THochwasser-Alarm an der Lühe und in Dammhausen - So ist die Lage

Die Lühe führt immer noch viel Wasser. Links sind Häuser in Neuenkirchen zu sehen, rechts ist der Horneburger Hafen. Foto: Vasel
Die Hochwasserlage an der Lühe ist weiterhin brenzlig. Der Pegelstand ist hoch, das Wasser fließt am Überlauf in den Bullenbruch ab. Feuerwehr und andere Helfer sind schon den ganzen Tag im Einsatz. Die gute Nachricht: Entlastung ist in Sicht.
Altes Land. Update: 22:50 Uhr
In Jork-Wisch pumpen die Ortsfeuerwehren Moorende, Estebrügge und Borstel sowie das Technische Hilfswerk (TWH) aus Stade mit mehreren Pumpen das Wasser aus den Gräben über die Elbe. Allein die drei THW-Pumpen schaffen sieben Kubikmeter pro Minute.
Das THW umpt in Jork-Wisch rund 7 Kubikmeter pro Minuten über den Deich in die Elbe. Foto: Vasel

Feuerwehrleute von der Este beseitigen einen Damm in einem Graben, damit das Wasser besser abgepumpt werden kann. Foto: Vasel
Das Lühe-Sperrwerk ist wieder geschlossen. Der Regen hat wieder eingesetzt.
Rückblick:
Kreisbrandmeister Peter Winter spricht bei der Einsatzbesprechnung um 18 Uhr am Montag von einer „statischen Lage“. Inzwischen wurde das Lühe-Sperrwerk wieder geöffnet, das bringt zusätzliche Entlastung. Kreisweit gebe es keine kritische, nicht beherrschbare Lage. In Buxtehude hat Stadtbrandmeister Nils Krugmeier 1500 Sandsäcke füllen lassen - falls am Poggenpohl die Lage kritisch wird. Oberdeichrichter Wilhelm Ulferts hat mit seinem Verband den Umdeich weiter im Blick. Möglicherweise wir eine Schwachstelle mit einer Spezialfolie verstärkt. Die Deichwacht läuft die Lühe-Deiche ab.
Feuerwehr, Deichverbände sowie Wasser- und Bodenverbände hoffen jetzt, dass durch die Sperrwerks-Öffnung möglichst viel Wasser abläuft. Gegen 3 Uhr wird das nächste Hochwasser erwartet. Positiv sei auch, dass es am 1. Weihnachtstag tagsüber nicht geregnet hat.

Das Lühe-Sperrwerk wurde am Abend wieder geöffnet. Foto: Vasel
Im Fokus steht aktuell vor allem der Bereich Jork-Wisch, wo einige Flächen unter Wasser stehen. Die Feuerwehr pumpt hier mit Unterstützung des Technischen Hilfswerks (THW) Wasser von der Feldmark über den Deich. Heute Abend steigt ab 22 Uhr im Fährhaus Kirschenland ein Weihnachtsball mit etwa 600 Gästen - aufgrund der Pumpen ist der Veranstaltungsort nur über Jork-Borstel zu erreichen.
Erste Feuerwehren rücken wieder ein
Die Horneburger Feuerwehr ist derweil wieder eingerückt, während die Ehrenamtlichen in der Samtgemeinde Lühe noch im Einsatz sind. Die Mitglieder der Deichverbände laufen den Lühe-Deich weiter ab und kontrollieren auch die Friedensbrücke in Horneburg. Landrat Kai Seefried dankte den Ehrenamtlichen von Feuerwehr, Wasser- und Bodenverbände sowie Deichverbänden kreisweit.
Gegen 17 Uhr stand das Wasser in der Lühe bei Horneburg schon wieder über 2,41 Meter NN (Normalhöhe Null). Der Fluss ist randvoll, am Bullenbruchpolder läuft das Wasser wieder über die Überlaufschwelle. Viele Schaulustige betrachten das Spektakel.
Informeller Katastrophenschutzstab im Einsatz
Die Feuerwehren in den Samtgemeinden Lühe und Horneburg waren gegen fünf Uhr am Morgen des 1. Weihnachtstages ausgerückt. Der erste Einsatz am 25. Dezember: Ein noch nicht geschlossenes Deichschart in Neuhof in Guderhandviertel musste geschlossen werden. Der Pegelstand in der Lühe ist hoch: 2,41 Meter über NN, hieß es morgens um 6 Uhr. Die Überlaufstelle, an der das Wasser bereits in den Bullenbruch-Polder läuft, liegt bei 2,30 Meter NN. An der Oberen Lühe musste die Feuerwehr in Neuenkirchen, Mittelnkirchen und Guderhandviertel vollgelaufene Keller auspumpen.
Kurz darauf schloss die Feuerwehr in Horneburg den Dammbalken an der Friedensbrücke am Vordamm. Dort steht das Wasser schon knapp unterhalb der Brücke. Ein informeller Katastrophenschutzstab ist vor Ort: Die Gemeindebrandmeister von Horneburg (Torben Schulze), Lühe (Jens Kuck) und Jork (Jens Lohmann), der stellvertretende Stadtbrandmeister Buxtehude (Jan Durhack, Oberdeichrichter Wilhelm Ulferts, Landrat Kai Seefried, Wilfried Sprekels von der Rettungsleitstelle, die Bürgermeister Timo Gerke (Lühe) und Knut Willenbockel (Horneburg) sowie Ortsvorsteher Heinrich Bröhan aus Dammhausen haben die Lage im Blick und besprechen sich laufend. Die Deichverbände sind alarmiert und werden Deichwachen aufstellen.
Sorge vor späterer Flutwelle aus Harsefeld
Die Deichverbände fordern die Menschen auf, die Deiche nicht mehr zu betreten. Sie seien vom Hochwasser aufgeweicht.
Die Situation ist unter Kontrolle, der Pegelstand fällt inzwischen wieder, doch die Bürger sind aufgerufen, wachsam zu sein, die Lage im Blick zu behalten und Autos aus tief liegenden Gebieten wegzufahren. „Wir treffen jetzt präventive Maßnahmen für die nächsten Stunden und Tage. Aktuell besteht aber keine Gefahr, dass die Lühe über die Deiche tritt“, sagt Landrat Seefried.
Es besteht allerdings zurzeit die Sorge, dass zu einem späteren Zeitpunkt noch eine Flutwelle vom Oberlauf der Lühe, die dort Aue heißt, folgen könnte. Denn die Regenrückhaltebecken in der Samtgemeinde Harsefeld sind jetzt schon übervoll. Zudem ist das Lühe-Sperrwerk noch geöffnet, muss aber wegen der auflaufenden Flut in der Elbe bald wieder geschlossen werden.
Nach Regenfällen
T Lage angespannt: Hochwasser im Kreis Stade hält Feuerwehren auf Trab
Dammhausen schützen: Feuerwehr riegelt Ilsmoorbach ab
In Horneburg wird befürchtet, dass Treibsel sich an der Friedensbrücke am Vordamm festsetzen und die Brücke dadurch zum Staudamm machen könnte. Ein Bagger wird in Bereitschaft gehalten, um eventuell in die Lühe fallende Baumstämme schnell entfernen zu können.

