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Medizin

TArztpraxen mit Aufnahmestopp: Buxtehude sucht Wege aus der Krise

Hausärzte sind Mangelware - insbesondere im Südkreis. In Buxtehude fehlen besonders viele Ärzte.

Hausärzte sind Mangelware - insbesondere im Südkreis. In Buxtehude fehlen besonders viele Ärzte. Foto: Stephan Jansen

Die Zahl der Hausärzte in Buxtehude sinkt, Praxen nehmen keine neuen Patienten auf. Jetzt will die Stadt gegensteuern. Wie kann das gelingen?

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Von Karsten Wisser
Freitag, 14.03.2025, 18:05 Uhr

Buxtehude. Besonders Menschen, die neu nach Buxtehude kommen oder deren alte Praxis schließt, kennen das Problem: In der 40.000-Einwohner-Stadt gibt es nicht genügend Hausärzte. Viele Praxen nehmen keine neuen Patienten auf, sie haben ihre Kapazitätsgrenzen erreicht. Buxtehude sorgte aufgrund der schlechten Versorgungslage für Negativ-Schlagzeilen, weil im Bereich Buxtehude 16 Hausärzte fehlen. Das war niedersachsenweit der fünftschlechteste Wert.

Ärztemangel erreicht die Buxtehuder Politik

Der Ärger über die schlechte Hausarztversorgung hat die Politik erreicht. Bündnis 90/Die Grünen und die Ratsgruppe Die Linke/Die Partei haben zum Ärztemangel unterschiedliche Anträge gestellt. Die Buxtehuder Verwaltung hat sich deshalb auf den Weg gemacht, die Situation zu analysieren. Juliana Weiß, Leiterin der Fachgruppe Soziales, Wohnen und Senioren, hat der Politik außerdem Wege aufgezeigt, wie andere Kommunen Ärzte anlocken. Sie hat die neuen Erkenntnisse im Sozialausschuss der Stadt vorgestellt.

Das sind die bitteren Fakten: Es gibt einen KVN-Bereich Buxtehude. Dazu gehören neben der Hansestadt auch Harsefeld, Apensen, Horneburg und Jork. Hier gibt es insgesamt 49 Hausärzte, der Versorgungsgrad liegt bei 83,5 Prozent. Der Versorgungsgrad in der Stadt Buxtehude liegt aktuell sogar nur bei 79,2 Prozent. Die Abkürzung KVN steht für Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen. Sie hat die Daten bereitgestellt.

Notlage verschärft sich zunehmend

Eine Unterversorgung wird erst ab 75 Prozent offiziell ausgerufen. Der Weg dahin ist für Buxtehude aber nicht mehr weit. Eine Vorausberechnung für den weitergefassten KVN-Bereich hat einen Versorgungsgrad von zukünftig 71,11 Prozent ergeben. Dieser Wert ergibt sich, wenn die Ärzte rausgerechnet werden, die älter als 63 Jahre sind.

Die Deutschlandkarte zeigt, dass es in den Städten mehr Ärzte als auf dem Land gibt.

Die Deutschlandkarte zeigt, dass es in den Städten mehr Ärzte als auf dem Land gibt. Foto: dpa

„Wir müssen uns überlegen, ob wir uns als Stadt um diesen Teil der Daseinsvorsorge kümmern sollen“, sagte Fachgruppenleiterin Juliana Weiß. Sie erwartet in der Zukunft mehr größere Praxen und mehr angestellte Ärzte.

Ältere Ärzte hinterlassen eine große Lücke

Experten gehen davon aus, dass aufgrund gesellschaftlicher Entwicklungen für einen niedergelassenen Arzt, der in den Ruhestand geht, 1,6 neue Ärzte gebraucht werden, um diese Lücke zu schließen. Aktuell sind zwei Drittel der Studienanfänger in der Medizin Frauen. Hier spielt die Familienplanung eine Rolle. Viele junge Ärzte wollen zudem in einem gesicherten Angestelltenverhältnis arbeiten. Die älteren Ärzte mit einer eigener Praxis versorgen in der Regel mehr Patienten als angestellte Kollegen.

34,6 Prozent der in Niedersachsen tätigen Vertragsärzte sind 60 Jahre und älter, nur acht Prozent jünger als 40 Jahre. Die Ruhestandswelle bedroht die medizinische Versorgung insgesamt. Das Praxissterben nimmt an Tempo zu.

Erkenntnis: Es gibt genügend Fachärzte

Die neuesten Zahlen bestätigen außerdem, dass es rein statistisch genügend Fachärzte in der Region gibt - auch wenn der gefühlte Eindruck angesichts langer Wartezeiten bei den Menschen oft ein anderer ist. Hier liegt der Versorgungsgrad in allen Fachrichtungen im Landkreis Stade über 100 Prozent.

Eine relativ kostengünstige und von Nachbarkommunen genutzte Möglichkeit, neue Ärzte in die Stadt zu holen, wäre eine direkte Förderung von neuen Praxen. Die KVN stellt ohnehin aufgrund der Mangellage für den Versorgungsbereich für zwei Stellen je 60.000 Euro als Investitionskostenzuschuss zur Verfügung.

Kommunales Hausärztezentrum richtige Antwort?

Die wohl teuerste Möglichkeit wäre ein von der Stadt betriebenes kommunales Hausärztezentrum. Bau und Unterhalt sind teuer. Laut Juliana Weiß arbeitet kein regionales Versorgungszentrum in Trägerschaft einer Kommune kostendeckend. In Niedersachsen gibt es fünf solcher Zentren. In Buxtehude ist jetzt die Politik am Zug. Es herrschte Einigkeit, dass die Stadt sich um das Thema kümmern soll.

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