TDamit Anlieger nicht mehr absaufen: Kreis Stade finanziert Hochwasserschutz-Gutachten für Lühe

Bei der Weihnachtsflut 2023 wurde das Deichschart an der Lühe in Guderhandviertel in letzter Minute geschlossen. Foto: Vasel
Immer wieder tritt die Lühe bei Starkregen-Fluten über ihre Ufer. Bei Sturmflut droht Ungemach. Dann ist das Lühe-Sperrwerk dicht, der Fluss wird zum Stausee. Jetzt soll untersucht werden, wie der Abfluss verbessert werden kann.
Steinkirchen. Der Ausschuss für Klimaschutz, Umwelt und Regionalplanung des Landkreises hat sich einstimmig dafür ausgesprochen, den Hochwasserschutzverband Aue zu unterstützen. Die Politik will rund 32.000 Euro für ein Gutachten zum Abflussverhalten der Lühe zwischen dem Bullenbruch in Horneburg und der Mündung in Grünendeich bewilligen.
Damit wird ein erster Punkt aus dem Maßnahmenpaket umgesetzt, das Politik, Verwaltung, Feuerwehren und Verbände beim Hochwassergipfel im Februar 2024 geschnürt hatten.
Erhebliche Unterschiede des Wasserstandes
In der Lühe unterhalb von Horneburg seien in der Vergangenheit erhebliche Unterschiede des Wasserstandes beobachtet worden, so Kreisbaurätin Madeleine Pönitz. Sie verweist unter anderem auf das Weihnachtshochwasser 2023. Mit einer hydraulisch-hydrologischen Untersuchung sollen deshalb Engstellen festgestellt werden.
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Außerdem soll geprüft werden, mit welchen Maßnahmen der Abfluss der Lühe verbessert werden kann. Für das Gutachten hatten sich insbesondere die Grünen, aber auch Wilhelm Ulferts, Oberdeichrichter des Deichverbands der II. Meile Alten Landes, und Lühes Samtgemeindebürgermeister Timo Gerke starkgemacht.
Lühe verfügt über ausreichend Tiefgang
Für das Gutachten werden Versandung, Verschlickung und Querschnitte überprüft. Peilungen des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamts Elbe-Nordsee hätten ergeben, dass die Lühe über ausreichend Tiefgang verfüge.
Im Gegensatz zu Gebirgsbächen gibt es in der Marsch allerdings praktisch kein Gefälle. Im Fokus stehen unter anderem Brückenbauwerke in Horneburg und im Alten Land, aber auch illegale Deiche. Diese könnten als Engpass eine Aufstauwirkung im Verlauf der 13 Kilometer langen Lühe haben.

Offen ist, ob die Neubrück zwischen Guderhandviertel und Neuenkirchen die Lühe aufstaut und den Abfluss behindert. Hier ein Foto aus dem Dezember 2023 - nach der Flut. Foto: Vasel
Oberdeichrichter Ulferts, der auch Chef des Hochwasserschutzverbands Aue ist, hofft, dass die Untersuchung des Büros BWS die Notwendigkeit eines Spitzen-Schöpfwerks an der Lühe-Mündung untermauert. Dieses könnte die Wassermassen bei Starkregen aus der Lühe in die Elbe pumpen, wenn die Stemmtore bei einer Sturmflut nicht mehr geöffnet werden können. Bei der klimaschutzbedingten Erhöhung der Hauptdeiche an der Elbe müsse das Sperrwerk ohnehin erneuert werden.
Co-Finanzierung für Hochwasserberater sichern
Des Weiteren will der Landkreis die Co-Finanzierung eines Hochwasseransprechpartners (520-Euro-Minijob) bei der Samtgemeinde Lühe prüfen. „Das Weihnachtshochwasser hat gezeigt, dass ein sehr hoher Bedarf an Aufklärung etwa zu Vorsorgeschutzmaßnahmen für einen Hochwasserfall herrscht“, sagt Kreisbaurätin Pönitz.
Die Anwohner sind im Wasserhaushaltsgesetz verpflichtet, ihre Gebäude im Überschwemmungsgebiet bis zu einer Höhe von 2,60 Meter über Normalhöhennull zu sichern. Das heißt: Schotts vor Fenstern und Türen, Pumpen oder Sandsäcke für den Notfall. Der Kreis Stade verweist auf das bereits im Jahr 1974 per Verordnung festgesetzte Überschwemmungsgebiet.
Bürgermeister Timo Gerke: „Ich freue mich, dass der Landkreis Stade uns unterstützt.“ Er werde sich jetzt im Rat für die Schaffung der Stelle einsetzen.