TLücke im Elbdeich ist wieder geschlossen - Hundekot verseucht Schaf-Futter

Lückenschluss vor der Sturmflutsaison: Mit einer Planierraupe wird der Elbdeich an der Kreisstraße 39 in Jork-Hinterbrack modelliert. Foto: Vasel
Beim Schutz vor Sturm- und Starkregenfluten im Kreis Stade geht’s voran. Doch Oberdeichrichter Wilhelm Ulferts hat auch eine schlechte Neuigkeit.
Jork. Es ist geschafft: Vor Beginn der Sturmflutsaison haben die Bauarbeiter am Montag die Lücke im Hauptdeich in Jork-Hinterbrack geschlossen. Mit Hilfe einer Planierraupe modellierten sie den provisorischen Deichabschnitt. Der Schutz ist mit acht Metern über Normalhöhennull ausreichend. Damit sich die schützende Grasnarbe möglichst schnell bilden kann, wurde die Saat flüssig auf den Kleiboden aufgespritzt.

Nach dem Planieren wird frische Grassaat aufgespritzt. Foto: Vasel
Der Deichverband der II. Meile Alten Landes mit Sitz in Jork hat Vorbereitungen für den Ernstfall getroffen, berichtet Oberdeichrichter Wilhelm Ulferts. Damit der Deich bei den Sturmfluten in der Zeit zwischen Oktober und April nicht beschädigt wird, kann der Abschnitt mit Spezialfolien abgedeckt werden. Diese schützen den Deichkörper insbesondere vor Wellenschlag, solange die Grasnarbe noch nicht dicht genug ist.
Deicherhöhung soll im Frühjahr 2026 starten
Der Abschnitt war aufgerissen worden, um Rohre für das neue Siel auf einer Länge von 70 Metern unter dem Hauptdeich zu verlegen. Das alte Siel musste im Zuge der klimawandelbedingten Elbdeicherhöhung aus statischen Gründen ersetzt werden.
Das 2,7 Millionen Euro teure Bauwerk sichert die Be- und Entwässerung in dem 300 Hektar großen Gebiet an der Hinterbracker Wettern. Anfang 2026 soll das neue Siel an die Wettern angebunden werden. Diese Arbeiten können auch in der Sturmflutzeit erfolgen.
Küstenschutz
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Ulferts rechnet in den kommenden Wochen mit dem Planfeststellungsbeschluss durch den Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz für die Deicherhöhung zwischen Cranz und Hahnöfersand Ost auf 9,40 Meter Normalhöhennull.
Möglichst noch in diesem Jahr will Ulferts die Arbeiten ausschreiben, damit die Bagger ab Mitte April 2026 rollen können. 90.000 Tonnen Klei werden auf einer Länge von 2000 Metern verbaut. Deutlich mehr als acht Millionen Euro wird das voraussichtlich kosten.

Blick von der K39 auf die Deichbauarbeiten auf Höhe des neuen Siels in Hinterbrack. Foto: Vasel
Für den Ausgleich wird auf der wasserabgewandte Seite auf einer Fläche von vier Hektar ein artenreicher Gräser-Mix ausgebracht. Der Streit um die mesophilen Gräser hatte die Erhöhung wiederholt verzögert. Auf der stärker gefährdeten Wasserseite wird weiter ein Deichgrasmix ausgebracht. Eigentlich sollte der neue Deich bereits in diesem Jahr fertig sein.
Vorbereitung für Dammbau im Bullenbruch starten
Voran geht es auch mit dem Hochwasserentlastungspolder Bullenbruch. Nach Änderung des Planfeststellungsbeschlusses könne 2026/2027 mit dem Bau der Deiche und Schöpfwerke begonnen werden. Ulferts hofft, dass die Baumaßnahmen im Dezember 2029 abgeschlossen sind. Das Bauwerk soll die Stadt Buxtehude, die Samtgemeinde Horneburg und das Alte Land schützen.
Lehmhaltiger Boden aus dem Baugebiet Westlich Appelhoff in Borstel wird zur Deichvorbelastung für den Damm am Ilsmoorbach genutzt. Der Sand-Klei-Mix wird bis zu 40 Zentimeter hoch aufgeschüttet. Die Torfschicht ist eine Herausforderung. Ulferts rechnet damit, dass der Damm westlich des Poggenpohls (Dammhausen) erst einmal höher ausfällt. Aufgrund der schwierigen Bodenverhältnisse im Moor wird dieser fast 50 Zentimeter sacken. Geplant ist eine Endhöhe von 1,25 Metern.

Wehinachtshochwasser 2023: Blick in den überschwemmten Bullenbruch, Heiligabend wurde am Poggenpohl ein „Deich“ aufgeschüttet. Foto: Vasel
Die Riesenbadewanne im Bullenbruch läuft voll, wenn das Wasser von Aue/Lühe bei 2,30 Meter Normalhöhennull bei Starkregen und/oder bei einem zeitgleich über drei Tiden geschlossenen Lühe-Sperrwerk (Sturmflut-Fall) über die Überlaufschwelle an der K36 in Horneburg läuft. Bis zu vier Millionen Kubikmeter fasst dieser. Bei einem Jahrhunderthochwasser laufen 2,7 Millionen Kubikmeter rein. Nach Flutung werden die Landwirte entschädigt.
Das Bauwerk wird 15 Millionen Euro kosten. Nach Fertigstellung wird der Hochwasserschutzverband Aue/Lühe es übernehmen. Der Polder ist eine Lehre aus dem Juli-Hochwasser von 2002. Seinerzeit war die Aue/Lühe über ihre Ufer getreten: Wohngebiete in Horneburg wurden überschwemmt, ein Sandsackwall stoppte die Wassermassen am Poggenpohl. Die separate Planung, abgekoppelt vom Deichbau an Aue/Lühe, startete 2011.
Hundekot verseucht das Winterfutter der Deichschafe
Doch Ulferts hat aktuell nicht nur gute Nachrichten zu verkünden. Nach den Deich-Mäharbeiten an Este und Lühe steht fest: Das Heu kann erstmals nicht als Winterfutter für die Deichschafe dienen. „Die Verunreinigungen durch den Hundekot sind zu stark, die Infektionsgefahr für die Schafe ist zu groß“, klagt der Oberdeichrichter.

Das Heu der Schutzdeiche entlang der Este und Lühe ist duch Hundekot verunreinigt. Foto: Vasel
Die Erreger im Hundeschiet können zu schweren Erkrankungen, zu Fehlgeburten oder sogar zum Tod der vierbeinigen Deichschützer führen. Damit nicht genug: Es drohen Entsorgungskosten in Höhe von 90 Euro pro Tonne. Deshalb versucht der Verband jetzt, das verunreinigte Heu als Mist zu verwerten. Dafür wird es mit dem Schafsdung gemischt. Doch zu Bio-Dünger wird es nur, wenn im Prozess ausreichend hohe Temperatur entstehen und Keime abgetötet werden. Sein Appell: Hundekotbeutel nutzen, die Hunde nur an der Leine auf dem Deich führen.
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