TChristopher Street Day: CDU ist sauer auf Lühes Bürgermeister Gerke

Bürgermeister Timo Gerke geht beim Christopher Street Day (CSD) voran. Foto: Vasel
CDU und Bürgermeister Timo Gerke streiten sich - jetzt auch über den Christopher Street Day. Das steckt hinter dem Zoff im Alten Land.
Steinkirchen. Rund 260.000 Menschen strömten vor einer Woche zum Christopher Street Day (CSD) nach Hamburg. Auch einige Mitarbeiter und der Bürgermeister der Samtgemeinde Lühe, Timo Gerke, beteiligten sich am Demonstrationszug unter dem Motto „Wir sind hier, um zu bleiben. Queere Menschen schützen.“ Als einzige Kommune war die Samtgemeinde Lühe mit einem Truck beim CSD vertreten.
Doch jetzt tobt ein Streit zwischen CDU und Bürgermeister. Im nicht-öffentlichen Verwaltungsausschuss kam es am Montagabend zu einem heftigen Schlagabtausch zwischen Gerke (parteilos) und dem Vorsitzenden des Samtgemeindeverbands der Christdemokraten, Gerd Dehmel.
Bei diesem war Gerkes Aussage im TAGEBLATT vom 4. August, dass auch die CDU sich im Vorfeld des Christopher Street Days kritisch geäußert habe, sauer aufgestoßen. „Das ist gelogen“, sagt Dehmel.
Politik wollte keine Steuergelder für CSD verschwenden
Was war passiert? Im Juli war Gerke im Urlaub. In der Samtgemeinde brodelte die Gerüchteküche. Es hieß, dass unter anderem der Bauhof für den Christopher Street Day eingespannt werden soll und die Samtgemeinde sich an der Demo offiziell beteiligt. Inge Massow-Oltermann (FWG) stellte eine Anfrage.

Gruppenbild mit den Altländern vor dem Start der Demo. Foto: Vasel
Gerke schrieb am 20. Juli eine Rundmail an alle Ratsmitglieder. Er versicherte den Kommunalpolitikern, dass keine Fahrzeuge des kommunalen Bauhofs zum Einsatz kommen. Und er betonte in der Mail: „Die Samtgemeinde Lühe nimmt nicht offiziell am CSD teil.“
Vielmehr hätten sich einige Mitarbeiter der Verwaltung entschieden, „privat und auf freiwilliger Basis an der Veranstaltung teilzunehmen“. Ziel sei es, „ein klares Zeichen für Vielfalt, Respekt und Toleranz zu setzen“. Das seien Werte, die auch im öffentlichen Dienst eine zentrale Rolle spielten. „Gleichzeitig möchten wir mit dieser Aktion das Wir-Gefühl innerhalb der Belegschaft stärken“, schrieb Gerke.
Er versicherte der Politik, dass „keine Steuergelder verwendet“ werden und der Samtgemeinde Lühe „keine Kosten“ entstehen. Fahrzeuge und Geräte der Kommune werden den Mitarbeitern nicht zur Verfügung gestellt. Es handele sich nicht um einen Betriebsausflug.
„Es werden keine Arbeitsstunden aufgewendet, die Teilnahme erfolgt ausschließlich in der Freizeit“, versicherte Gerke. Pape Logistics stellte Fahrer und Sattelzug, Holzbau Oellrich die OSB-Platten, mit denen verhindert werden sollte, dass Menschen beim CSD unter den Auflieger geraten. Für ihn war die Sache damit erledigt.
CDU-Bürgermeister hält Verwaltungsteilnahme für schräg
Das sah Christdemokrat Dirk Thobaben nicht so. Der Bürgermeister der Gemeinde Hollern-Twielenfleth, der auch im Rat der Samtgemeinde Lühe sitzt, setzte noch am selben Abend eine Antwort auf. „Die Aussage, dass es gut wäre, dass die Verwaltung beim CSD ein Zeichen für Selbstverständlichkeiten wie Respekt, Toleranz und Vielfalt setzen soll und dafür am CSD in Hamburg teilnehmen möchte, ist für mich schon etwas schräg“, heißt es wortwörtlich in seiner Mail.
Thobaben machte diese ratsöffentlich, im Gespräch mit dem TAGEBLATT zitierte der CDU-Politiker aus der Mail. Er schrieb weiter: „Dass diese Teilnahme das Wir-Gefühl innerhalb der Belegschaft stärken soll, halte ich für genauso schräg.“

Tausende freuen sich über den CSD-Truck der Mitarbeiter der Verwaltung der Samtgemeinde Lühe. Foto: Vasel
Dass Mitarbeiter der Verwaltung „auch in ihrer Arbeitszeit“, womöglich mit der Billigung oder der Förderung des Samtgemeindebürgermeisters, den CSD-Auftritt vorbereitet hätten, halte er für „verwerflich“. Seine Äußerungen seien keinesfalls ein Statement gegen den CSD. „Wenn sich Mitarbeiter dazu privat außerhalb des Dienstes verabreden, ist das durchaus legitim“, sagt Thobaben.
CDU-Chef weist Gerke-Vorwurf zurück
Gerkes Äußerungen gegenüber dem TAGEBLATT will CDU-Chef Gerd Dehmel nicht hinnehmen. Die CDU habe „keine Kritik“ an der CSD-Teilnahme an sich geäußert. Letztere sei schließlich privat gewesen. Auch die CDU Lühe stehe für Respekt, Toleranz und Vielfalt. Er verwies auf das Engagement von Bürgermeisterin Sonja Zinke (CDU) aus Steinkirchen. Diese habe bereits 2022 mit den Ratsfrauen aus den Reihen von CDU, Grünen, FDP, FWG und SPD die Regenbogenflagge gehisst.

Im Mai 2022 hissen die Ratsfrauen die Regenbogenfahne vor dem Rathaus in Steinkirchen (von links): Ulrike Mohr, Sonja Zinke, Michaela Peske, Nicola Hahn und Margaret Schindler. Inge Massow-Oltermann fehlt. Foto: Lohmann (Archiv)
Einstimmig hatte der Samtgemeinderat im März 2022 beschlossen, die Regenbogenfarben zum Pride Month auf der Homepage zu zeigen und vor dem Rathaus die Regenbogenfahne zu hissen. Die Altländer wollten - auf Initiative der Ratsfrauen - damit ihre „Solidarität mit allen LGBTQ+ zeigen“. Die Abkürzung steht für Menschen, die lesbisch, schwul, bisexuell, trans*, queer und/oder intergeschlechtlich sind.
Dehmel kann auch nicht nachvollziehen, dass keine Politiker mitfahren durften. Einige hätten ihr Interesse bekundet. Gerke habe zum wiederholten Male seine Neutralitätspflicht verletzt und sich negativ über die CDU geäußert. Es werde Gerke „nicht gelingen, einen Keil zwischen Verwaltungsmitarbeiter und Christdemokraten zu treiben“. Diese stünden zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung.
Bürgermeister Timo Gerke steht zu seinen Worten
Gerke hingegen sieht in der „Schräg“-Mail eine Kritik. Es war eine private Aktion der Verwaltungsmitarbeiter, sagt er. Er wirft der CDU vor, ihn seit seinem Amtsantritt zu jagen.
A26Gemeinsam mit Omas gegen Rechts und dem Bunten Block Buxtehude hätten sie ein „starkes Zeichen für Demokratie, Vielfalt und Toleranz gesetzt. Dafür werde ich mich als Bürgermeister weiter einsetzen.“
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