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1. Kreisklasse

TWas Lühes Aufstiegstraum mit Klinsi und Jogi zu tun hat

Bennet Wittig

Lühe-Angreifer Bennet Wittig hat bereits in der Regionalliga gespielt. Foto: Wertgen

Nach dem Abstieg im Sommer steht die SG Lühe vor dem Wiederaufstieg in die Kreisliga. Jugendliche Frische und namhafte Neuzugänge machen den Unterschied - und auch Klinsi-Jogi-Vibes ziehen durchs Alte Land.

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Von Lars Wertgen
Donnerstag, 11.04.2024, 19:00 Uhr

Steinkirchen. Die SG Lühe gewinnt 7:5 beim TuSV Bützfleth - 3. Juni 2023. Es ist der letzte Spieltag der Kreisliga-Saison. Die Altländer schießen sich den Frust von der Seele. Der Abstieg in die 1. Kreisklasse steht längst fest - und ist überfällig. Das Team hatte schon in den vorherigen Spielzeiten Glück.

Zehn Monate später klopft Lühe wieder an die Tür zur Kreisliga. Der Tabellenführer liegt nach 21 Spieltagen deutlich vorn. „Wir versuchen aufzusteigen, wollen dann aber keine Fahrstuhlmannschaft sein“, sagt Trainer Helmut Ossenbrügge.

Lühe profitiert von Jugendarbeit

Die alten Spieler hielten dem Verein die Treue, umso mehr neue kamen hinzu. Darunter viele A-Jugendliche. Diese spielten zuvor für die JSG Altes Land in der Landesliga. Die JSG besteht aus Lühe, TuS Jork und ASC Cranz-Estebrügge.

Vor dem Übergang zu den Senioren treffen sich alle Vereine mit den Jugendlichen. Sie absolvieren Probetrainings und lernen sich in Testspielen kennen.

Es gibt keine Vorschrift, die verlangt, dass Spieler zu ihren ursprünglichen Vereinen zurückgehen. „Wenn wir Spieler für ein Jahr in ihre Stammvereine zwingen, hören sie auf. Damit ist keinem geholfen“, erklärt Vereinsvorstand Dieter Junge.

Wenn wir Spieler für ein Jahr in ihre Stammvereine zwingen, hören sie auf. Damit ist keinem geholfen.

Dieter Junge

SG-Konzept macht attraktiv

Im Sommer hat die SG Lühe Glück. Obwohl sie von den drei Klubs in der tiefsten Klasse spielen, entschieden sich viele A-Jugendliche für die SG. „Wir haben ihnen Geduld empfohlen. Sie sollen sich erst in der Kreisklasse beweisen“, sagt Junge. Der Schritt von der A-Jugend-Landesliga in eine höhere Erwachsenenliga könnte zu groß sein.

Lühes weitere Transfers dürften die Entscheidung einiger Jugendspieler zusätzlich beeinflusst haben. Der Verein war zuvor für Spieler von außerhalb nicht attraktiv. Darum konzentrierten sich die Verantwortlichen auf Sportler aus der Samtgemeinde.

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Lühe gelingen Transfer-Coups

Der Plan geht auf. Es gelingen zwei Coups. Mit Bennet Wittig kommt ein Altländer von der SV Drochtersen/Assel. Der 21-Jährige spielte in der Landes- und Regionalliga sowie für den HSV in der U19-Bundesliga.

Wittig habe nach Verletzungssorgen den Spaß am Fußball verloren, so sein Coach. Die kommt in der Heimat zurück. Mit ihm wechselte Trainer-Sohn Oliver Ossenbrügge. Der 21-Jährige war zuvor für die VSV Hedendorf-Neukloster aktiv.

„Über solche Spieler hätten wir vor zwei Jahren nicht reden brauchen“, sagt Vorstand Junge. Mittlerweile hätten sogar auswärtige Spieler Interesse angemeldet. Auch Coach Ossenbrügge freut sich: „Die Qualität macht sich bemerkbar. Im Training geht die Post ab.“

Oliver Ossenbrügge

Oliver Ossenbrügge belebt die linke Angriffsseite der Altländer. Foto: Wertgen

Warum 30 Spieler im Kader stehen

Der Kader umfasst etwa 30 Spieler und kommt auf einen Altersdurchschnitt von knapp über 21 Jahren. So viele Fußballer seien nötig, sagt Ossenbrügge. Durch Verletzungen, Krankheiten, Urlaub, Beruf, Abitur-Stress und Studium gäbe es durchgehend Ausfälle. Die enorme Breite kann diese auffangen.

Zu den Studenten zählen Ossenbrügge und Wittig, die in Oldenburg eine WG bilden. Moritz Dawert ist in München eingeschrieben, Jimmi Schütt in Heilbronn. Sie sind nur in der vorlesungsfreien Zeit und an manchen Wochenenden da. „Sie kommen immer gerne“, sagt Ossenbrügge. Denn das Training ist zwar intensiv, aber sehr balllastig. Da ist jeder Spieler schnell zufrieden.

Ich vergleiche beide immer mit dem Duo Klinsmann und Löw.

Dieter Junge

Moderner Coach

Der Trainer ist trotz seiner 76 Jahre keiner vom alten Schlag. Der Mittelkirchener ist die Entwicklungen des Fußballs mitgegangen: „Wenn man am Ball bleibt, kann man sich selbst verwirklichen. Ich bin durch den Fußball jung geblieben.“

Er schulte für den NFV Trainer und war jahrelang Jugendtrainer beim VfL Güldenstern Stade. In Lühe bildet er mit Steffen Wilkens das Gespann. „Ich vergleiche beide immer mit dem Duo Klinsmann und Löw. Der eine ist Stratege, der andere fußballverrückter Motivator“, sagt Junge.

Helmut Ossenbrügge

Helmut Ossenbrügge bildete für den NFV einst Trainer aus. Foto: FuPa/Scheffler (nomo)

Was Lühe noch fehlt

Ossenbrügge bereitet sich intensiv auf die Einheiten vor, steuert gezielt Stärken und Schwächen an. Was den Spielern noch fehlt: Erfahrung und Wettkampfhärte. Das bekam die SG Lühe gegen robuste Hammaher zu spüren.

Gegen Buxtehude-Altkloster und beim Letzten Cranz-Estebrügge schwächelte Lühe ebenfalls. Im Topspiel gegen Agathenburg-Dollern sorgte Lühe dann aber wohl für die Vorentscheidung. Die SG hat sieben Punkte Vorsprung auf einen Nichtaufstiegsplatz.

Mario Scheffler

Mario Scheffler macht für Lühe regelmäßig den Unterschied. Er ist bester Torschütze der Liga. Foto: Brunsch

Fangemeinde wächst rasant

Nach schwereren Jahren läuft es auch in anderen Teams. Die zweite Mannschaft (3. Kreisklasse) und die Frauen (Kreisliga) führen ihre Tabellen an. Lühe III und ein zweites Frauen-Team haben sich etabliert. „Wir haben die Weichen für die Zukunft gestellt“, sagt Junge.

Die Fußballer unterstützten zudem den Schützenverein, machen bei Blutspenden und DKMS-Typisierungen mit, arbeiten mit Schulen zusammen und halten die Sportanlagen in Eigenregie modern. Eine Belohnung seien viele Fans - bei Heim- und Auswärtsspielen. Vielleicht auch bald wieder in der Kreisliga.

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