TWeihnachtsgruß aus der Karibik: Das große Abenteuer einer Buxtehuder Schülerin

Die Schülerin Hanmari Witte verbringt dieses Weihnachtsfest nicht im Kreis ihrer Familie in Buxtehude, sondern mit 43 weiteren Jugendlichen und Crew auf der Gulden Leeuw in der Karibik. Foto: HSHS/ Felix Schmitt
An Bord statt zu Hause - so hat Hanmari Witte noch nie Weihnachten gefeiert. Für sieben Monate ist die 16-Jährige mit einem segelnden Klassenzimmer unterwegs. Was steckt dahinter?
Buxtehude. Bei 30 Grad auf einem Dreimaster in der Karibik: Dieses Weihnachtsfest wird die 16-jährige Hanmari Witte wohl nie vergessen. In den vergangenen Wochen hat die Buxtehuderin Tausende von Seemeilen über den Atlantik zurückgelegt. An Bord der Gulden Leeuw segelte sie mit der Crew der High Seas High School und 43 weiteren Jugendlichen von Wilhelmshaven über Madeira, Teneriffa und die Kapverden bis in die Karibik.
Seit der fünften Klasse träumt Hanmari von der Gulden Leeuw
Für die Schülerin geht damit ein Traum in Erfüllung. Als Hanmari in der fünften Klasse von dem außergewöhnlichen Projekt des segelnden Klassenzimmers hörte, stand für sie fest: „Das will ich machen.“ In Klasse 11 ist es nun Wirklichkeit geworden.

Blick aus dem Klüvernetz auf die Gulden Leeuw. Foto: HSHS/ Fritzi
Mittlerweile hat der Großsegler nach Martinique und Carriacou nun Grenada erreicht. Hier liegt das Schiff an Heiligabend in der Prickly Bay vor Anker. Gemeinsam wird ein Drei-Gänge-Menü gekocht und von den Secret Santas gibt es Geschenke.
Seit Beginn der Adventszeit weihnachtet es an Bord - mit geschmücktem Baum. In den 1. Dezember hat Hanmari reingefeiert, mit den Leuten der 0 bis 4 Uhr Wache. „Wir hatten alle Weihnachtsmützen auf und haben Last Christmas und so auf der Brücke gehört“, erzählt sie. Trotzdem ist die Weihnachtsstimmung anders, „weil das Wetter überhaupt nicht dazu passt“.
Zum Fest gibt es ein besonderes Geschenk
Für Hanmari ist es der erste Heiligabend ohne die Eltern. Natürlich packt sie gerade in dieser Zeit mal die Sehnsucht nach zu Hause. Aber für dieses Abenteuer nimmt sie ein Weihnachten fern von Familie und Freunden gern in Kauf.
Zum Fest gibt es noch ein besonderes Geschenk: vier Stunden Handyzeit. Bis auf einen Blog, in dem die Schüler von ihren Erlebnissen schreiben, ist das segelnde Klassenzimmer nämlich ein Offline-Projekt. Der Kontakt zu den Lieben daheim ist bewusst begrenzt.

Beim Swim Call dürfen die Jugendlichen von Bord aus baden gehen - bei passender Wetterlage auch gerne mal mitten auf dem weiten Ozean. Foto: HSHS/ Philipp
Seit sie im Oktober von Wilhelmshaven in See gestochen sind, hatten die Schüler nur dreimal ihre Telefone zur freien Verfügung - für maximal zwei Stunden. Dabei wurde vielen klar, wie wenig es das Handy braucht.
Hanmari nimmt von ihrer großen Fahrt einen Koffer voll Erfahrungen mit. Die Arbeit auf der Gulden Leeuw hat ihr gezeigt, „dass man sich nicht immer mit allen versteht, aber dennoch jeden Tag als Team zusammen arbeiten kann.“
Die Buxtehuderin ist jetzt ein Golden Monkey
Den ersten Sturm galt es schon auf der Nordsee zu meistern. „Die Anfangszeit war echt brutal. Wir waren alle sehr seekrank. Es heißt nicht umsonst Nordsee ist Mordsee“, so Hanmari. 40 Meter hoch in der Takelage am Top Gallant beim Ein- und Auspacken der Segel war es dann auch um die Buxtehuderin geschehen.

Wer ein Golden Monkey sein will, muss hoch oben im Rigg klettern gelernt haben. Foto: HSHS/ Marie
„Ich war das erste Mal auf solcher Höhe und voller Adrenalin. Auf einmal wurde mir ganz komisch und dann musste ich einfach runter.“ Inzwischen ist sie ein Golden Monkey und hat das Zertifikat zum Klettern im Rigg in der Tasche.

Abenteuer machen hungrig: Die Jugendlichen müssen auch in der Küche fleißig mit anpacken. Foto: HSHS/ Marie
Das Leben auf dem 70 Meter langen Schiff ist hart. Segel setzen, das Schiff sauber machen, für alle kochen und rund um die Uhr in Schichten Wache halten - die Jugendlichen müssen kräftig mit anpacken. Dazu kommt der Schulunterricht, den Lehrer hier beim Navigieren auf See und während der Expeditionen an Land praxisnah gestalten.
Die Naturschauspiele sind der Wahnsinn
Es ist ein Zusammenleben auf engstem Raum. Die Jugendlichen schlafen alle gemeinsam im Dorm, immer zwei Kojen übereinander. Fotos von zu Hause, ein kleiner Kuschelbär von Mama und Sorgenpüppchen unterm Kissen trösten im Notfall. Viel Zeit für die Koje ist nicht. „Schlaf wird hier total überbewertet“, erklärt die Buxtehuderin mit einem Lachen. Manches Mal hat sie bis zur Wache durchgemacht, um nichts zu verpassen.
„Ich habe noch nie so viel innerhalb von zweieinhalb Monaten erlebt “, sagt sie mit Blick auf die erste Etappe. „Der Wahnsinn“ sind die Naturschauspiele - Delfine und Pottwale, Meeresleuchten und Mondbogen.

Als Mid Atlantic Party gab es auf der Gulden Leeuw einen Tanz auf dem Ozean. Foto: HSHS/ Felix
Oder Erlebnisse wie der Tanzball auf dem Atlantik, das Übernachten am Strand und Schwimmen mitten im Ozean, mit Sprung vorne vom Netz. Bevor es über Kuba und Bermuda zurückgeht, wird sie in Costa Rica ihren 17. Geburtstag feiern.
Hanmari erwartet ein „Gruß an Bord“ im NDR
Was ihr am meisten im Herzen bleiben wird? „Die Leute, die ich auf dem Schiff und an Land kennengelernt habe. Die machen die Reise aus“, sagt die 16-Jährige. Nicht zu vergessen das imposante Schiff: „Es beeindruckt mich, wie viel man mit Wind erreichen kann. Das macht so viel Spaß, dass ich mir im Moment gar nichts anderes vorstellen kann.“
Mit dem TAGEBLATT schickt Hanmari Grüße an Mama und Papa, die Familie, die beste Freundin und Mitschüler: „Ich liege hier am Strand, esse Ananas und trinke aus Kokosnüssen.“ Sie selbst erwartet an Heiligabend noch eine Überraschung: Hanmari bekommt eine Weihnachtsbotschaft mit dem „Gruß an Bord“ im NDR Radio.
Unter https://www.lietz-nordsee-internat.de/high-seas-high-school/toern-202425/unser-blog/ findet sich der Blog zur Reise.