TReißleine bei Lühe-Schulau-Fähre – Winterverkehr gestrichen

Die Lühe-Schulau-Fähre legt im Winter werktags um 7.10 Uhr am Anleger in Grünendeich ab. Foto: Vasel
Die Fähre schreibt seit Jahren tiefrote Zahlen - das hat jetzt weitere Konsequenzen. Pendler kritisieren die Rotstift-Entscheidung für 2025. Die Hintergründe.
Grünendeich. Lediglich im Sommer wird die Lühe-Schulau-Fähre (LSF) weiterhin zwischen Grünendeich und Wedel die Elbe mehrfach täglich queren. Doch im Herbst/Winter - von Mitte Oktober bis Anfang April - wird der Linienverkehr ab dem Jahr 2025 ersatzlos eingestellt. Aktuell können die Pendler, die Touristen und die Ausflügler vom 14. Oktober 2024 bis zum 6. April 2025 montags bis freitags an Bord der Dat Ole Land II gehen. Insgesamt 42 Fahrten werden angeboten.
Fähre wird im Winter zum Ausflugsdampfer
Die Gesellschafter wollen mit dem Wegfall der Winterfahrten vor allem an der Kostenschraube drehen. Die Reduzierung der Betriebsstunden des 2011/2012 auf der Werft Bolle in Derben (Sachsen-Anhalt) gebauten Schiffs werde die Technik schonen, aber auch längere Überholungen durch Crew und Werft ermöglichen. Damit soll die Verlässlichkeit der Fähre in den Sommermonaten erhöht werden.

Volle Kraft voraus: Die Fähre legt im Morgengrauen am Lühe-Anleger ab. Foto: Vasel
Die Entscheidung sei „schweren Herzens“ getroffen worden, so LSF-Geschäftsführerin Ute Bülau. Die Fährlinie fährt seit Jahren ein dickes Minus ein, Tendenz steigend. Früher lag das Defizit bei etwa 200.000 Euro. Mit knapp 400.000 Euro kalkulieren die Gesellschafter in ihren Haushalten aktuell. Instandsetzung und Kraftstoff gehen ins Geld.
Der Verlust wird anteilig ausgeglichen. Die Stadt Stade hält 25 Prozent an der Fähre. Der Landkreis Stade ist mit seinem Anteil von 35 Prozent größter Anteilseigner. Wedel hält 20 Prozent, die Samtgemeinde Lühe und die Gemeinde Jork sind mit je zehn Prozent beteiligt. Folge: Die Altänder Kommunen sind mit je 38.000 Euro im Jahr dabei.

Blick auf den Budenplatz am Lühe-Anleger in der Sturmflutsaison im Herbst/Winter. Foto: Vasel
Lühes Samtgemeindebürgermeister Timo Gerke hatte sich deshalb in der Gesellschafterversammlung dafür stark gemacht, das Schiff in der touristenarmen Zeit im Alten Land zum Ausflugsdampfer umzufunktionieren. Eine Idee: Mehr Sonder- und Charterfahrten - beispielsweise von Hamburg nach Stade. Im Winter könnten (nicht nur) Hamburger bei Glühwein und Punsch mit dem Schiff für einen Bummel über den Weihnachtsmarkt in den Stader Hafen einlaufen, sagt Gerke. Die Tide würde den Fahrplan bestimmen, bei der Fahrt müsste ein Lotse an Bord sein.
Pendler üben Kritik an der Rotstift-Entscheidung
Die knapp 35 Pendler sind über die Entscheidung der Gesellschafterversammlung informiert worden. Der Jorker Christian Wilde ist „schwer enttäuscht“. Er hätte sich Alternativen wie ein kleineres Schiff (Wassertaxi) gewünscht.

Knapp 35 Pendler nutzen die Lühe-Schulau-Fähre. Foto: Vasel
Bei mehr Verlässlichkeit der Fähre hätten sich wieder mehr Berufstätige den längeren Arbeitsweg durch den Elbtunnel gespart, so ein anderer Pendler. Die Verbindung habe Potenzial. Es sei ein Schlag ins Gesicht treuer Kunden.

Abfahrt der Lühe-Schulau-Fähre. Foto: Vasel
Bis zu 80.000 Fahrgäste gehen an Bord, vor allem Ausflügler und Touristen. Das Schiff kann bis zu 250 Fährgäste und 70 Fahrräder in 25 Minuten zwischen Grünendeich (Lühe-Anleger) und Wedel über die Elbe transportieren. Es gibt ein offenes Sonnendeck mit Sitzplätzen unter freiem Himmel sowie ein geschlossenes Deck mit klimatisiertem Fahrgastraum.
Gesellschafter investieren in ihr Schiff
Die Bürgermeister und Landrat Kai Seefried, Vorsitzender der Gesellschafterversammlung, wollen so die Zukunft der Fähre langfristig sichern. Die Hadag hatte jüngst die Fährlinie Cranz-Blankenese auf Eis gelegt - aus Kostengründen und wegen des Personalmangels.
Die LSF sei unverzichtbar für den Tourismus. Die Crew bleibt an Bord. Gleichzeitig werde kräftig in das Schiff investiert. Im Februar wird es auf ein geschlossenes System umgerüstet. Bislang werden die Antriebswellen von Wasser umspült. Der Schlick im Elbwasser wirkt wie Schmirgelpaste auf wichtige Motorelemente. Ausfälle waren die Folge.
Bessere Anbindung an die Buslinien im Sommer
Doch im Sommer tut sich etwas Positives. Durch enge Abstimmung der Fahrpläne werden die Fahrgäste der Fähre, vom Pendler bis zum Ausflügler, bessere Anschlussmöglichkeiten an die KVG-Buslinien im Alten Land und nach Stade sowie an den Elbe-Radwanderbus erhalten. Das soll bereits zum Start des Sommerfahrplans im April 2025 greifen.

Blick auf das Tor und den Lühe-Anleger in Grünendeich am frühen Morgen. Foto: Vasel
„Damit bieten wir unseren Fahrgästen einen deutlichen Mehrwert“, sagt Ute Bülau, „hier greifen Fähr- und Buslinienverkehr ineinander, das ist eine großartige Stärkung des ÖPNV im Alten Land.“

Lühe-Anleger ohne Schiff. Foto: Vasel