Zähl Pixel
Porträt

TAus Indien nach Horneburg: So tickt der neue Schützenkönig

Vijay Govindarajan fühlt sich wohl in Horneburg und ist durch die Schützen bestens integriert.

Vijay Govindarajan fühlt sich wohl in Horneburg und ist durch die Schützen bestens integriert. Foto: Lankuttis

„Integration ist ganz einfach, wenn wir in den Schützenverein gehen“, sagt Vijay Kumar Govindarajan. Der neue Schützenkönig stammt aus Indien, ist aber längst Deutscher.

author
Von Karin Lankuttis
Sonntag, 20.07.2025, 05:50 Uhr

Horneburg. Seit 2020 lebt er in Horneburg, 2021 ist er in den Verein eingetreten und hatte als Neuling eine dreijährige Sperre, auf die Königsscheibe zu schießen. Er wollte König werden und kann gut schießen.

Aber das sei nicht die Hauptsache. „Wir haben immer Spaß, alle sind freundlich“, sagt der 39-Jährige. „Ich bin gut aufgenommen worden, das freut mich. Die Schützen sind wie Schwestern und Brüder.“

Ein dickes Kompliment. Das liegt auch an seiner Art. Er ist höflich, freundlich, rücksichtsvoll und kontaktfreudig. „Rausgehen und offen sein“, empfiehlt er Fremden. Schließlich sei er nicht nur wegen der Arbeit nach Deutschland gekommen, sondern auch um Freunde, Kultur und Traditionen kennenzulernen.

Mit Ingenieursstudium im Gepäck nach Deutschland

In Indien sei alles komplett anders. Er stammt aus dem südlichen Teil Indiens, seine Muttersprache ist Tamil. Indien sei vielfältig, sagt Govindarajan. Alle paar hundert Kilometer gebe es eine andere Kultur, Sprache und Geografie. „Dass so viele verschiedene Leute zusammenarbeiten, finde ich toll“, sagt er über das größte Volk der Erde, die 1,4 Milliarden Inder.

Der Schützenkönig Vijay Govindarajan mit seiner Familie.

Der Schützenkönig Vijay Govindarajan mit seiner Familie. Foto: Schützenverein

Govindarajan hat Luft- und Raumfahrttechnik studiert, in Indien den Bachelor gemacht und in Schweden den Masterabschluss. Er hat bei Saab Aerospace gearbeitet und wollte gerne nach Deutschland.

Donauwörth bei Augsburg in Bayern war 2012 seine erste Station in Deutschland, ein Standort von Airbus Helicopters. Dort ist er auf die Schützenvereine gestoßen und hat Bogenschießen gemacht. Bogenschießen gebe es in Horneburg zurzeit leider nicht, sagt der Schützenkönig.

Familie will auch bald in Schützenverein eintreten

Weil Govindarajan beruflich etwas Neues wollte, Flugzeug- statt Hubschraubertechnik, landete er bei Airbus in Finkenwerder. Er arbeitet als Projektmanager und kaufte ein Haus in Horneburg. „Horneburg ist schön, klein und ruhig“, sagt der Neubürger. Er habe niemanden gekannt, aber die Nachbarn einfach auf ein Bier eingeladen. „Wenn ich neu bin, muss ich den Anfang machen“, meint der Ingenieur.

Im nächsten Jahr wollen auch seine Frau, die ebenfalls aus Indien stammt, und seine Kinder, die fünf und sechs Jahre alt sind, in den Schützenverein eintreten. Die Kinder sprächen Tamil, Deutsch und etwas Englisch, sagt der Vater. Er selbst ist international unterwegs und findet das selbstverständlich.

Durch das Studium und die Arbeit habe er Freunde in Frankreich, Spanien und Italien. Überhaupt reist Govindarajan gerne. Er habe schon mehrere Trips durch Europa gemacht, zum Beispiel von Schweden bis Spanien.

Er feiert das indische Lichterfest in Horneburg

Einmal im Jahr ist er auf jeden Fall in Indien, um Mutter und Schwester zu besuchen. Im vergangenen Jahr kümmerte er sich länger um seine Mutter. Sie habe ihn hier auch schon besucht, finde es aber von den Temperaturen her zu kalt in Deutschland.

In diesem Jahr will Govindarajan zum vierten Mal das indische Lichterfest Diwali in Horneburg auf die Beine stellen. „Das Organisieren mache ich gerne“, sagt er. Letztes Mal habe er das Schützenhaus dafür gemietet. 120 indische Gäste aus der Region seien da gewesen. „Das ist eine gute Gelegenheit, alle mal zu treffen.“

In seiner Freizeit macht er Fitnesstraining, spielt Volleyball und Badminton mit Bekannten, aber nicht im Verein. Die Work-Life-Balance gefällt ihm an Deutschland. Krankenkasse, Schule, die Absicherung bei der Arbeit, das sei einfach hier und bedeute mehr Sicherheit und weniger Stress als in Indien.

Fremde selbst für Integration verantwortlich

Dass er in diesem Sommer noch fünf Schützenfeste als König besuchen muss und dass der Königsball ansteht, schreckt ihn nicht. Im Gegenteil: „Das wird eine gute Party“, sagt er. Aus den Nachbarvereinen habe er schon viele Kollegen kennengelernt. Das sei ein Vorteil der Schützen. „Und überall so viele nette Leute“, wiederholt er.

Ausländerfeindlich findet er die Deutschen nicht. Überall gebe es solche und solche Menschen. Vielleicht zwei Prozent der Begegnungen seien unerfreulich gewesen, schätzt er. Fremde seien selbst verantwortlich, sich zu integrieren, meint er. Sie sollten in Vereine, den Spielmannszug oder die Feuerwehr gehen. Das helfe auch, die Sprache zu verbessern. „Ich fühle mich gut integriert“, sagt der Schützenkönig.

Copyright © 2025 TAGEBLATT | Weiterverwendung und -verbreitung nur mit Genehmigung.

Weitere Artikel