Zähl Pixel
Küstenschutz

TStau vermeiden: Hamburg legt Pläne für Deicherhöhung im Alten Land vor

Stau: Blick vom Neuenfelder Hauptdeich in Richtung Este-Sperrwerk im morgendlichen Berufsverkehr. Der Elbdeich soll erhöht, die Straße nach Süden verlegt werden. Der Auwald muss geschützt werden.

Stau: Blick vom Neuenfelder Hauptdeich in Richtung Este-Sperrwerk im morgendlichen Berufsverkehr. Der Elbdeich soll erhöht, die Straße nach Süden verlegt werden. Der Auwald muss geschützt werden. Foto: Vasel

Hamburg hat die Pläne für die Erhöhung des Hauptdeiches in Cranz und Neuenfelde und den Neubau der Straße überarbeitet. Das hat Folgen für die Hamburg-Pendler.

author
Von Björn Vasel
Donnerstag, 03.04.2025, 06:00 Uhr

Altes Land. Der Cranzer und der Neuenfelder Hauptdeich müssen erhöht werden. Die Vorbereitungen dazu laufen seit Oktober 2012. Seinerzeit hatte der Senat mit Blick auf den Klimawandel beschlossen, die Hauptdeiche zu erhöhen, doch Planer fehlten. Aus diesem Grund übernahm die Hamburg Port Authority (HPA) 2023/2024 das Projekt von der städtischen Realisierungsgesellschaft (ReGe). Die HPA stellte ein Projektteam zusammen und rollte die Planung neu auf.

Hamburg will Deich erhöhen und Verkehrsfluss verbessern

Der Deich soll auf einer Länge von 3,2 Kilometern zwischen Hinterbrack und Airbus-Werk um fast einen Meter auf bis zu 9,40 Meter über Normalhöhennull erhöht, zudem die Deichverteidigungs- und Hauptverkehrsstraße grundsaniert werden. Der Tide-Auenwald im Naturschutzgebiet Mühlenberger Loch ist tabu. Deshalb muss Hamburg den Hauptdeich binnendeichs erhöhen und verbreitern.

Die T-Kreuzung am Neuenfelder Damm soll eine Ampel bekommen.

Die T-Kreuzung am Neuenfelder Damm soll eine Ampel bekommen. Foto: Vasel

Außerdem soll die Entwässerung grunderneuert werden. Neue Bewässerungspumpwerke inklusive Druckrohrleitung zur Frostschutzberegnung im Obstbaugebiet und die Sanierung des Fährdeiches sind ebenfalls Bestandteil des Projektes.

Ein Kreisel am Estedeich in Cranz, eine Ampelanlage am Neuenfelder Damm und eine Verbreiterung der Straße ab der T-Kreuzung Neuenfelder Damm auf zwei Spuren stadteinwärts in Richtung Airbus sollen den Verkehrsfluss verbessern. Gesamtkosten: mindestens 55 Millionen Euro.

Neustart bei der Planfeststellung durch Hamburg

Allerdings können die Deich- und Straßenbauer noch nicht loslegen. Die Bearbeitung eines Änderungsantrages zur Planfeststellung stellte das Team im vergangenen Sommer ein. Dieses Verfahren war im August 2022 noch von der ReGe eingeleitet worden. Stattdessen will die HPA einen neuen Planfeststellungsantrag stellen.

Projektleiter Jörn Gutbrod begründete das im Regionalausschuss Süderelbe unter anderem mit „zusätzlichen Baugrunderkundungen in Cranz“. Deshalb sei Ende 2024 behördenintern beschlossen worden, die Deicherhöhungen in Cranz und Neuenfelde „in zwei separate Genehmigungsverfahren“ aufzuteilen. Die überarbeitete Entwurfsplanung für Neuenfelde soll in Kürze vorliegen, die Genehmigungsunterlagen noch in diesem Jahr erarbeitet werden. Danach wollen die Ingenieure die Pläne für Cranz in Angriff nehmen - im Jahr 2026.

