TRepowering für alte Windräder: Warum der Agathenburger Windpark wachsen soll

Ein Windrad im Windpark Agathenburg direkt neben der A 26. Foto: Lohmann
Im Oktober 1995 gingen neun Windräder auf dem Gebiet der Gemeinde Agathenburg in Betrieb. Nun hat der Gemeinderat einstimmig beschlossen, die fast 30 Jahre alten Anlagen zu repowern - und den Windpark langfristig auszubauen.
Agathenburg. Die Gemeinde Agathenburg hat einen wichtigen Schritt für die Zukunft des gemeindeeigenen Windparks an der A26 getan. Im Dezember beschloss der Rat einstimmig einen Antrag der CDU-Fraktion, wonach sich die Gemeinde für ein Repowering des Windparks an der A26 ausspricht.
„Das Thema begleitet uns schon längere Zeit im Rat“, sagt CDU-Fraktionsvorsitzender Marc Buerfeind auf TAGEBLATT-Anfrage. Die neun Windkraftanlagen mit 66 Metern Höhe vom Typ „Euroturbine ET 550/41“ des Herstellers HAG wurden bereits im Oktober 1995 auf dem Gebiet der Gemeinde Agathenburg in Betrieb genommen. Sie seien laut dem vorliegenden Antrag der CDU-Fraktion „nicht mehr zeitgemäß“ und bedürfen einer technischen Erneuerung.
Repowering-Pläne nicht neu
Den Schritt zum sogenannten Repowering der Windkraftanlagen, also dem Ersetzen bestehender Windkraftanlagen durch moderne und leistungsfähigere, verfolgt die Gemeinde Agathenburg schon seit Jahren. Im Juni 2022 schlug Bürgermeister Stefan Heins (CDU) bei der Vorstellung von Repowering-Plänen der Firma PNE AG aus Cuxhaven im Rat vor, sich mit einem Ratsbeschluss zur Unterstützung des Windprojekts zu positionieren. Der Beschluss wurde damals jedoch vertagt, das Konzept sollte zunächst in den Fraktionen beraten werden.
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„Wir haben uns externe Fachleute eingeladen, die uns in Vorträgen aufgezeigt haben, was im Gemeindegebiet windkrafttechnisch möglich ist“, sagt Buerfeind. Auf Basis der Expertenmeinungen habe die CDU-Fraktion ihren Antrag für den Zuspruch zum Repowering formuliert. Zudem forderte die Fraktion in ihrem Antrag den Landkreis Stade auf, „durch entsprechende planungs- und genehmigungsrechtliche Maßnahmen das Repowering des Windparks Agathenburg zu ermöglichen“. Die Samtgemeinde Horneburg soll unterstützend an dem Windkraftprojekt mitwirken.
Windpark Agathenburg soll wachsen
Gleichzeitig mit dem Antrag legte die CDU-Fraktion auch einen Übersichtsplan vor, der eine neue Flächenaufteilung für die Windkraftanlagen entlang der A26 vorsieht. So soll die ursprüngliche Fläche um zwei weitere Potenzialflächen erweitert werden, auf denen sich die neun Neuanlagen verteilen sollen. Die neue Flächenplanung ermögliche zudem mit Blick auf die Zukunft eine Erweiterung des Windparks. „Die Fläche ist da, man sollte sie also auch nutzen“, sagt Fraktionsvorsitzender Buerfeind.
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Bis die alten Anlagen zurückgebaut und die neuen aufgestellt würden, stünde jedoch noch viel Planungsarbeit in Zusammenarbeit mit Landkreis, Samtgemeinde und Anlagenbetreiber an. Die neuen Anlagen könnten zudem die alten höhentechnisch nochmal überragen. „Wenn wir jedoch langfristig weg von fossilen Brennstoffen wollen, müssen wir das in Kauf nehmen“, sagt Buerfeind. Für die Gemeinde entstünden durch das „Repowering“ zunächst keine Kosten. Buerfeind würde zudem ein Finanzierungsmodell für den Windpark begrüßen, bei dem sich Bürger direkt beteiligen können. Denn im Windpark Agathenburg stecke natürlich auch wirtschaftliches Potenzial für die Gemeinde. Ähnliche Modelle mit Bürgerbeteiligung werden derzeit auch in anderen Gemeinden im Landkreis Stade diskutiert, so etwa in den Gemeindegebieten Estorf und Hammah.
Landkreis überarbeitet Rechtsgrundlage für Windenergie
Rechtsgrundlage für jeden Windpark ist die Ausweisung eines Vorranggebietes im Regionalen Raumordnungsprogramm (RROP). Für den Windpark Altes Land war im RROP 1999 ein Vorranggebiet mit einer Größe von 90 Hektar ausgewiesen; auf der Grundlage wurde der Windpark seinerzeit genehmigt und gebaut. Weil dann aber die „Kulturlandschaft Altes Land“ ins Unesco-Weltkulturerbe aufgenommen werden sollte, wurde das Vorranggebiet bei der Neuaufstellung des RROP 2004 gestrichen. 2013 wurde der Teilplan Windenergie des RROP vom Oberverwaltungsgericht Lüneburg (OVG) aufgehoben.
Das neue RROP befinde sich derzeit in der Neuaufstellung, sagt Landkreis-Sprecher Daniel Beneke auf TAGEBLATT-Anfrage. Konkrete Aussagen zu einzelnen Projekten könne der Landkreis derzeit noch nicht machen. Fest stehe aber, dass im neuen RROP der Schwerpunkt auf Klimaschutz und Energiewende liegen werde, zum Beispiel durch den Ausbau von Wind- und Solarparks sowie den Schutz von Mooren. Das neue RROP soll 2026 in Kraft treten.