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T7,40 Euro für zwei kurze Strecken: Buspreise im Kreis Stade sorgen für Frust

Christel Mai verabschiedet sich in Buxtehude von ihrer Freundin. Die beiden wohnen viereinhalb Kilometer voneinander entfernt. Um die Strecke mit dem Bus zu fahren, sind insgesamt 7,40 Euro fällig.

Christel Mai verabschiedet sich in Buxtehude von ihrer Freundin. Die beiden wohnen viereinhalb Kilometer voneinander entfernt. Um die Strecke mit dem Bus zu fahren, sind insgesamt 7,40 Euro fällig. Foto: Stehr

Liselotte Mahlstedt und Christel Mai fahren kein Auto. Mit dem Bus kommen sie von A nach B, müssen dafür aber tief in die Tasche greifen. Sehr unerfreulich ist die Situation für eine Hedendorferin.

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Von Lena Stehr
Dienstag, 08.04.2025, 11:20 Uhr

Buxtehude. Mal eben schnell zum Einkaufen oder zum Arzt fahren - für Menschen mit Auto kein Problem. Doch wer wie Christel Mai oder Liselotte Mahlstedt keinen Wagen hat und den öffentlichen Nahverkehr nutzen will, ist nicht nur länger unterwegs, sondern muss für kurze Strecken auch noch verhältnismäßig viel bezahlen.

Auf den Bus angewiesen, um zum Arzt und Einkaufen zu fahren

„Ich habe eine schmale Rente und bin auf den Bus angewiesen“, sagt Liselotte Mahlstedt, die in Hedendorf wohnt. Die 87-Jährige würde, auch wenn sie noch ein Auto hätte, aufgrund ihres Alters nicht mehr fahren. Mit dem Rad traut sie sich die sechseinhalb Kilometer nach Buxtehude oder die anderthalb Kilometer zum nächsten Supermarkt auch nicht mehr zu.

Mahlstedt ist froh, dass nur knapp fünf Gehminuten von ihrem Haus entfernt ein Bus fährt. Ein bis zwei Mal in der Woche steigt sie in die Linie 2103. Für eine Fahrt von Hedendorf nach Buxtehude zahlt sie 2,80 Euro und ist eine Viertelstunde unterwegs. Was sie aber ärgert: Wenn sie von Buxtehude zurück nach Hedendorf will, werden 3,70 Euro fällig und die Fahrtzeit beträgt knapp eine halbe Stunde.

Liselotte Mahlstedt wartet ein bis zwei Mal in der Woche in Hedendorf auf den Bus nach Buxtehude. Sie ist auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen, um zum Arzt oder zum Einkaufen zu kommen.

Liselotte Mahlstedt wartet ein bis zwei Mal in der Woche in Hedendorf auf den Bus nach Buxtehude. Sie ist auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen, um zum Arzt oder zum Einkaufen zu kommen. Foto: Stehr

Das liegt daran, dass die Linie 2103 von Buxtehude kommend über Neukloster und weiter als Ringlinie über Nottensdorf und Grundoldendorf nach Hedendorf und dann zurück nach Buxtehude fährt. „Für die Nottensdorfer ist die Anbindung natürlich gut, aber ich brauche nun auf dem Rückweg eine Viertelstunde länger und zahle auch noch mehr. Das ist doch ungerecht“, klagt Liselotte Mahlstedt.

Oliver Blau, Sprecher der KVG Stade, erklärt auf TAGEBLATT-Nachfrage, dass diese Streckenführung den Vorteil habe, dass so die Anschlüsse von und zur S-Bahn hergestellt werden können und die Linie insgesamt wirtschaftlicher betrieben werden könne. Ein Problem, das sich in dieser Konstellation leider nicht lösen lasse, sei der hieraus resultierende Fahrpreis, der dann für Einzelkarten von Buxtehude aus etwas teurer sei, als wenn Hedendorf direkt auf dem Hinweg bedient würde. „Da der allergrößte Teil unserer Fahrgäste aber mit Abonnements oder sonstigen Zeitkarten unterwegs ist, ist der Kreis der Betroffenen vermutlich eher klein“, so Blau.

