THadag lässt die Fähre Cranz-Blankenese ruhen - Wie geht es weiter?
Die Hadag-Fähre macht vor dem Este-Sperrwerk am Anleger Neuenfelde fest. Foto: Vasel
Ein Aus der Linie HBEL steht schon lange im Raum. Jetzt hat die Hadag die Verbindung zwischen dem Alten Land und Blankenese „ruhend gestellt“. Was bedeutet das für die Zukunft?
Altes Land. Bereits im Juli berichtete das TAGEBLATT von den Plänen der Hadag, das Liniennetz neu aufzustellen - mit einem wahrscheinlichen Aus für die Fährverbindung zwischen Cranz und Blankenese. „Auf der Fährlinie Cranz - Blankenese kann aufgrund der Verschlickung der Este kein zuverlässiger Betrieb stattfinden“, hieß es in einer nicht-öffentlichen Präsentation, die dem TAGEBLATT vorliegt.
Nun hat die Hadag in Abstimmung mit der Behörde für Verkehr und Mobilitätswende in Hamburg und der Hochbahn den Betrieb auf der HBEL-Linie ruhend gestellt. „Die Linie wird bis auf Weiteres nicht mehr bedient“, erklärt die Hadag auf Nachfrage. Damit fährt bis auf Weiteres weder von Cranz noch von Neuenfelde eine Fähre gen Hamburg. Fahrgäste könnten mit dem Bus zum Anleger Finkenwerder kommen, empfiehlt die Hadag. Von dort fahren die Linien 62, 64 und 66.
Bürgervertretung: „Wir nehmen die Hadag beim Wort“
„Wir begrüßen, dass es keine Einstellung der Fähre ist, sondern eine Ruhigstellung ist“, sagt Friedrich Boy von der Bürgervertretung Francop-Cranz. „Aber wir nehmen die Hadag hier beim Wort.“ Was er damit betonen will: Es ist kein endgültiges Aus für die Verbindung vom Alten Land nach Hamburg. „Aber wenn wir nicht weiter bohren, dann ist das de facto eine Einstellung.“
Wie mehrfach berichtet plagen die Fähre viele Probleme. Auf der HBEL gingen 2023 im Schnitt gerade mal 7 (Winter) bis 23 Fahrgäste pro Tag (Sommer) an Bord. Ein Grund: Schlick und Niedrigwasser der Este. Aber auch Personalmangel sorgt dafür, dass die Fähre Cranz extrem unregelmäßig ansteuern kann. Seit Frühjahr habe man die Fähre kaum gesehen, sagt auch Boy Friedrich. Die Hadag bestätigt: Seit Anfang Juli ist die Linie nicht mehr bedient worden. Dies betrifft auch den Anleger Neuenfelde.
Doch wie realistisch ist eine Wiederaufnahme der Linie? Das sei abhängig von den Rahmenbedingungen, teilt die Hadag auf TAGEBLATT-Anfrage mit. „Hierzu gehört, dass die Zuverlässigkeit des Linienwegs in jedem Fall gewährleistet sein muss“, sagt ein Sprecher.
Kritik an der Hadag: Hausaufgaben nicht gemacht
Er nimmt die Hadag in die Pflicht. Seit 1963 sei das Unternehmen in Verantwortung für die Fähre und habe ihre Hausaufgaben nicht gemacht. Das Unternehmen habe in der Zeit nichts aufgebaut, stattdessen „verschrottet und verkümmern“ lassen. Die Hadag hat viele Schiffe in Betrieb gestellt, aber keins davon passe zu den Gegebenheiten vor Ort, so Boy Friedrich. Dazu gehören auch Veränderungen am Anleger in Cranz.
Trotz der Kritik wolle man nach vorne schauen. „Wir erwarten aber konkrete Ideen von der Hadag“, sagt der Bürgervertreter. „Und wenn das nichts bringt, dann gibt es noch eine politische Ebene.“
Hier kommt Gudrun Schittek ins Spiel. Die Grüne setzt sich wie Boy Friedrich und viele andere für den Erhalt der Fähre ein. Auch sie sieht weiterhin eine Perspektive für die Zukunft: „Der Bedarf ist auf jeden Fall vorhanden, nicht nur in Cranz und Neuenfelde , sondern auch aus Buxtehude, Stade, Jork und Neu Wulmstorf.“
Linke: Cranz und Neuenfelde werden abgehängt
Schärfere Worte nutzte die Linksfraktion in der Bürgerschaft. Sie kritisierte, dass die Stadtteile Cranz und Neuenfelde abgehängt würden. „Mit der Einstellung der Fähre zwischen Cranz und Blankenese verschwindet nicht nur die älteste Fährverbindung, sondern auch die schönste“, erklärte der hafenpolitische Sprecher Norbert Hackbusch.
Um ihre Fähre zu erhalten, haben die Cranzer schon viele Vorschläge gemacht. Boy Friedrich hofft, dass die Fähre zumindest an den Wochenenden sowie im Sommer in Zukunft wieder fahren kann. Er hofft allerdings, dass die HBEL im Gesamtzusammenhang mit anderen Fähren betrachtet wird. „Nicht nur touristisch, sondern auch mit Blick auf den Nahverkehr. Das hat Perspektive.“
Die weiteren Änderungen im Überblick
Die Hamburger Hafenfähren fahren künftig auf etwas veränderten Linien. Der Betreiber Hadag kündigte an, ab 4. November werde es in der Woche eine Direktverbindung zwischen den Landungsbrücken und Finkenwerder geben. Die Fahrzeit verringere sich um einige Minuten.
Ab 1. März sollen am Wochenende ab Finkenwerder Fähren nach Blankenese fahren. Der Elbvorort bekommt damit auch wieder eine Fährverbindung mit nur einmaligem Umsteigen zu den Landungsbrücken. Außerdem soll die Linie 64 zwischen Teufelsbrück, Rüschpark und Blankenese häufiger verkehren.
Die Fähren zwischen Landungsbrücken und Finkenwerder sollen im Winter zunächst nur alle 80 Minuten am Nachmittag und Abend fahren. Ab 1. März soll der Takt auf 40 Minuten verkürzt werden. Die Fahrzeit verkürzt sich, weil die Zwischenstopps Altona-Fischmarkt, Dockland-Fischereihafen, Neumühlen-Övelgönne und Bubendey-Ufer entfallen.
Die Fahrt auf der neuen Linie 66 werde darum nur 25 statt 32 Minuten dauern. Weil im Winter weniger Fahrgäste an den Zwischenstopps aus- und einsteigen, verringert sich der Zeitgewinn dann allerdings auf nur drei Minuten. „Mit der neuen Direktverbindung inklusive einer Endhaltestelle in Finkenwerder erfüllen wir einen Wunsch vieler Pendlerinnen und Pendler“, sagte Hadag-Vorständin Tanja Cohrt.
Die bei Touristen beliebte Linie 62 zwischen Landungsbrücken und Finkenwerder mit allen Zwischenstopps bleibt bestehen. (mit dpa)

Die Hadag bietet künftig auf der Elbe eine Nonstop-Verbindung zwischen den Landungsbrücken und Hamburg-Finkenwerder an. Foto: Jonas Walzberg/dpa