Blick auf das Hochwasser am Umdeich. Foto: Vasel
An der Jorker Chaussee südlich von Dammhausen riegelt die Feuerwehr den Ilsmoorbach mit Bigpacks ab, damit das Wasser nicht nach Dammhausen abläuft - nur eine Vorsichtsmaßnahme, denn laut Oberdeichrichter Ulferts ist das Fassungsvermögen des Bullenbruchs noch längst nicht erreicht. Für die Este besteht zurzeit keine akute Gefahr.
K26 zwischen Dammhausen und Jork zeitweise gesperrt
Die Horneburger Feuerwehr wappnet sich derweil für die kommenden Tage: Sandsäcke aus dem Lager des Deichverbandes und der Feuerwehr Jork - hier liegen insgesamt 250.000 Stück - werden im Laufe des Tages nach Horneburg gebracht.
Hochwasser-Alarm an der Lühe und in Dammhausen
Am Poggenpohl werden bereits Transformatoren mit Sandsäcken geschützt, damit in Teilen von Dammhausen der Strom nicht abgestellt werden muss. Hier sind der Zug I der Ortsfeuerwehr Buxtehude, sowie die Ortswehren aus Dammhausen, Hedendorf und Neukloster im Einsatz. Die Kreisstraße 26 musste kurzzeitig gesperrt werden.
Beim Aldi im Westmoor Buxtehude haben Feuerwehr und Bauhof gemeinsam mit dem Technischen Hilfswerk (THW) eine Sandsackbefüllstation eingerichtet. Dafür nutzen die Helfer den Sand, der für den Bau der Kita Wettern gedacht ist.

Feuerwehr, Technisches Hilfswerk und der Buxtehuder Bauhof befüllen Sandsäcke. Foto: Vasel
Hochwasser: Angespannte Lage schon an Heiligabend
Der anhaltende Regen hat am Sonntag mancherorts im Landkreis Stade für Überschwemmungen gesorgt. Einigen Wohnhäusern kam das Wasser gefährlich nahe - und ließ Keller volllaufen.
Alleine bis Nachmittag verzeichnete die Feuerwehr 47 Hochwasser-Einsätze, wie Feuerwehrsprecher Stefan Braun auf TAGEBLATT-Nachfrage sagte. Betroffen waren demnach vor allem die Samtgemeinde Lühe, Jork, Kehdingen, Oldendorf-Himmelpforten und Fredenbeck.
Nachts sei es noch vereinzelt zu Alarmierungen im Bereich der Lühe gekommen, so Braun weiter. Auch er betont: Es sei noch keine kritsche Lage, aber unter Beobachtung.
In Oldendorf-Himmelpforten und in Fredenbeck gibt es weiterhin hohe Wasserstände. „Viel hohes Wasser, aber nichts Dramatisches. In Lühe allerdings steht das Wasser richtig, richtig hoch“, sagte Braun am Montagvormittag. An der Feuerwehrtechnischen Zentrale in Stade wurde der Verschluss für Sandsäcke aufgehoben - Feuerwehren könnten diese bei Bedarf abholen, sagte der Feuerwehrsprecher.
Die Feuerwehr sei in Bereitschaft, aber man müsse abwarten, wo etwas passiert. „Wir hatten jetzt Glück, dass es ein paar Stunden keinen Regen gab, aber das Wasser ist noch nicht weg.“

Die Deichwacht behält die Lage im Blick. Foto: Vasel