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Demonstration

T200 Obstbau-Schlepper bringen in Buxtehude den Apfel zum Leuchten

Kamerabild aus der Luft: Rund 200 Traktoren und andere Fahrzeuge haben sich in der Dunkelheit zu einem leuchtenden Apfel mit Blatt formiert. Ihre Positionen sind mit GPS genau berechnet.

Kamerabild aus der Luft: Rund 200 Traktoren und andere Fahrzeuge haben sich in der Dunkelheit zu einem leuchtenden Apfel mit Blatt formiert. Ihre Positionen sind mit GPS genau berechnet. Foto: Simon Ecks

Helles Schauspiel in der Dunkelheit: Auf einem Feld in Buxtehude haben sich am Montagabend Altländer mit ihren Treckern zu einem leuchtenden Apfel formiert. Was die jungen Obstbauern damit erreichen wollen.

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Von Thomas Sulzyc,
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Von Karsten Wisser
Montag, 05.02.2024, 21:30 Uhr

Landkreis. Die Bauerndemonstrationen gehen weiter. Ihre eigene Form des Protests haben junge Obstbauern aus dem Alten Land entwickelt: Friedlich soll er sein, ohne anderen Menschen den Weg zu versperren. Aber eindrucksvoll, damit ihn niemand übersehen kann.

Auf einem Feld im Buxtehuder Ortsteil Eilendorf kamen am frühen Montagabend nach Angaben des Veranstalters rund 200 Schlepper und andere Fahrzeuge zur Demonstration mit dem Titel „Leuchtender Apfel“ zusammen. Dabei erhielten die Obstbauern Unterstützung von anderen Landwirten und Handwerkern. Rund 250 Menschen hätten sich beteiligt.

Obstbauern im Kreis Stade setzen sichtbares Zeichen

130 Stellplätze für Traktoren haben die Organisatoren auf dem rund fünf Hektar großen Gelände mit Pfählen markiert und mit satellitengestützten Daten so berechnet, dass aus der Luft das Bild eines Apfels entsteht. In der Dunkelheit brachten die Schlepper mit ihren Scheinwerfern das Obst zum Leuchten. Mehr landwirtschaftliche Fahrzeuge als für das Bild nötig beteiligten sich an dem Szenario.

Warum versammeln sich Obstbauern aus dem Alten Land zum Protest in Buxtehude? „Wir Obstbauern bewirtschaften stehende Kulturen und haben keine geeignet große Fläche“, erklärt Simon Ecks. Der 29 Jahre alte Obstbauer aus Guderhandviertel ist einer der Organisatoren. Da kam es gelegen, dass die Familie eines weiteren Organisatoren, Thilo Fricke, das Feld zur Verfügung stellte. Im vergangenen Sommer wuchs darauf Mais.

Organisatoren der Bauerndemo „Leuchtender Apfel“ (von links): Arne Busch, Lars Heitmann, Simon Ecks und Thilo Fricke.

Organisatoren der Bauerndemo „Leuchtender Apfel“ (von links): Arne Busch, Lars Heitmann, Simon Ecks und Thilo Fricke. Foto: Sulzyc

Obwohl der Deutsche Bundestag den Haushalt 2024 und damit die umstrittenen Kürzungen im Agrarsektor am vergangenen Freitag beschlossen hat, versammelten sich Obstbauern und Sympathisanten dennoch weiter zum Protest - bei unangenehm böigem Wind und Nieselregen.

In der Öffentlichkeit sei ein falsches Bild von den Zielen der Bauernproteste entstanden, sagt Simon Ecks. Die Entscheidung, die Subventionen für Agrardiesel stufenweise abzuschaffen, sei zwar ein Auslöser gewesen. Der eigentliche Grund für den Unmut der Landwirte sei aber ein anderer. „Wir fühlen uns stark benachteiligt und sehen die Zukunft der Landwirtschaft in Deutschland bedroht.“

Bauern in Deutschland gegenüber der Konkurrenz im Nachteil

Landwirtschaftliche Betriebe hätten keine Planungssicherheit mehr. Über Nacht würden Landwirte mit Gesetzen und neuen Vorschriften konfrontiert, sagt Simon Ecks. Um einen Hektar anzubauen, seien zunächst 30.000 Euro Investition nötig. Der Ertrag stelle sich erst zehn Jahre später ein. Innerhalb dieser zehn Jahre veränderten seiner Meinung nach teilweise sinnlose Regularien die Bedingungen derart, dass sie nicht selten den Sinn der Investition zunichtemachten.

Die Politik in Deutschland benachteilige die landwirtschaftlichen Betriebe gegenüber der Konkurrenz im Ausland. Regelrecht veräppelt fühle er sich, sagt Obstbauer Henning Prigge. Die höchsten Umwelt- und Sozialstandards müssten die Betriebe in Deutschland einhalten, während gleichzeitig Produkte aus Ländern importiert würden, die kaum einen Bruchteil davon erfüllten. Die Politik habe das noch nicht bemerkt oder ignoriere das, sagt Henning Prigge. Deshalb nehme er an der Demonstration „Leuchtender Apfel“ teil.

Handwerker solidarisieren sich mit Landwirten

Handwerker solidarisieren sich mit den Obstbauern. Die Bundesregierung müsse endlich abtreten, fordert Uwe Heitkämper, ein Zimmerer aus Buxtehude. „Es ist alles zu teuer. Menschen können es sich nicht mehr leisten, zu bauen.“ Deshalb beteilige er sich an den Bauernprotesten. Er habe an Demonstrationen in Berlin und Hamburg teilgenommen.

Mit dem Bild des leuchtenden Apfels wollten die Obstbauern ein Zeichen setzen, dass es sie noch gibt, sagt Simon Ecks. Von Blockaden des Straßenverkehrs halte er nichts. Er möchte anderen Menschen auf dem Weg zur Arbeit nicht den Alltag erschweren. Deshalb eine stille, aber eindrucksvolle Demonstration. „Wir wollen mit den Politikern im Gespräch bleiben“, erklärt der Obstbauer aus dem Alten Land das Ziel der Bauernproteste. Ein Ende ist also nicht abzusehen.

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