TBSV-Kapitänin Marie Andresen hört auf: Warum ihr die Entscheidung so schwerfiel

Der BSV hätte gerne mit Marie Andresen verlängert. Doch nach zwei Jahren in Buxtehude wird sie ihre sportliche Karriere beenden. Foto: Jan Iso Jürgens
Großer Schock für den Buxtehuder SV: Kapitänin Marie Andresen beendet ihre Karriere. Dabei hatte die 29-Jährige gerade erst den Durchbruch in der Bundesliga geschafft. Über eine Entscheidung, die ihr sehr schwergefallen ist.
Buxtehude. Als Marie Andresen die Auszeichnung zur BSV-Handballerin der Saison 2022/23 in den Händen hielt, sagte sie: „Jetzt kann man sagen, dass ich meinen Platz gefunden habe.“ Mit Ende 20 hatte sie den Durchbruch in der Bundesliga geschafft.
Trainer Dirk Leun machte sie in der Sommerpause zur Kapitänin, Manager Peter Prior signalisierte frühzeitig, mit ihr verlängern zu wollen, Torwarttrainerin Debbie Klijn hätte gerne noch „ein paar Prozent“ aus ihr herausgekitzelt.
Schock für den BSV
Doch vor Kurzem traf die 29-jährige Andresen eine „Grundsatzentscheidung“: Sie hört zum Saisonende auf. „Schock für den BSV“, überschrieb der Verein seine Pressemitteilung am Dienstag.

Typische Andresen-Pose: Schon in ihrem ersten Jahr beim BSV gehörte sie zu den besten Torhüterinnen der Bundesliga. Foto: Jan Iso Jürgens
„Das tut uns richtig weh. Wir hätten Marie gerne noch viele Jahre im Team gehabt - als großartige Torhüterin, als Kapitänin, als toller Mensch und Führungskraft“, so Prior. Leun: „Mit Marie verlieren wir nicht nur eine unserer absoluten Leistungsträgerinnen, sondern auch eine wichtige Führungskraft, die dem Team auch neben dem Spielfeld viel Positives gegeben hat.“
Andresen schlägt beim BSV ein
Andresen, aufgewachsen auf dem elterlichen Bauernhof unweit der dänischen Grenze, kam erst mit 26 Jahren nach Blomberg in die Bundesliga. Dort erkannte man jedoch nicht ihr Potenzial. Andresen wollte mehr Verantwortung und mehr Spielanteile. 2022 wechselte sie nach Buxtehude.
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Schock für den BSV: Leistungsträgerin beendet Karriere
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Beim BSV profitierte Andresen von der Zusammenarbeit mit Torwarttrainerin Debbie Klijn und überzeugte schnell mit konstanten Leistungen. Sie gehörte zu den besten Torhüterinnen der Liga, konnte die Mannschaft mit ihrer positiven Ausstrahlung mitreißen und auch Klartext reden.
Gedanken ans Karriereende
Sie selbst hätte sich eine solche Entwicklung neben dem zeitintensiven Referendariat für Mathematik und Sport an der Grundschule Harburger Straße nicht träumen lassen. „Besser hätte es nicht laufen können“, sagt sie.
Aber warum hört sie auf dem Höhepunkt ihrer sportlichen Karriere auf? „Objektiv ist das vielleicht schwer zu verstehen“, sagt Andresen dem TAGEBLATT. Aber den Gedanken ans Karriereende habe sie länger in sich getragen. „Schon in Blomberg habe ich darüber nachgedacht.“
Andresen will Zeitpunkt selbst bestimmen
Dem BSV und den anderen Vereinen, von denen sie zum Teil lukrativere Angebote hatte, machte Andresen früh klar, dass sie erst einmal diese Grundsatzentscheidung treffen wollte. „Es ging nicht darum, ob ich verlängere oder woanders mehr Geld verdiene“, sagt sie, sondern ob sie weitermacht. Ende Januar stand ihr Entschluss.
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„Den objektiv richtigen Zeitpunkt wird es wohl nie geben, aber für mich fühlt es sich richtig an“, sagt sie. Andresen wollte den Zeitpunkt selbst bestimmen und nicht irgendwann wegen einer Verletzung aufhören oder weil die Leistung nicht mehr stimmt. „Und doch gibt es Tage, an denen ich denke: Hätte ich vielleicht doch weitermachen sollen?“
Leichtigkeit fehlt im Training
Außerdem spürt Andresen nach so vielen Jahren im Handball, „dass das Feuer nicht mehr so krass brennt wie früher“, sagt sie. Das liege sicherlich auch am Alter und der Belastung. „Manche Trainingseinheiten sind richtig hart und gehen nicht mehr so leicht von der Hand.“
Für Torwarttrainerin Klijn kam die Entscheidung nicht überraschend. „Marie und ich haben darüber gesprochen. Es kam nicht von heute auf morgen“, sagt sie. Klijn hätte gerne noch „ein paar Prozent“ aus ihr herausgeholt, aber sie verstand auch, dass Andresen andere Dinge im Leben vorhat. Trainer Leun wünscht ihr auf ihrem Lebensweg alles erdenklich Gute.
Vorfreude auf den Sommer
Bis zum Saisonende will Andresen noch „weiter Gas geben“ und mit der Mannschaft möglichst viele Spiele gewinnen. Und danach? Der BSV hofft, die gebürtige Flensburgerin für andere Funktionen im Verein gewinnen zu können. „Das ist ein extrem nettes Angebot. Aber ich weiß noch nicht, wo ich meine Zelte aufschlage“, sagt sie. Klar ist nur, dass sie beruflich als Lehrerin durchstarten will.

Torwarttrainerin Debbie Klijn, hier mit BSV-Torhüterin Laura Kuske, hätte gerne noch „ein paar Prozent“ aus Andresen herausgekitzelt. Foto: Jan Iso Jürgens
Bis zum Ende des Schuljahres arbeitet sie noch an einer Grundschule in Stade. „Und dann freue ich mich auf sechs Wochen Sommerferien“, zum ersten Mal seit ihrem zwölften Lebensjahr ohne Handball, Saisonvorbereitung und Trainingslager. „Der Verzicht war in den vergangenen Jahren wirklich hoch.“
BSV muss große Lücke schließen
Der BSV sucht nun eine neue Torhüterin. Klijn hat bereits eine Liste mit Wunschkandidatinnen vorgelegt und ist überzeugt, dass die Gespräche gut vorangehen. Prior: „Wir sind etwas spät dran, aber wir sind zuversichtlich, dass wir diese Position zeitnah gut besetzen können.“ Zuletzt ist das dem BSV jedenfalls gelungen.