TJork ehrt Shantymen Uwe Richters und Günter Gröbel mit dem Bürgerpreis

Bürgermeister Matthias Riel zeichnete Uwe Richters und Günter Gröbel vom Altländer Shantychor mit dem Bürgerpreis der Gemeinde Jork aus (von links). Foto: Vasel
Der Bürgerpreis der Gemeinde Jork geht in diesem Jahr an zwei kulturelle Botschafter des Alten Landes: Uwe Richters und Günter Gröbel vom Altländer Shantychor.
Jork. Kurz vor 17 Uhr lüftete Bürgermeister Matthias Riel (parteilos) am Sonnabend im Museum Altes Land in Jork nach dem Lessing-Gespräch ein Geheimnis. Einstimmig hatte der Rat am 18. September den Beschluss gefasst, fast alle hielten sich an ihre Verschwiegenheitspflicht.
Riel würdigte das vorbildliche Engagement der beiden Shantymen Uwe Richters und Günter Gröbel aus Jork-Borstel und -Lühe. Mit großem Herz hätten sie über Jahrzehnte das kulturelle Leben im Alten Land geprägt. Riel ging in seiner Laudatio auf die Geschichte des Altländer Shantychores ein. Begonnen hatte alles mit einer Kleinanzeige im Magazin „Dat Ole Land“; am 17. November 1981 trafen sich die Gründer im Fährhaus Kirschenland in Wisch.
Ohne Uwe Richters hätte es den Verein nie gegeben
Bei Bier und Köm hätten sie den Verein aus der Taufe gehoben. Seefahrtschule, Reedereien und Leuchttürme - all‘ das habe es im von Schifffahrt und Obstbau geprägten Alten Land gegeben. Doch ein Shantychor fehlte. Dieser habe sich schnell „zu einem kulturellen Botschafter des Alten Landes“ entwickelt. Mit den beiden Shantymen würden die Gründerväter des Chores geehrt, zwei feste, authentische Größen und „unverwüstliche Felsen in der Brandung“. Beide hätten sich in viele Herzen gesungen, das Publikum sang und singe begeistert mit.

Bürgermeister Matthias Riel hielt die Laudatio bei der Bürgerpreisverleihung im Rahmen der Lessing-Gespäche. Foto: Vasel
Richters war über Jahrzehnte der 1. Vorsitzende, Gröbel der wortgewaltige Moderator. Mit ihren Liedern hätten sie ihre Zuhörer auf Reisen zu den Klängen und Traditionen der Seefahrt mitgenommen - und das maritime Erbe des Alten Landes bewahrt. Uwe Richters habe als 1. Vorsitzender den Altländer Shantychor zu einer Marke gemacht. Mehr als 3000 Auftritte und neun Alben hätten den Chor in der Region, aber auch deutschland- und weltweit bekannt gemacht. Hafengeburtstag, Blütenfest, Aktuelle Schaubude und Schiffstaufen - die Altländer sind überall gern gesehen. Ihr Shanty-Festival zog in diesem Jahr nach Jork um, in die Altländer Festhalle. Auch bei der Steuben-Parade in New York wurden sie begeistert empfangen.
Sogar einen Vizekanzler und Außenminister rührten sie zu Tränen. In den 1990er Jahren sangen sie auf dem 1896 gebauten Frachtensegler Rickmer Rickmers. Joschka Fischer habe sich ein Lied von Freddy Quinn gewünscht. Doch das hatten sie nicht im Repertoire, stattdessen stimmten sie „Seemann, deine Heimat ist das Meer“ an. „Da kamen dem Joschka glatt die Tränen“, erinnerte sich Gröbel im Gespräch mit dem TAGEBLATT.

