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Maritime Wirtschaft

T350 Millionen Euro: So soll der Stader Hafen ausgebaut werden

Blick auf den Chemie-Park mit dem Stader Seehafen. Links die Baustelle für das LNG-Terminal und die AOS mit ihrer roten Erde, rechts die beiden Anleger für Dow und AOS. Der Hafen soll Richtung Norden (im Bild oben rechts) erweitert werden.

Blick auf den Chemie-Park mit dem Stader Seehafen. Links die Baustelle für das LNG-Terminal und die AOS mit ihrer roten Erde, rechts die beiden Anleger für Dow und AOS. Der Hafen soll Richtung Norden (im Bild oben rechts) erweitert werden. Foto: Martin Elsen

Die von Ex-Kanzler Scholz prophezeite Zeitenwende macht sich jetzt auch beim Ausbau des Stader Seehafens bemerkbar. Und bei dem Projekt gibt es eine besondere Neuigkeit.

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Von Lars Strüning
Freitag, 04.07.2025, 05:50 Uhr

Stade. Der Nebensatz von Holger Banik ließ aufhorchen. Banik ist Geschäftsführer von NPorts, der niedersächsischen Hafengesellschaft, die mit ihrer Niederlassung in Cuxhaven auch den Stader Hafen betreibt. Während einer Pressekonferenz am Donnerstag ging es auch um den Ausbau des Hafens am Chemie-Park auf Bützflethersand.

Kai im Stader Seehafen wird um 825 Meter verlängert

Dort wird geplant, in Verlängerung der bestehenden AOS-Pier einen 825 Meter langen Kai zu bauen mit einem 24 Hektar großen Hinterland für den Hafenumschlag. Stand heute wird das Projekt etwa 350 Millionen Euro kosten. Für dieses Jahr und für 2026 sind jeweils 500.000 Euro für die Planung des Projekts von NPorts vorgesehen. Die Nutzungsmöglichkeiten sollen vielfältig sein.

Der neue Hafen soll für On- und Offshore-Betrieb, also für den Bau von Windkraftanlagen genutzt werden. Stückgut- und Schwerlastverkehr steht ganz oben auf der Liste. Das könnte vor allem für das ebenfalls dort geplante Holzkraftwerk interessant sein, dessen Betreiber europaweit nicht mehr nutzbares Altholz aufkaufen, nach Stade transportieren lassen und verbrennen wollen - 50.000 Tonnen im Jahr, die gut über den Stader Seehafen umgeschlagen werden könnten.

Dass der Nordhafen auch militärischen Zwecken dienen soll, ist neu, heute aber Standard bei Neu- und Ausbauten, sagte Banik. Unklar ist noch, was das konkret heißt. Gleiches gilt für die Cuxhavener Anlagen, die im großen Stil für 300 Millionen zeitnah erweitert werden. Stade muss sich noch gedulden.

Der neue Stader Hafen geht nicht vor 2033 in Betrieb

Der NPorts-Chef geht von einem Baustart nicht vor 2030 aus. Es sei denn, es fließen zusätzliche Mittel von Bund und Land in den Ausbau der maritimen Infrastruktur. Banik rechnet zudem mit einer Bauzeit von drei Jahren. Vor 2033 wird im Nordhafen wohl kein Schiff festmachen.

Bis dahin soll auch die Frage des Bahnanschlusses ins Hinterland geklärt sein. Banik: „Ein Hafen ohne Gleis ist nicht wirklich zielführend.“ Dafür müssten noch viele Gespräche mit AOS-Inhaber Victor Dahdaleh geführt werden, dem auch die Flächen rund um seine Fabrik gehören.

Die Niederlassung Cuxhaven ist mit ihren 110 Beschäftigten für zwei Hafenstandorte zuständig. NPorts hat in den vergangenen Jahren 665 Millionen Euro in den Ausbau und die Unterhaltung ihrer Häfen Cuxhaven und Stade investiert. In den kommenden drei Jahren wird voraussichtlich die Grenze zu einer Milliarde Euro erreicht.

Als bislang größtes Projekt der Niederlassung Cuxhaven von NPorts seit 2005 zählt der Anleger für verflüssigte Gase (AVG) Stade mit 300 Millionen Euro. Außerdem wurden in den vergangenen Jahren 93 Millionen Euro in Erhaltungsmaßnahmen investiert.

Im Jahr 2025 stehen weitere Investitionen an: 108 Millionen Euro fließen in die Weiterentwicklung der Häfen, begleitet von 10,4 Millionen Euro für die Unterhaltung der bestehenden Infrastruktur.

Cuxhaven: Drei neue Liegeplätze für Windkraft

Begonnen hat mit dem Rammschlag am 6. Februar 2025 der Ausbau der Liegeplätze 5-7 in Cuxhaven. Die Kosten für dieses Vorhaben betragen 300 Millionen Euro, so dass die Niederlassung Cuxhaven bis zur Fertigstellung der Liegeplätze im Jahr 2028 die Marke von einer Milliarde Euro Investitionen erreicht haben wird.

„Die neuen Liegeplätze sind ein klares Bekenntnis zum Windkraft-Standort Cuxhaven. Sie ermöglichen mehr Umschlagkapazität für Windkraftanlagen und sind ein zentraler Baustein auf dem Weg zur Energiewende“, sagte Banik. Wenn genug Geld zur Verfügung stünde, könnte NPorts in den kommenden Jahren Projekte mit einer Größenordnung von 2,5 Milliarden Euro umsetzen. Doch das wird wohl nur Schritt für Schritt passieren.

Der Schlepper Bützfleth hilft der Helga Essberger, an der Dow-Pier vom Seehafen Stade anzulegen.

Der Schlepper Bützfleth hilft der Helga Essberger, an der Dow-Pier vom Seehafen Stade anzulegen. Foto: Strüning

Auf einer Länge von 1250 Metern direkt an der Küstenlinie werden in Cuxhaven drei neue Liegeplätze mitsamt den zugehörigen 38 Hektar Terminalflächen errichtet. Ziel der Maßnahme ist die Stärkung des Seehafens Cuxhaven als deutsches Offshore-Industrie-Zentrum.

Das Vorhaben wird mit bis zu 200 Millionen Euro aus Mitteln der „Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW) von Bund und Land Niedersachsen gefördert. Die verbleibenden bis zu 100 Millionen Euro werden durch die Hafenwirtschaft in Form von Konzessionen vorfinanziert.

Für die Herrichtung der Kompensationsflächen für die Liegeplätze 5-7 und für den AVG in Stade werden in den nächsten Jahren rund 150 Hektar große Flächen naturschutztechnisch entwickelt. Dazu gehören auch Außendeichflächen zwischen Wischhafen und Freiburg sowie an der Schwinge in Stade.

Geschäftsführer Holger Banik (von links) und das Leitungsteam von NPorts für Cuxhaven und Stade mit Alexandra Brandt (stvellvertretende Niederlassungsleiterin) sowie Knut Kokkelink (Niederlassungsleiter).

Geschäftsführer Holger Banik (von links) und das Leitungsteam von NPorts für Cuxhaven und Stade mit Alexandra Brandt (stvellvertretende Niederlassungsleiterin) sowie Knut Kokkelink (Niederlassungsleiter). Foto: Elbreklame/Markus Grabsch

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