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Zug- und Schiffsverkehr

THunte-Brücke gerammt: So schlimm ist das Ausmaß

Die Eisenbahnbrücke ist durch die Kollision schwer beschädigt worden. Gleise sind verbogen, die Unterkonstruktion hat sich durch die Wucht, mit der das Binnenschiff aufgeprallt ist, verschoben.

Die Eisenbahnbrücke ist durch die Kollision schwer beschädigt worden. Gleise sind verbogen, die Unterkonstruktion hat sich durch die Wucht, mit der das Binnenschiff aufgeprallt ist, verschoben. Foto: Wasserschutzpolizei

Wie geht es weiter mit der Eisenbahnbrücke über die Hunte, die ein Binnenschiff schwer beschädigt hat? Die Zugverbindung ist für die Wesermarsch-Häfen und die Industrie von größter Wichtigkeit. Doch die erhoffte Blitz-Lösung wird es kaum geben.

Von Detlef Glückselig Mittwoch, 28.02.2024, 18:10 Uhr

Elsfleth. Ein Binnenschiff hat in der Nacht zu Sonntag die über die Hunte führende Eisenbahnbrücke bei Elsfleth gerammt und sie schwer beschädigt. Das hat nicht nur massive Auswirkungen auf den Personennahverkehr, der Unfall stellt insbesondere auch eine Katastrophe für den Hafen von Rhenus Midgard in Nordenham und den Seehafen in Brake dar - sie sind vom Zugverkehr abgeschnitten. Wie geht es nun weiter?

Ein Expertenteam der Deutschen Bahn begutachtet derzeit den Schaden. Auch das Bauwerk unter Wasser müsse aufwendig untersucht und geprüft werden, teilt eine Bahnsprecherin mit. Die Bestandsaufnahme laufe unter Hochdruck. Fest steht, dass nicht nur die Brücke selbst, sondern auch die Gleis- und Oberleitungsanlagen beschädigt sind.

„Sobald die Schadensaufnahme abgeschlossen ist, können wir uns zu Dauer und Umfang der Reparaturarbeiten äußern und über die nächsten Maßnahmen informieren“, sagt die Bahnsprecherin.

Huntebrücke demoliert: Ersatzfahrplan der Nordwestbahn bis zum 6. März

Mindestens noch bis Mittwoch kommender Woche müssen Fahrgäste der Nordwestbahn für die Fahrt zwischen Nordenham und Bremen deutlich mehr Zeit einplanen als gewohnt.

Der neue Fahrplan gilt ab sofort. Die gute Nachricht ist, dass alle Verbindungen aufrechterhalten werden. Nach wie vor fährt der erste Zug ab Nordenham um 4.44 Uhr und der letzte um 23.44 Uhr. Von Bremen nach Nordenham verkehren die Züge von 5.01 Uhr bis um 23.10 Uhr. Die Verbindung um 0.10 Uhr ab Bremen endet in Hude.

Die schlechte Nachricht ist, dass die Fahrt mit der RS 4 eine Stunde länger dauert als üblich. Das liegt an dem Schienenersatzverkehr. Der ist bis einschließlich 6. März so organisiert, dass zwischen Brake und Hude ein Bus verkehrt. Weil der Bus langsamer ist, als es der Zug wäre, wird eine Zugtaktung übersprungen. In Hude beziehungsweise Brake steigen die Passagiere in den Zug der nächsten Taktung. Wer von Nordenham Richtung Bremen unterwegs ist, hat in Hude immerhin die Gelegenheit, statt der RS 4 einen anderen Zug nach Bremen zu nehmen: die RS 3 oder RS 30.

Deutsche Bahn prüft Möglichkeiten für Hilfsbrücke

Der niedersächsische Wirtschaftsminister Olaf Lies hatte am Montag gefordert, dass schnellstmöglich eine Ersatzbrücke installiert wird. „Grundsätzlich dienen Hilfsbrücken der Bahn an vielen Bauwerken als Zwischenlösung bei Brückenerneuerungen“, sagt dazu die DB-Sprecherin. Auch für die Huntebrücke werde unter anderem eine provisorische Lösung mit einer festen Hilfsbrücke geprüft. „Unabhängig von den bevorstehenden Reparaturarbeiten gehen wir derzeit aber davon aus, dass die Brücke mindestens mehrere Wochen nicht befahrbar sein wird“, so die Sprecherin.

Unterdessen fordert auch die Oldenburgische Industrie- und Handelskammer (IHK), die beschädigte Brücke schnellstmöglich wieder instand zu setzen. Der Seehafen Brake und der Hafen von Rhenus Midgard in Nordenham sowie die Industriebetriebe der Wesermarsch nutzten intensiv die Schiene. Eine Verlagerung der Verkehre auf Lkw und Binnenschiffe sei nur in seltenen Fällen möglich.

IHK: Hafenwirtschaft droht großer wirtschaftlicher Schaden

Die zuständige Infrastrukturgesellschaft der Bahn, DB InfraGO, müsse nun zeitnah Lösungen präsentieren, die kurzfristig umsetzbar sind, fordert die IHK. Sonst drohten der Hafenwirtschaft und der Industrie in der Wesermarsch erheblicher wirtschaftlicher Schaden.

„Nach den Ereignissen an der Friesenbrücke bei Weener mahnt die Wirtschaft seit rund zehn Jahren, dass der Nordwesten dringend Neubauten bei den Eisenbahnbrücken in Elsfleth-Orth und in Oldenburg braucht“, sagt Felix Jahn, IHK-Geschäftsführer für Mobilität. „Diese Nadelöhre müssen endlich beseitigt und die Planungen endlich mit Priorität vorangetrieben werden.“

Die über die Ems führende, insgesamt 335 Meter lange Friesenbrücke bei Weener, die Felix Jahn anspricht, war am 3. Dezember 2015 von dem niederländischen Frachter „Emsmoon“ gerammt und weitgehend zerstört worden. Die Verbindung für Fußgänger, Radfahrer und den Bahnverkehr, die eine wichtige Lebensader der Region darstellt, ist seitdem unterbrochen. Erst in diesem Jahr soll eine neue Brücke fertiggestellt werden.

Wasserschutzpolizei: Schiffsführer hat Fehler gemacht

Das 110 Meter lange Binnenschiff, das in der Nacht zu Sonntag die Eisenbahnbrücke über die Hunte gerammt hat, liegt an der Stadtkaje in Elsfleth. Die Wasserschutzpolizei hat ein Weiterfahrverbot ausgesprochen.

Fest steht nach Angaben der Wasserschutzpolizei inzwischen, dass der Schiffsführer die Brückenhöhe falsch eingeschätzt hat. Die Hunte ist einem Tidenhub ausgesetzt. Schiffsführer können sich anhand eines Pegelstandanzeigers orientieren, wie hoch das Wasser in der Hunte steht und wie groß dementsprechend die zur Verfügung stehende Durchfahrthöhe ist. Diesen Anzeiger hat der Führer des Binnenschiffs laut Wasserschutzpolizei offenbar nicht beachtet.

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