Was ist geschafft? Die Pumpwerke und die Druckrohrleitung für den Obstbau sind fertig, im April stehe die Inbetriebnahme an. Im August 2024 hatten die Vorarbeiten begonnen. Die Landeigentümer hatten Hamburg einen Teil ihrer Flächen für die Deichertüchtigung zur Verfügung gestellt. Im Vorfeld wird, voraussichtlich ab dem 14. April, der Neuenfelder Fährdeich im Gegenzug asphaltiert. Fertigstellung: Juli 2025.

Blick auf die neuen Pumpwerke für die Frostschutzberegnung der Obstbauern am Neuenfelder Hauptdeich. Im Hintergrund ist das Schöpfwerk zu sehen.

Blick auf die neuen Pumpwerke für die Frostschutzberegnung der Obstbauern am Neuenfelder Hauptdeich. Im Hintergrund ist das Schöpfwerk zu sehen. Foto: Vasel

Laut Gutbrod handelt es sich nicht um eine Neuplanung, sondern um eine „Verbesserung“ der vorhandenen. Der Bauablauf werde bis 2031 entzerrt. Davon würden die Hamburg-Pendler profitieren. Rund 25.000 Fahrzeuge sind täglich auf der Strecke am Deich unterwegs. Eine Vollsperrung der Hauptverkehrsroute soll es, beispielsweise für Arbeiten am Este-Sperrwerk, lediglich bis zu 14 Tage lang geben.

Neue Straße wird weiter nach Süden verschoben

Was heißt das? Die neue Straße soll 3 bis 3,50 Meter nach Süden verschoben werden. Bis zu ihrer Fertigstellung könne der Verkehr auf der alten Hauptverkehrsstraße in Richtung Stade beziehungsweise Hamburg rollen. Nach Freigabe wird die alte zurückgebaut. Das bedeute eine „Verringerung der Einschränkungen des fließenden Verkehrs auf der Strecke“, so Gutbrod. Bei Engstellen wie Schöpfwerk, Sperrwerk und Bebauung blieben „verkehrliche Einschränkungen bestehen“. Das heißt: Hier wird es im Wechsel (Blockabfertigung mit Ampelanlage) für einige Wochen an der Baustelle vorbeigehen.

Der Fuß- und Radweg wird auf vier Meter verbreitert. Dieser dient bei einer schweren Sturmflut als Sandsack-Lagerplatz. An den Lagerstreifen schließt sich die 6,50 Meter breite Straße an. Der Binnendeichgraben wird die Hauptstraße vom Unterhaltungsweg trennen. Dieser wurde im Zuge der Planänderung am Neuenfelder Hauptdeich auf die Südseite des Grabens verlegt.

Norbert Dierks von der Bürgervertretung Neuenfelde-Francop-Cranz und die Bürgerschaftsabgeordnete Dr. Gudrun Schittek (Grüne) begrüßen die Umplanung. „Das ist eine gute Nachricht“, sagt Dierks. Eine stauträchtige einspurige Verkehrsführung werde vermieden, diese war ursprünglich für zwei Jahre geplant - werde nun aber auf wenige Wochen begrenzt. Außerdem schaffe die Verlegung der Straße ausreichenden Freiraum für eine erneute Deicherhöhung in einigen Jahrzehnten, so Schittek und Dierks.

Nach Planfeststellungsbeschluss und Vergabe der Arbeiten soll 2027 bis 2030 der Abschnitt Neuenfelder Hauptdeich fertiggestellt werden, in Cranz sollen die Deich- und die Straßenbauer von 2028 bis 2031 arbeiten. In einem Punkt konnten die Altländer noch nicht ganz durchdringen: Der überörtliche Schwerlastverkehr müsse während der Bauphase komplett raus aus den Dörfern - gesichert durch Durchfahrverbote und Polizeikontrollen. Die Lkw müssten das Alte Land weiträumig über B73, Waltershofer Straße und Finkenwerder Knoten umfahren.

Weitere Artikel