TUS-Politik: Das sind die Auswirkungen für die Landwirte im Kreis Stade

Ein Blick über das blühende Rapsfeld auf das Raisa-Mischfutterwerk mit den runden Getreide- und Düngerlagern im Apenser Gewerbegebiet. Foto: Laudien
Getreide, Mais, Raps: US-Zölle für die EU wurden zwar verschoben. Doch schon jetzt gibt es Auswirkungen für die Landwirtschaft. Das sagt Raisa-Vorstand Axel Lohse.
Apensen. Auf der Geest blüht derzeit leuchtend gelb der Raps. Doch die im Juli anstehende Ernte könnte für die Landwirte durch die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump getrübt werden. Das bisherige Hin und Her bei den Zöllen zeigte bereits Auswirkungen auf die Märkte, sagt Axel Lohse, Vorstand der Raisa eG. Die Genossenschaft versteht sich als Unternehmen der Landwirtschaft und Nahversorger der Region.
Mit seiner Zoll- und Handelspolitik will Trump laut eigener Aussage die Industrieproduktion in den USA ankurbeln. Damit erschwert er aktuell jedoch weltweit die Handelsbeziehungen, globale Lieferketten reagieren mit Störungen. Die Restriktionen irritieren die Handelsströme, führen schließlich zu steigenden Preisen und wirken sich direkt auf die Einkommen der Landwirte aus, sagen Experten.

Vorstandssprecher Axel Lohse im Raisa-Verwaltungssitz in Stade. Foto: Laudien
Laut Bundeslandwirtschaftsministerium haben die Ausfuhren von landwirtschaftlichen Produkten aus Deutschland in die USA zwar lediglich einen Anteil von 1,2 Prozent. Trotzdem erwartet der Deutsche Bauernverband Belastungen für europäische Landwirte, da die USA der zweitwichtigste Abnehmer hochwertiger Agrarprodukte aus der EU sei. Der Deutsche Raiffeisenverband, unter dessen Dach die genossenschaftlich organisierten Unternehmen der deutschen Agrar- und Ernährungswirtschaft vereint sind, befürchtet ebenfalls Preisschwankungen infolge der amerikanischen Schutzzollpolitik.
Auswirkungen durch den geschwächten Dollar
Axel Lohse verfolgt die Geschehnisse am Weltmarkt mit großem Interesse - und mit Sorge über die Folgen. Die Raisa handelt regional mit Agrarprodukten, die jedoch teilweise in Dollar bewertet werden. 2024 wurden rund 85.000 Tonnen Mischfutter für Rinder und Schweine produziert mit Bestandteilen wie Weizen, Gerste, Roggen, Mais, Raps- und Sojaschrot. In der Erntezeit liefern die Landwirte täglich rund 4000 Tonnen Getreide in Apensen an.
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Im TAGEBLATT-Gespräch möchte der Vorstandssprecher nicht über die Beweggründe von Trumps Handelspolitik spekulieren. In erster Linie seien aber die Amerikaner die Leidtragenden der Zollpolitik. Über Trumps Rigorosität sei er aber überrascht, sagt Lohse. Und so viel steht für ihn fest: „Handelsbeschränkungen schaden der Landwirtschaft auf beiden Seiten.“
Preissteigerungen für Futtermittel
Es sei ein komplexes Thema und lediglich eine Momentaufnahme, da Trump ständig die Richtung ändere. Ob die Zölle für die EU kommen, ist aktuell noch nicht gesichert. „Doch aufgrund der Unsicherheit über die amerikanische Politik hat schon jetzt der amerikanische Dollar zehn Prozent verloren“, so Lohse.

Im Apenser Raisa-Werk wurden 2024 rund 85.000 Tonnen Mischfutter aus Getreide, Mais, Raps- und Sojaschrot produziert. Foto: Laudien
Es gibt indirekte Auswirkungen für die Raisa: „Wir handeln zwar keine Produkte mit oder in den USA. Allerdings mit Produkten, die in Dollar bewertet werden wie Getreide, Öl und Raps. Die augenblickliche Abwertung des Dollars führt zu Preisrückgängen bei diesen Produkten.“
Gegenzölle als fatale Lösung
Welche Lösungen könnte es in dem Handelskonflikt zwischen Europa und den USA geben? Lohse: „Gegenzölle sind nicht die richtige Lösung. Dadurch besteht bei Agrarprodukten die Gefahr, dass deren Preise steigen. Das Ergebnis wären höhere Verbraucherpreise für Nahrungsmittel in Europa.“
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Gegenzölle als reiner Reflex auf die amerikanische Politik würden sich nicht weniger fatal auswirken als die Zölle selbst, warnt Lohse. Die Verteuerung von Rohstoffen wie Sojabohnen und Mais würde die Kosten für die Futtermittelherstellung in Europa deutlich erhöhen, so dass Futtermittelpreise für Tierhalter unweigerlich steigen würden.

Regelmäßig holen Landwirte am Raisa-Werk in Apensen Düngemittel für ihre Felder ab. Foto: Laudien
Der Vorstandssprecher bedauert, dass das geplante Freihandelsabkommen TTIP zwischen Europa und den USA seinerzeit von europäischer Seite blockiert wurde. Dass die Europäische Union im April, mitten im Zollstreit, Strafen nach dem neuen Gesetz über digitale Märkte (Digital Markets Act) für die US-Tech-Konzerne Apple und Meta verhängt hat, könne jetzt eine fatale Kettenreaktion zur Folge haben, wenn dort ein Zusammenhang hergestellt werde. „Unternehmen werden zum Spielball der Politik“, sagt Lohse.
Welche Reaktionen wären in der jetzigen Situation sinnvoll für die regionale Landwirtschaft? Dazu Lohse: „Die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Wirtschaft durch Maßnahmen wie niedrigere Steuern, geringere Energiekosten, weniger Bürokratie und Unterstützung von biotechnologischen Verfahren.“
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