken gibt es dazu noch eine Gitarrenstimme.

Das neue LZO-Programm „Eine harmonische Reise von Debussy bis Donaldson“ entstand nach der CD-Aufnahme im Jahr 2020 und einer coronabedingten Spielpause. Es umfasst Kompositionen von Edvard Grieg, Gernot Sauter, Béla Bartók und Ludwig van Beethoven. Einen Ausflug in das Genre der Unterhaltungsmusik gibt es ebenfalls zu hören: mit Walter Donaldsons berühmtem Charleston „Yes, Sir, That‘s My Baby“.

Orchesterleiter ist Musikprofessor in Hamburg

Dirigiert wird das im Jahr 2000 gegründete Auswahlorchester von Fredrik Schwenk. Der aus München stammende Musiker ist Professor für Musiktheorie und Komposition an der HfMT Hamburg. Die Organisation liegt bei Karin Käser, die zu den Gründungsmitgliedern des Orchesters gehört. Dass Buxtehude Station der Konzertreise ist, kommt nicht von ungefähr. In der Stadt wohnt die Vorsitzende des Landesverbands Nord im Deutschen Zithermusik-Bund, Gisela Müller-Kopp.

Karin Käser an der Zither bei einer Probe mit dem Landeszitherorchester  Baden-Württemberg

Karin Käser an der Zither. Foto: Jörg Bongartz

Früher war das Zitherspiel verbreiteter im Norden, genauso wie im Ruhrgebiet. Heute gibt es ein klares Nord-Süd-Gefälle. In Bayern ist die Zither besonders stark vertreten, teils aber auch im Osten Deutschlands.

Um jedem den Zugang zum Konzert zu ermöglichen, ist der Eintritt frei. Die Musiker freuen sich über Spenden, die solche Konzertauftritte überhaupt möglich machen.

Drei Fragen an...
Karin Käser, Gründungsmitglied und Organisatorin des LZO Baden-Württemberg

Karin Käser vom Landeszitherorchester Baden-Württemberg

Karin Käser kümmert sich beim Landeszitherorchester Baden-Württemberg um die Organisation. Foto: Jörg Bongartz

Zitherspielen ist eher ungewöhnlich. Wie sind Sie dazu gekommen?
Als Kind habe ich erst Gitarre gelernt. Das wurde mir aber zu langweilig. Dann sah ich jemanden Zither spielen und wollte das auch lernen. Da war ich neun Jahre alt. Eine Möglichkeit zu finden, war gar nicht so einfach. Das Instrument ist kaum an Musikschulen vertreten, wird meist über Generationen in der Familie weitergegeben und nur im privaten Rahmen unterrichtet. Über Beziehungen klappte es schließlich.

Die meisten denken bei der Zither an Volksmusik. Was hat Ihr Orchester für Buxtehude im Gepäck?

Aus diesem Klischee brechen wir bewusst aus. Wir wollen zeigen, dass die Zither mehr kann. Unser Programm liegt jenseits von Volksmusik und „Der dritte Mann“, mit Werken aus Klassik, Romantik und Moderne für ein Publikum, das sich gerne überraschen lässt.
Warum ist das Landeszitherorchester Baden-Württemberg in seiner Art besonders?
Als Auswahlorchester sind wir überregional aufgestellt, mit sehr guten Musikern aus Hessen, Bayern, NRW und der Schweiz. Wir sind eines der wenigen oder sogar das einzige der heute noch existierenden Zitherorchester, das sich gezielt zeitgenössischer Musik zuwendet und Kompositionsaufträge vergibt. Wir sind auch außerhalb der Zither-Szene unterwegs auf Veranstaltungen wie dem Cage Festival.

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