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Balkonkraftwerke boomen

TAusbau der Solarenergie: So schneidet der Landkreis Stade ab

Beim Photovoltaik-Zubau belegt Niedersachsen im bundesweiten Vergleich einen guten Platz. (Archivbild)

Beim Photovoltaik-Zubau belegt Niedersachsen im bundesweiten Vergleich einen guten Platz. (Archivbild) Foto: Fabian Sommer/dpa

Vorweg: Treibende Kraft sind die Privathaushalte. Welche Regionen glänzen, wer überraschend aufholt - und wo es Ärger geben kann.

Von K. Genius, S. Lohmann und T. Parge Montag, 31.03.2025, 13:00 Uhr

Landkreis/Hannover. Der Ausbau der Solarenergie in Niedersachsen ist im vergangenen Jahr leicht gestiegen. Das hat eine Analyse der Klimaschutz- und Energieagentur (KEAN) ergeben. Der Photovoltaik-Zubau stieg demnach von 1,5 Gigawatt im Jahr 2023 auf gut 1,6 Gigawatt, wie die Agentur mitteilte.

Insgesamt erhöhte sich demnach die installierte Leistung von 7,2 Gigawatt auf knapp 8,8 Gigawatt. Damit belege Niedersachsen beim Zubau im bundesweiten Vergleich Platz vier hinter Bayern, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg.

Balkonkraftwerke immer beliebter

Haushalte blieben auch 2024 die treibende Kraft beim Zubau – trotz Rückgangs. Insgesamt wurden in diesem Bereich 690 Megawatt Leistung zugebaut, was 42 Prozent des Zubaus in ganz Niedersachsen ausmacht. Private Hauseigentümer nutzten Photovoltaik-Anlagen, um etwa einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, zur Senkung des Strompreises und für mehr Unabhängigkeit.

Ein wachsender Faktor seien die Balkonkraftwerke. Die steckerfertigen Mini-Solaranlagen, die sich am Balkon oder auf der Terrasse installieren lassen, erfreuten sich großer Beliebtheit, hieß es. Sie hätten ihren Anteil beim Zubau von zwei Prozent auf vier Prozent verdoppelt.

Niedersachsen hat noch weiten Weg vor sich

Aber: Vom Ziel ist Niedersachsen noch ein großes Stück entfernt. Bis 2035 sollen 65 Gigawatt Photovoltaik-Leistung installiert sein. Dafür muss den Angaben zufolge der jährliche Zubau mindestens 20 Prozent der bereits installierten Leistung erreichen. Man sei auf einem guten Weg, sagte KEAN-Geschäftsführer Lothar Nolte.

Neben PV-Anlagen werden zunehmend auch Batteriespeicher installiert: Insgesamt waren in Niedersachsen bis Ende 2024 rund 2 GWh Speicherkapazität als Batteriespeicher installiert. Realisiert wurden vor allem Heimspeicher mit einer Speicherkapazität bis zu 30 kWh. In Verbindung mit einer PV-Anlage auf dem eigenen Dach ist das attraktiv, da der Eigenverbrauch von einem typischen Haushalt durch einen Heimspeicher von einem Drittel auf bis zu zwei Drittel erhöht werden kann.

Regionale Unterschiede – das sind die Spitzenreiter

Solar-Spitzenreiter sind laut KEAN die Region Hannover sowie die Landkreise Emsland und Osnabrück. Der Landkreis Friesland, der bislang im unteren Drittel der Landkreise lag, sei mit einem Zubau von über 100 Megawatt nun auch vorn mit dabei. Starke Zubau-Raten habe es außerdem in den Landkreisen Ammerland, Harburg, Celle und Goslar gegeben. Sie haben jeweils mehr als 40 Prozent an installierter Leistung hinzugewonnen.

So ist der Kreis Harburg auch am Landkreis Stade vorbeigezogen. Die Stader kommen laut KEAN auf einen Zubau von 30 bis 40 Megawatt.

Das ist im gleichen Bereich wie der Landkreis Rotenburg. Der Kreis Cuxhaven schneidet wie Harburg im Bereich von 60 bis 80 Megawatt ab.

Insgesamt rangiert der Landkreis Stade auf Platz 14 außerhalb der Top-Ten-Landkreise.

Haus & Grund Stade: Solaranlage hat nicht automatisch Vorrang

Wenn geschützte Bäume geplante Solaranlagen verschatten, können diese nicht oder nur sehr eingeschränkt betrieben werden. Was hat dann Vorrang: der Klimaschutz durch den Einsatz erneuerbarer Energien oder der Baumschutz?

In beiden Fällen geht es um den Schutz der Natur - deshalb kommt der Solaranlage nicht automatisch Vorrang gegenüber dem Baumschutz zu. Darauf weist der Verein Haus & Grund Stade unter Bezug auf ein Urteil des Verwaltungsgerichts Düsseldorf (Az.: 9 K 7173/22) hin.

Dazu erklärt Rechtsanwalt Mathias Schröder: „Der Einsatz von Solarenergie ist wichtig für die Umwelt, werden dadurch doch die Ozonbelastung und der CO2-Ausstoß verringert.“ Vor allem erzielt man einen sparsamen Umgang mit vorhandenen Energieressourcen. Genauso wichtig ist aber die Erhaltung von Bäumen, die unter Schutz gestellt werden.

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In dem Rechtsstreit geht es um den abgelehnten Antrag auf Erteilung einer Fällgenehmigung für einen geschützten Baum, der einer geplanten Solaranlage im Weg steht. Das Gericht sieht keinen automatischen Vorrang für den Einsatz von Solarenergie, sondern macht die Entscheidung zwischen einem Baumschutz und einem Umstieg auf erneuerbare Energien vom einzelnen Fall abhängig. Das sei ein Abwägungsprozess, bei dem alle Umstände und alle Interessen der beteiligten Grundstückseigentümer sowie des Natur- und Landschaftsschutzes einschließlich des Klimaschutzes zu gewichten seien, so die Düsseldorfer Verwaltungsrichter.

Am besten sei es, die Konfliktsituation nicht erst aufkommen zu lassen, rät Haus & Grund Stade. Der Planer einer Solaranlage sollte möglichst gemeinsam mit dem Nachbarn und Baumeigentümer klären, ob schon regelmäßige Form- und Pflegeschnitte für den Baum und ein vielleicht anders gewählter Standplatz für die Solaranlage Verschattungsprobleme von vornherein vermeiden oder doch zumindest so einschränken können, dass ein effektiver Einsatz der Solaranlage möglich wird.

„Aus Sicht beider Nachbarn ist dann eine nachbarliche Vereinbarung, möglichst schriftlich niedergelegt, das Mittel der Wahl, um zukünftig Rechtssicherheit und Betriebssicherheit für die Solaranlage zu schaffen“, erläutert Schröder. (dpa)

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