TLNG-Schiff vor Stade: Immer noch kein Gas für das deutsche Netz

Die Energos Force, das schwimmende LNG-Terminal, im Industriehafen Bützfleth. Foto: Martin Elsen www.nord-luftbilder
Die Energos Force liegt seit über einem Jahr im neuen Stader Energiehafen, ohne Gas ins deutsche Netz zu leiten. Konkret wird es hingegen bei einer neuen Leitung - auch für Wasserstoff.
Landkreis. 2023 konnte es nicht schnell genug gehen: Land und Bund steckten 300 Millionen Euro in den Ausbau des Stader Industriehafens an der Elbe, um dort einen LNG-Anleger in Betrieb nehmen zu können. Noch im Dezember wurde er nach nur elfmonatiger Bauzeit eingeweiht. Im Frühjahr 2024 legte dort das LNG-Schiff Energos Force an.
Wird die Energos Force in Stade nie in Betrieb gehen?
Es sollte das tiefgekühlte, flüssige Erdgas regasifizieren und ins bundesdeutsche Netz einspeisen. Eigentlich sollten dort 50 LNG-Tanker im Jahr abgefertigt und fünf Milliarden Kubikmeter Erdgas umgeschlagen werden. Bis heute hat das schwimmende LNG-Terminal diese Arbeit nicht aufgenommen. Sie kostet aber den deutschen Steuerzahlern viel Geld. Eine Summe von täglich 200.000 Euro ist im Gespräch.
Derzeit ist nicht absehbar, dass sie überhaupt noch in Betrieb geht. Zuletzt war der Dezember 2024 als Startzeitpunkt genannt worden. Der Termin verstrich, ohne dass sich etwas tat. Ganz offensichtlich wird das Gas derzeit nicht gebraucht in Deutschland. Und offensichtlich hat der Bund vor lauter Sorge um eine Gasknappheit einst Überkapazitäten geschaffen. Offiziell sagen will das aber niemand.
Immerhin: Das zweite Terminalschiff in Wilhelmshaven soll bis Ende März Erdgas einspeisen. Für Stade nennt die DET, die staatliche Deutsche Energy Terminal GmbH, nicht mal mehr ein Datum für eine Inbetriebnahme. So wird vermutlich in Stade erst LNG angelandet werden, wenn das Terminal an Land fertig ist. Es wird seit Sommer 2024 für gut eine Milliarde Euro vom Hanseatic Energy Hub (HEH) gebaut und soll 2027 ans Netz gehen.
65 Prozent Auslastung für LNG-Terminals im Betrieb
Deutschlands schwimmende Importterminals in Wilhelmshaven und Brunsbüttel sind im vergangenen Jahr nach Betreiberangaben zu 65 Prozent ausgelastet gewesen. Auch die zwei schwimmenden Terminals an der Ostsee (Lubmin und Rügen) sind bei weitem nicht ausgelastet, wie die Deutsche Presse-Agentur berichtet. Der Großteil des deutschen Gasbedarfs werde durch Norwegen gedeckt.
Nach Einschätzung der Deutschen Regas bremsen die Gebühren für den Weitertransport des Gases durch das deutsche Fernleitungsnetz die Nutzung der Terminals. Für kurzfristigere LNG-Lieferungen per Schiff seien die Tarife anderswo in Europa günstiger.
Ungeachtet dessen werden die Planungen von Gasunie für eine neue Gasleitung immer konkreter. Im Landkreis Stade rückt der Bau der Energietransportleitung ETL 182 näher. Sie verbindet den Netzpunkt „Elbe Süd“ auf Höhe der Elbinsel Lühesand mit der bestehenden Verdichterstation in der Stadt Achim im Landkreis Verden.
Auslöser für die neue Leitung sind die Flüssigerdgas-Terminals in Bützfleth und in Brunsbüttel. Das Erdgas, das künftig dort eingespeist wird, soll über die neue Gasleitung in südwestliche Richtung weitertransportiert werden.
Gasleitung als Teil des Wasserstoffnetzes
Zudem soll die Leitung ein Teil des bundesweiten Kernnetzes für den Wasserstofftransport werden. Dieses Zukunftsnetz soll 9700 Kilometer an Leitungen umfassen. Ein Abzweiger von dieser Leitung nach Stade-Bützfleth ist vorgesehen.
„Der von der Gasunie Deutschland eingebrachte Trassenverlauf der Vorzugstrasse (Trassenalternative West) konnte von uns im Wesentlichen bestätigt werden“, fasst Christof Seeck, Projektleiter beim Amt für regionale Landesentwicklung in Lüneburg, das Prüfergebnis des Raumordnungsverfahrens zusammen.

Die Flüssigerdgasleitung soll von der Elbe bei Grünendeich quer duch den Landkreis Stade bis nach Achim führen. Foto: Mapcreator.io/OSM.org
Die Trasse der ETL 182 hat eine Länge von 86 Kilometern und verläuft durch die Landkreise Stade, Rotenburg (Wümme) und Verden. Dabei werden von Nord nach Süd unter anderem die Samtgemeinde Lühe, die Samtgemeinde Horneburg, die Hansestadt Stade, die Samtgemeinden Fredenbeck, Harsefeld, Selsingen und Tarmstedt gequert.
An das Raumordnungsverfahren schließt sich nun das Zulassungsverfahren für die ETL 182 an. Dafür wird das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie ein Planfeststellungsverfahren nach dem Energiewirtschaftsgesetz durchführen.
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Bürger können zum Trassenverlauf Stellung beziehen
Die Gasleitung hält Abstand von Siedlungs- und Industriegebieten. Ebenso von Windrädern und Friedhöfen, Campingplätzen und Deponien, militärischen Einrichtungen und Wasserschutzgebieten. Betroffene haben die Möglichkeit, Stellung zu den Plänen zu beziehen.
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Antragsunterlagen online einsehbar
Die Antragsunterlagen zum Planfeststellungsverfahren liegen bis zum 26. Februar zur Einsichtnahme öffentlich aus - allerdings nur im Internet unter http://www.lbeg.niedersachsen.de/bergbau/genehmigungsverfahren/aktuelle_planfeststel-lungsverfahren/ und im niedersächsischen UVP-Portal (https://uvp.niedersachsen.de/por-tal/). Betroffene haben einen Monat Zeit, um Einwände zu formulieren und an das LBEG zu senden.