TAndresen über ihr Comeback: „Habe schnell gemerkt: Ich kann es noch“
Marie Andresen stand von 2022 bis 2024 im BSV-Tor, dann beendete sie ihre Karriere. Foto: Jan Iso Jürgens (Archiv)
Zurück im BSV-Tor: Marie Andresen spricht über die Doppelbelastung als Lehrerin, ihr Comeback - und die Schulnote, die sie sich für ihren Einstand gibt.
Buxtehude. Mehr als ein Jahr nach ihrem Karriereende hat Marie Andresen ein überraschendes Comeback gegeben. Beim Pokalspiel in Thüringen stand die 31-Jährige in der zweiten Halbzeit im Tor, konnte das Achtelfinal-Aus trotz starker Leistung nicht verhindern. Nach dem Kreuzbandriss von Stammtorhüterin Sophie Fasold reaktivierte der BSV die frühere Kapitänin, die inzwischen als Lehrerin in Bremen arbeitet.
TAGEBLATT: Wie hat sich das Comeback angefühlt?
Andresen: Es hat Spaß gemacht. Ich war überrascht, dass ich gleich so viel Spielzeit bekommen habe - nach nur vier Einheiten. Und Oli (Oliwia Kaminska; Anm. d. Red.) hat in der ersten Halbzeit auch gut gehalten.
Was war Ihr erster Gedanke auf dem Feld?
Ich war angespannt, aber auch ruhig. Ich wollte mir nicht so viel Stress machen und das Beste aus mir herausholen. Das war auch die Absprache: einfach schauen, wie es sich entwickelt.
Und?
Die zweite Trainingseinheit war eine Katastrophe. Gegen die B-Jugend vom HSV habe ich kaum einen Ball gehalten. Da dachte ich: Das wird dauern. Aber im Pokal hat es gut funktioniert.
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Genau. Fünf Paraden, darunter zwei gegen Torschützenkönigin Johanna Reichert. Man hatte den Eindruck, Sie wären nie weggewesen.
Ja, ich habe schnell gemerkt: Ich kann es noch. Dann kommt auch der Mut zurück, in die Bälle zu gehen. Aber körperlich spüre ich deutlich, dass ich länger nicht im Tor stand.
Was meinen Sie?
Man merkt die Muskeln, die nicht mehr da sind. (lacht) Die Beine sind langsamer. Jetzt muss ich mich wieder reinarbeiten. Aber ich habe auch gemerkt, dass meine Augen und Reflexe noch gut funktionieren.

Marie Andresen war in der Saison 2023/24 Kapitänin des BSV. Foto: Jan Iso Jürgens (Archiv)
Und Ihre Ansagen von hinten?
Ich habe gleich aus Spaß gesagt, dass der Verein die mitverpflichtet hat. Da kann ich mich nicht zurückhalten. Wenn ich dabei bin, dann mit allem, was dazugehört.
Sie sind Lehrerin. Welche Schulnote würden Sie dem Comeback geben?
Eine 2. Dafür, dass es so lange her ist, war es ganz okay.
Sie sind eingesprungen, nachdem sich Sophie Fasold schwer verletzt hat. Mussten Sie lange überlegen?
Schon ein wenig. Ich war mir erst nicht sicher, ob mein Körper das noch leisten kann, habe beim BSV erst mal zur Probe trainiert und danach mit meiner Familie gesprochen. Da hängen viele Kompromisse dran.
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Welche?
Mein Anspruch lautet: ganz oder gar nicht. Aber ich kann nicht mehr leisten, was ich früher geleistet habe, und bei jeder Einheit dabei sein. Jetzt bin ich nur zweimal pro Woche in der Halle und gehe in Bremen ins Fitnessstudio. Das ist nicht vergleichbar mit dem, was der Rest macht.
Buxte hat mir zwei supertolle Jahre geschenkt. Jetzt möchte ich dem Verein in dieser Notsituation helfen.
Welche Rolle spielte Ihre Schwester Johanna, die im Sommer zum BSV gewechselt ist, bei der Comeback-Entscheidung?
Es ist schon sehr besonders, das gleiche Trikot zu tragen und viel Zeit miteinander zu verbringen. Aber ich habe auch gedacht: Buxte hat mir zwei supertolle Jahre geschenkt. Jetzt möchte ich dem Verein in dieser Notsituation helfen.

Johanna Andresen spielt im Rückraum. Foto: Jan Iso Jürgens (Archiv)
Haben Sie sich seit dem Karriereende fit gehalten?
Ich wollte eigentlich mehr machen. (lacht) Ich habe extrem viel gearbeitet und musste mich oft entscheiden: joggen oder Unterricht vorbereiten. Meist habe ich mich für die Vorbereitung entschieden, weil mir das Spaß macht und den Kindern zugutekommt.
Wie sieht Ihr Alltag als Grundschullehrerin in Bremen aus?
Ich habe eine eigene vierte Klasse und unterrichte Mathe, Sport, Sachkunde und Kunst, also 28 Stunden. Meistens schließe ich die Schule morgens um sieben zusammen mit dem Hausmeister auf und bin nicht vor vier Uhr zu Hause.
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Haben Sie sich den Job so vorgestellt?
Ja, es macht Spaß. Mein Anspruch ist hoch, aber in meinem zweiten Jahr an der Schule will ich versuchen, unter 50 Stunden zu bleiben.
Wissen Ihre Schülerinnen und Schüler denn, wer sie unterrichtet?
Ich habe mit meiner Klasse tatsächlich darüber gesprochen. Am Montag haben wir uns in der Frühstückspause ein paar Spielszenen auf dem iPad angeschaut. Das war süß.
Wie hoch ist der Druck am Sonntag: Heimspiel gegen Aufsteiger Göppingen?
Das ist ein Vier-Punkte-Spiel. Ich möchte, dass der BSV möglichst nichts mit dem Abstiegskampf zu tun hat. Der Druck ist automatisch da - und ich werde versuchen, das Beste aus mir rauszuholen.
Sie haben Vertrag bis zur WM-Pause im November, damit der BSV Zeit gewinnt, eine neue Torhüterin für den Rest der Saison zu finden. Was wäre, wenn man Sie fragt, bis zum Saisonende zu bleiben?
Das kann ich jetzt nicht sagen. Ich möchte sehen, wie es sich entwickelt, wie meine Wochen aussehen, wie es mit dem Pendeln läuft, ob der Unterricht leidet. Deswegen wollte ich nicht direkt länger unterschreiben.
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Und wenn der BSV früher auf dem Markt fündig wird?
Dann sollen sie das offen mit mir kommunizieren. Ich bin die Letzte, die sagt: Ich habe aber noch Vertrag. Ich lasse es einfach auf mich zukommen.
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