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Wohnungsmarkt

TWohnungen in Buxtehude: Hier gibt es bis zu 70 Bewerber auf eine Wohnung

Stefan Conath, Vorstandsvorsitzender der Buxtehuder Wohnungsbaugenossenschaft, steht vor dem Gebäude an der Apensener Straße 14/16, das modernisiert wird.

Stefan Conath, Vorstandsvorsitzender der Buxtehuder Wohnungsbaugenossenschaft, steht vor dem Gebäude an der Apensener Straße 14/16, das modernisiert wird. Wärmepumpen ersetzen die früheren Gas-Etagenheizungen. Foto: Sulzyc

621 Wohnungen bewirtschaftet die Wohnungsbaugenossenschaft Buxtehude. Die Mieten sind günstig - und deshalb sind die Wohnungen begehrt. Wie stehen die Chancen?

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Von Thomas Sulzyc
Freitag, 19.07.2024, 05:50 Uhr

Buxtehude. Voraussichtlich ab Herbst soll in der Stadt Buxtehude die Mietpreisbremse wirken. Das Land Niedersachsen hat das Stadtgebiet und die Hansestadt Stade in die Mieterschutzverordnung mit aufgenommen.

Dort, wo die Bremse gilt, darf bei Wiedervermietung einer Wohnung die Miete höchstens um zehn Prozent über der ortsüblichen Vergleichsmiete liegen.

621 Wohnungen verwaltet die Genossenschaft

Wer bezahlbaren Wohnraum in Buxtehude sucht, hofft nicht selten auf eine Wohnung im Bestand der Buxtehuder Wohnungsbaugenossenschaft. 621 Wohnungen in 124 Gebäuden bewirtschaftet das Unternehmen, überwiegend in Buxtehude, teilweise in Jork und Estebrügge. Zweck der 1910 gegründeten Genossenschaft ist eine sichere und preisgünstige Wohnungsversorgung.

Das gelingt dem Unternehmen mit Erfolg. Die Mitgliederversammlung hat vor kurzem im Tanzhaus Buxtehude die Ausschüttung einer Dividende in Höhe von drei Prozent auf einen Geschäftsanteil beschlossen.

Die vorgesehene Ausdehnung der Mietpreisbremse werde die Genossenschaft in ihrem Alltagsgeschäft nicht betreffen. „Wir bewegen uns ohnehin im unteren und mittleren Rahmen des Mietpreisspiegels“, sagt der Vorstandsvorsitzende Stefan Conath.

Nettokaltmieten unter 7 Euro

Für Buxtehuder Verhältnisse gelten die Mieten als besonders preisgünstig: Die durchschnittliche Nettokaltmiete im Bestand der Genossenschaft lag 2023 bei rund 6,93 Euro pro Quadratmeter und stieg damit leicht von rund 6,77 Euro pro Quadratmeter im Jahr 2022.

Zum Vergleich: Für den Wohnungsmarkt in Buxtehude ermittelte das Portal Immobilienscout 24 eine durchschnittliche Nettokaltmiete von 10,20 Euro pro Quadratmeter im Jahr 2024.

Die Wohnungsbaugenossenschaft verlange laut Stefan Conath nur in wenigen Ausnahmen bei Neuvermietungen und nach aufwendiger Sanierung eine Nettokaltmiete über 10 Euro.

Das 2021 errichtete Mehrfamilienhaus an der Apensener Straße 4 ist eines der modernsten im Bestand der Buxtehuder Wohnungsbaugenossenschaft. Es ist mit der Grünen Hausnummer für energieeffizientes Sanieren und Bauen in Niedersachsen ausgezeichnet.

Das 2021 errichtete Mehrfamilienhaus an der Apensener Straße 4 ist eines der modernsten im Bestand der Buxtehuder Wohnungsbaugenossenschaft. Es ist mit der Grünen Hausnummer für energieeffizientes Sanieren und Bauen in Niedersachsen ausgezeichnet. Foto: Sulzyc

So groß ist die Nachfrage bei Neuvermietungen

Deshalb sind Wohnungen der Buxtehuder Wohnungsbaugenossenschaft begehrt. Wie sehr, das macht folgende Aussage deutlich: „Bei Neuvermietungen haben wir 60 bis 70 Anfragen pro Wohnung“, sagt Stefan Conath.

Weil die Nachfrage so groß ist, bewirbt das Unternehmen seine freien Mietwohnungen ausschließlich auf der eigenen Internetseite. Neun Angebote sind es dort aktuell.

Wohnungen vermietet die Genossenschaft nahezu ausschließlich an Mitglieder. In den Mitgliederkreis zu gelangen, also Genossenschaftsanteile zu erwerben, ist zurzeit selten: „Unternehmensanteile zeichnet im Moment nur, wer eine Wohnung zugesprochen bekommt“, sagt Stefan Conath.

Genossenschaftsanteile zu zeichnen und damit ein Anrecht auf eine Wohnung in naher und mittlerer Zukunft zu erwerben, ist also nicht möglich. Das ist Ausdruck des angespannten Wohnungsmarktes in Buxtehude.

Zusätzlichen Wohnraum schafft die Genossenschaft im Kleinen im eigenen Bestand. In dem 1953 errichteten Gebäude an der Apensener Straße 14 bis 16 ließ sie das Dach ausbauen und sanieren. Balkone wurden angebaut. Mit Strom betriebene Wärmepumpen ersetzen die früheren Gas-Etagenheizungen.

Anschluss an Nahwärmenetz ist denkbar

Die Energieversorgung ihrer Bestandsgebäude stellt die Genossenschaft von fossiler Energie auf alternatives Heizen um. Im Moment sei es die Wärmepumpe, sagt Stefan Conath.

Eine zusätzliche Option scheint möglich: „Wir haben die Hoffnung, dass ein Drittel unseres Wohnungsbestandes an ein Nahwärmenetz angeschlossen werden könnte“, sagt Conath. Dabei handelt es sich um Wohnungen nahe dem Neubaugebiet Giselbertsraße im Umfeld der Jahnstraße und Hastedtstraße. Beschlossene Sache sei das aber nicht.

Rund 1,4 Millionen Euro hat die Buxtehuder Wohnungsgenossenschaft 2023 in die Modernisierung ihres Bestandes investiert. Dabei handelt es sich zum Beispiel um die Sanierung von Heizungen, Kellern oder die Ausstattung mit Balkonen.

Neubauvorhaben betreibt die Buxtehuder Wohnungsbaugenossenschaft wegen der seit Jahren andauernden hohen Baukosten in Deutschland nicht. Die Novelle der Niedersächsischen Bauordnung allein, die schnelleres, einfacheres und damit günstigeres Bauen zum Ziel hat, reiche für wirtschaftliche Wohnungsneubauvorhaben nicht aus.

Die Absicht, einfachere Baukörper zuzulassen, sei zwar richtig, sagt Stefan Conath - aber: „Wir werden ohne öffentlichen Zuschuss nicht neu bauen können.“

Die Stadt Buxtehude will jährlich eine Million Euro bereitstellen, um eine mietpreisgebremste städtische Eigenvermietung aufzubauen. Ob das mit einem spürbaren Effekt gelingen kann, ist mehr als offen.

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