Übergabe der Urkunden. Foto: Vasel
Uwe Richters und seine Shantymen hätten auch immer ein Herz für die Menschen gehabt; Auftritte in Kirchen, Krankenhäusern, Kitas, Seemannsmissionen und Seniorenheimen sowie Benefiz-Konzerte für die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) und Opfer des Ukraine-Kriegs zeugten davon, unterstrich Riel.
Sabbelbüdel Gröbel nimmt das Publikum mit auf die Reise
Richters war der Admiral, Gröbel der Kapitän. „Uns Kaptein“, so wird Günter Gröbel bis heute von den Mitgliedern genannt. Um Shantys und Döntjes glaubwürdig zu präsentieren, müsse man die Weltmeere befahren haben und wie ein Seemann schnacken können, so der Rathaus-Chef. Gröbel habe als Steuermann und Kapitän die Weltmeere befahren. Der gebürtige Usedomer holte Eisenerz aus Chile, fuhr später auch auf Feederschiffen und brachte sogar den Nachfahren der Meuterer der HMS Bounty auf Pitcairn Island die Post.
Wenn er von den Sehnsüchten der Seemänner sprach, krachten die Brecher förmlich auf die Bühne. Wenn sich ein Schiff durch den Orkan kämpft, „dann ist das Publikum an Bord“. Auf Platt und Hochdeutsch habe er Wissen vermittelt und Döntjes erzählt - verbunden mit viel Witz. Er sei als erster Shantyman ein geborener Alleinunterhalter und ziehe Besucher in den Bann der Seefahrt.

Volles Haus bei der Bürgerpreisverleihung und Lessing-Gespräch im Museum Altes Land in Jork. Foto: Vasel
Beide zeichne ein vorbildlicher und bewundernswerter Gemeinschaftssinn aus. Sie hätten mit ihrem Wirken viele Brücken geschlagen und den Zusammenhalt in der Gesellschaft gestärkt. Sie seien ein „leuchtendes Beispiel“ für ehrenamtliches Engagement. 2023 verließen sie die Brücke, Jens Bersuch und Seija Giesen bilden seitdem das Vorsitzenden-Team des 62-köpfigen Chores.
Dank der zahlreichen Seeleute unter seinen Mitgliedern - von Reedern über Kapitäne und Schiffsoffiziere bis hin zum Smutje, unter denen auch fünf waschechte Kap Hornier - habe das Wirken des Chores von Anfang an unter einem guten Stern gestanden. „In der Seefahrtsschule haben wir schon zusammen gesungen“, erinnert sich der Shantyman und Sabbelbüdel. Er sei glücklich, dass Richters sie alle 1981 ins Boot geholt habe.
Shantymen halten Erinnerung an die Zeit großer Segelschiffe wach
Sie legen und legten Wert auf echte Shantys und Seemannslieder. Wer die Augen schließt, fühlt sich bei ihren Auftritten in die Zeit der großen Segelschiffe des 19. Jahrhunderts zurückversetzt. Die Shantys waren die Arbeitsgesänge der Seeleute.

Ob zur See oder in der Festhalle: Der Altländer Shanty-Chor lässt seit 1981 die alten Seefahrerlieder weiterleben. Foto: Christian Götting
„Es sind Lieder aus dem Leben“, das mache den Erfolg aus. Shantys hatten ihre große Zeit auf den Großseglern. Es waren die Arbeitslieder der Windjammer. Sie dienten sowohl der Unterstützung als auch der Koordination körperlich harter und anspruchsvoller Arbeiten, die ohne Maschinenkraft nur in gemeinsamer Kraftanstrengung erledigt werden konnten - wie beispielsweise das Ankerlichten, das Segelsetzen, das Einholen der Segel und Netze, Durchholen der Taue, Aufziehen der Rahen, die Arbeit an Winden und Pumpen, aber auch beim Be- und Entladen.
„Beim Hieven des Ankers bewegten sich alle gleichmäßig, der Hol kommt immer auf einen bestimmten Takt“, so Gröbel. Oft folgen diese Lieder dem Call-and-Response-Schema, bei dem einer, der sogenannte Shantyman, die Strophe singt und die Mannschaft dann gemeinsam den Refrain anstimmt. Bei der harten Arbeit während der monatelangen Seereisen fern der Heimat hoben Shantys die Moral. So wie der Chor heute - im Alten Land.