Für 7,40 Uhr von Estebrügge nach Buxtehude und zurück

Ein anderes Beispiel ist Christel Mai, 77 Jahre alt und wohnhaft in Estebrügge. Eine gute Freundin von ihr ist vor ein paar Jahren vom Dorf nach Buxtehude gezogen. Beide Frauen haben keinen Führerschein und leben allein. Wenn sie sich besuchen wollen, können sie die rund viereinhalb Kilometer mit dem Bus fahren. Die Linie 2040 fährt stündlich, sonntags alle zwei Stunden. Auch in diesem Fall kostet eine Fahrt 3,70 Euro. Dauer: knapp zehn Minuten.

Christel Mai hat keinen Führerschein. Den Bus nimmt sie ungern, weil die Fahrt ihr zu teuer ist.

Christel Mai hat keinen Führerschein. Den Bus nimmt sie ungern, weil die Fahrt ihr zu teuer ist. Foto: Stehr

„Mir ist das zu teuer, deswegen fahre ich lieber mit dem Rad. Aber natürlich nur, wenn das Wetter gut ist“, sagt Christel Mai. Ihre Freundin hatte gerade eine Operation und kann kein Fahrrad fahren. In den Bus steigt sie ungern. Auch ihr ist der Preis zu hoch. Außerdem habe sie Angst, zu stürzen, sagt die Rentnerin, die manchmal von ihrer Tochter mit dem Auto gefahren wird. Im Sinne der Verkehrswende ist das nicht.

Wer mit dem Bus von der Estebrügger Ortsmitte nach Buxtehude fahren will, muss pro Fahrt 3,70 Euro zahlen. Die Fahrt dauert knapp zehn Minuten.

Wer mit dem Bus von der Estebrügger Ortsmitte nach Buxtehude fahren will, muss pro Fahrt 3,70 Euro zahlen. Die Fahrt dauert knapp zehn Minuten. Foto: Stehr

Ein bisschen Geld sparen könnten die drei Rentnerinnen, wenn sie ihre Fahrkarte übers Smartphone in der HVV-App oder in der DB-Navigator-App buchen würden. Hier werden 3,44 Euro fällig. Aber: Keine der Frauen besitzt ein Smartphone. Sollte die KVG Bargeldzahlung in Bussen abschaffen - so wie es in Hamburg bereits der Fall ist - müssten sich die Rentnerinnen eine HVV Prepaid Card holen.

Die bargeldlose Bezahlkarte kann seit einem Jahr auch in KVG-Bussen genutzt werden. „Ich habe allerdings schon öfter von Bekannten mitbekommen, dass es Probleme bei der Zahlung mit den Karten gibt“, sagt Christel Mai. Immerhin: Oliver Blau sagt, dass eine grundsätzliche Abschaffung des Barverkaufs außerhalb Hamburgs zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht geplant sei.

Keine Ermäßigung für Seniorinnen und Senioren

Ebenfalls nicht geplant ist eine Ermäßigung für Seniorinnen und Senioren. Der HVV-Tarif sei nach Einführung des Deutschlandtickets, das preislich günstiger war als nahezu alle bestehenden Zeitkarten, deutlich vereinfacht, sagt Blau. Seitdem gebe es keine besonderen Rabatte mehr für Senioren. In anderen Regionen zahlen Senioren dagegen deutlich weniger als andere Nutzer des öffentlichen Nahverkehrs - zum Beispiel in Hannover.

In der niedersächsischen Landeshauptstadt gibt es seit 2021 eine Seniorennetzkarte, die für Hannover und Umland 35,20 Euro im Monat kostet und damit deutlich weniger als das Deutschlandticket (58 Euro). An Werktagen ab 19 Uhr und ganztägig an den Wochenenden können ein weiterer Erwachsener und bis zu drei Kinder unter 18 Jahren mitgenommen werden. Im Abonnement sinkt der Preis sogar auf 29,90 Euro im Monat.

In anderen Ländern wie der Türkei, der Ukraine, in Irland, Israel sowie in Teilen Großbritanniens, Spaniens, Frankreichs, Kroatiens und Polens fahren Senioren komplett kostenlos Bus und Bahn. In Luxemburg und Malta ist der Nahverkehr sogar für alle Bürgerinnen und Bürger kostenlos.

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