TWas macht Stades schwimmendes LNG-Terminal plötzlich vor Dänemark?

Jetzt geht sie in Skagen auf Reede. Dabei sollte die Energos Force (früher Transgas Force) eigentlich längst in Stade als schwimmendes LNG-Terminal in Betrieb sein. Foto: Deutsche Energy Terminal
Vor fast genau einem Jahr hat Stade die Ankunft des LNG-Terminals Energos Force groß gefeiert. Bis heute ist es nicht in Betrieb - und fährt jetzt gerade nach Dänemark. Das ist der Grund.
Skagen. „Großer Tag für die Region“ titelte das TAGEBLATT, als das schwimmende LNG-Terminal am 15. März vor einem Jahr den Stader Anleger erreichte. Damals hieß es noch, das Terminal werde „in wenigen Monaten“ in Betrieb gehen. Doch inzwischen gibt der Betreiber Deutsche Energy Terminal (DET) noch nicht einmal mehr ein Datum an.
Seit 26. Januar ist das schwimmende LNG-Terminal schon nicht mehr vor Ort in Stade. Es lag in der Deutschen Bucht vor Anker, weil die Liegewanne wieder einmal ausgebaggert werden sollte. Aber es ist immer noch nicht wieder zurück - und jetzt sogar auf dem Weg nach Dänemark. Am Donnerstagnachmittag um 16.45 Uhr war es bei vesselfinder.com im Fischer-Seegebiet vor dem deutschen Nachbarland zu sehen.
Im Moment heißt es: Skagen statt Stade
Eine detaillierte TAGEBLATT-Nachfrage bei der DET führt zu einer sparsamen Antwort: „Das LNG-Terminal in Stade ist noch nicht in Betrieb. Die FSRU Energos Force wird im Hafen von Skagen vorübergehend auf Reede gehen, wo die technische und logistische Versorgung des Schiffs und der Crew optimal gewährleistet ist.“ Warum genau Team und Technik dort besser versorgt werden können als in Stade, hat die DET nicht beantwortet.
Wie berichtet, hatte die niedersächsische Hafengesellschaft NPorts Instandsetzungs- und Baggerarbeiten am LNG-Anleger im Seehafen in Stade-Bützfleth angekündigt, bevor die Energos Force Stade am 26. Januar verließ, um in der Deutschen Bucht auf Reede zu gehen. Das war auch zuvor schon einmal notwendig, weil die Liegewanne immer wieder verschlickt und für das schwimmende LNG-Terminal auf einer Tiefe von 16,5 Metern gehalten werden muss.
DUH spricht von Pleiten, Pech und Pannen
Das sei teuer und aufwendig, bemängelt auch die Deutsche Umwelthilfe (DUH) in einer aktuellen Pressemitteilung. Zudem richte die Verklappung des Baggerguts einen ökologischen Schaden an. Überhaupt sei das Projekt von Pleiten, Pech und Pannen gekennzeichnet.
„Zur Versorgungssicherheit hat das Projekt bisher keinen Beitrag geleistet“, schreibt die DUH. Die Kosten für den Steuerzahler seien dagegen enorm: Von der landeseigenen NPorts wurden 300 Millionen Euro in einen neuen Anleger investiert. Hinzu kommen die Charterkosten für die bisher ungenutzte Energos Force.
Enorme Kosten für die Bereederung
Wie berichtet, gehen Experten davon aus, dass die Bereederung des Terminalschiffs etwa 200.000 Euro kostet - pro Tag. Die DET und das Wirtschaftsministerium haben sich auf TAGEBLATT-Nachfrage bedeckt gehalten, dieser Aussage aber nie widersprochen.
Die DUH hat nun ausgerechnet, dass die Charterkosten für ein LNG-Terminalschiff sogar zwischen 200.000 und 400.000 Euro am Tag liegen dürften. „Das haben wir aus dem Haushaltstitel zurückgerechnet, in dem die Kosten für alle LNG-Terminals zusammen enthalten sind“, erklärt Constantin Zerger von der DUH. Für die Energos Force ergäben sich daraus für ein Jahr Charterkosten von 73 bis 146 Millionen Euro. Zudem wurden 4 Milliarden Euro an Bundesgarantien für den Standort gewährt.
Energieversorgung
Wann geht das LNG-Terminal in Stade endlich in Betrieb?
Das Terminalschiff sollte auch Arbeitsplätze nach Stade bringen: 70 im operativen Betrieb, davon 30 direkt auf der Energos Force, und weitere 30 im Umfeld. Ob und wann das passieren wird, steht aktuell in den Sternen. „Wir bitten um Verständnis, dass wir zum jetzigen Zeitpunkt keine Angaben zu einem Termin für die Inbetriebnahme des Terminals Stade machen können“, heißt es von der Pressestelle der DET.

Das Bildschirmfoto zeigt die Energos Force am Donnerstag, 13. März, um 16.44 Uhr in der Nordsee im dänischen Fischer-Seegebiet. Foto: Bildschirmaufnahme von vesselfinder.com