TWasser sparen statt Surfparkbau: BUND Stade spricht von „fatalem Fehler“

Wasser versickert und wird zu Grundwasser - laut BUND aber nicht mehr genug. Foto: Julian Stratenschulte/dpa
Der BUND hat eine neue Studie vorgelegt: Er sieht die Ressource Grundwasser schwinden - auch im Kreis Stade. Stades Stadtwerke-Chef hält dagegen.
Stade. „Grundwasserstress in Deutschland“ heißt die Studie, die der BUND kürzlich veröffentlicht hat. Der Kreisvorsitzende Heiner Baumgarten sieht auch in Stade einen Wasserstress-Faktor: den Surfpark.
Der BUND fordert aktuell ein Umdenken in der Wasserpolitik. Auch in Stade, sagt der Kreisvorsitzende Heiner Baumgarten mit Blick auf den geplanten Surfpark. Er verweist auf die vor wenigen Tagen vom BUND veröffentlichte Studie „Grundwasserstress in Deutschland“, erarbeitet vom gemeinnützigen Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE) GmbH.
BUND: Grundwasserbilanz im Kreis Stade auf Rot
Die Studie belege, dass die Grundwassernutzung in vielen Regionen Deutschlands nicht nachhaltig ist und es bereits zu Mangelsituationen kommt.
„Auch im Landkreis Stade zeigt die Bilanz auf Rot. Das bedeutet, es wird mehr Grundwasser entnommen, als neu gebildet werden kann“, sagt Baumgarten.
In dieser Bilanz werde die Entnahme von Wasserwerken, Industrie, Landwirtschaft und Privathaushalten summiert und der Neubildungsrate gegenübergestellt. „Angesichts dieser Erkenntnisse ist es ein fataler Fehler, ein Projekt wie den Surfpark mit seinem hohen Wasserbedarf für reinen Freizeitspaß zu genehmigen und zu realisieren“, erklärt der BUND-Kreisvorsitzende.
Wir müssen den Verbrauch reduzieren, die Nutzung stärker priorisieren und mehr Wasser in der Landschaft halten
Heiner Baumgarten, Kreisvorsitzender BUND
Es sei den Bürgern nicht mehr vermittelbar, dass sie auf das Füllen ihrer Planschbecken und Pools verzichten sollen, wenn die Politik Trinkwasser verbrauchende Großprojekte zulasse - „für den Freizeitspaß einiger weniger, die sich den Eintritt in den Surfpark leisten können“.
Trinkwasser sei das wichtigste Lebensmittel und nicht ersetzbar. „Deshalb müssen wir den Verbrauch reduzieren, die Nutzung stärker priorisieren und mehr Wasser in der Landschaft halten“, sagt Baumgarten.
Was ist mit dem Stader Trinkwasser?
Trifft dies auf die Grundwasservorkommen zu, aus denen die Stadtwerke Stade schöpfen und aus denen der Surfpark sein Becken füllen würde? Stadtwerke-Chef Christoph Born ordnet die Situation anders ein.
Er verweist auf eine Untersuchung im Auftrag der Stadtwerke Stade zu den Auswirkungen klimabedingter Veränderungen auf die Grundwasserförderung der Wasserwerke Stade-Süd und Stade-Hohenwedel aus dem Jahr 2023.
Versorgung noch gesichert
Weil es nicht regnet: Kaum neues Grundwasser
Die Studie der Stadtwerke kommt zu dem Ergebnis, dass auf Basis der aktuellen Daten keine klimabedingten negativen Auswirkungen auf die Grundwassergewinnung der beiden Wasserwerke anzunehmen ist. „Hinweise, die einen unmittelbaren Rückschluss auf eine geringe Grundwasserverfügbarkeit liefern, sind aus der Untersuchung nicht ableitbar“, sagt Born.
Enges Messprogramm für Pflanzenschutzmittel im Wasser
Um die in der Studie des BUND aufgeführte Verschmutzung von Grundwasser zu vermeiden, gebe es für beide Wasserwerke ausgewiesene Wasserschutzgebiete, erklärt Born.
Dort dürfen Landwirte ihre Flächen zum Schutz des Grundwassers nur eingeschränkt bewirtschaften. Mit den Landwirten werde daran gearbeitet, beim Nutzen von Pflanzenschutzmitteln die Ressource Grundwasser im Blick zu haben.
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Bei erhöhtem Aufwand für mechanische Bodenbearbeitung erhalten Landwirte beispielsweise einen finanziellen Ausgleich. Laut Born bestimmt ein enges Messprogramm Pflanzenschutzmittel und deren Abbauprodukte in verschiedenen Tiefen des Grundwassers und überwacht Auswirkungen auf die Grundwasserqualität.
Der BUND appelliert dennoch an die Politik im Land und in den Kommunen, die Warnungen der Studie ernst zu nehmen und zu handeln, bevor die Situation unumkehrbar wird. Wassersparen sei das Gebot der Stunde. „Projekte wie der Surfpark sind nicht zukunftsfähig und nachhaltig“, so die abschließende Bewertung des BUND Stade.
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