TAuslöser AfD: Eltern und Lehrer fordern Ende von Parteipolitik an Schulen

Schulvorstand und Elternvertreter der HPS wollen keine parteipolitischen Veranstaltungen an Buxtehuder Schulen. Foto: Wisser
Ausgelöst durch die AfD-Auftritte an Buxtehuder Schulen positionieren sich Eltern und Lehrerschaft der Halepaghen-Schule klar. Schulen sollen wieder ein Ort parteipolitischer Neutralität werden. Braucht die HPS-Bühne einen neuen Namen?
Buxtehude. „Bei Veranstaltungen auf der Halepaghen-Bühne denken viele, dass unsere Schule dafür die Verantwortung trägt“, sagt Bettina Fees-McCue, Leiterin der Halepaghen-Schule (HPS) in Buxtehude. Schulvorstand und Elternvertretung des Gymnasiums an der Konopkastraße hatten das TAGEBLATT aufgrund der Grundsatzdebatte um die Nutzung schulischer Gebäude für parteipolitische Veranstaltungen eingeladen.
Auslöser ist die AfD. Sie hat die Halepaghen-Bühne für den 12. April bei der Stadt gebucht. Dort soll Maximilian Krah, AfD-Spitzenkandidat für die Europawahl, auftreten. Die AfD wird in Niedersachsen vom Verfassungsschutz beobachtet. Drei andere Landesverbände und die Jugendorganisation sind mit „gesichert rechtsextremistische Bestrebungen“ eingestuft.
Kinder müssen in der Schule vor Extremismus geschützt werden
Die Elternvertreter der betroffenen Schulen wehren sich seit Jahren dagegen, dass Parteien die Gebäude nutzen können. Durch die neue AfD-Veranstaltung hat das Thema eine neue Dynamik bekommen. Teile der Politik teilen die Bedenken der Eltern und wollen die entsprechende Satzung ändern. Parteipolitik soll an den Grenzen des Schulgrundstücks enden. Das fordern SPD und FDP.
Im Bezug auf die AfD wird Elternvertreterin Undine Rehder deutlich: „Es macht was mit den Kindern, wenn diese Partei an ihrer Schule auftreten darf.“ Kinder seien formbar. Sie schlägt auch die Brücke zum Geheimtreffen zwischen Rechtsextremisten, Unternehmern, AfD- und CDU-Mitgliedern in Potsdam und den dort vorgestellten Plänen, Millionen Menschen aus Deutschland abzuschieben.
Schüler fragen, warum die AfD in die Schule kommen darf
„Wir haben hier über 60 Schüler aus dem Bereich Deutsch als Fremdsprache, die aus 24 verschiedenen Ländern kommen und sich an unserer Schule sehr wohl fühlen“, sagt Silke Behm, stellvertretende HPS-Leiterin. Diese Kinder seien extrem betroffen, wenn sie von solchen Veranstaltungen hören würden. „Es kommt immer wieder die Frage, warum wir als Schule das nicht verbieten“, sagt Javier Diaz del Cerro, der für das Lernbüro in der HPS zuständig ist. Dort werden diese Schüler unterrichtet. Der Kreis der Betroffenen mit Migrationshintergrund sei aber noch um ein Vielfaches höher.
„Schule soll ein geschützter Raum für die Kinder sein“, sagt Lehrer und Koordinator Dirk Schulze. „Wir haben uns in den vergangenen Jahren einen guten Ruf erarbeitet“, sagt Daniela Middeke, ebenfalls Lehrerin und Koordinatorin. Sie fürchtet, dass sich die Negativschlagzeilen auf die Anmeldungen für die fünften Klassen auswirken könnten.
Schüler der HPS waren wohl im Januar selbst in einen rassistischen Vorfall verwickelt. Das verschlimmert die Situation der Schule im Zusammenhang mit dem AfD-Treffen. Bei dem von HPS-Schülern organisierten Winterball im Fährhaus Kirschenland in Wisch hatten einige kurz nach Mitternacht eine Nazi-Parole gegrölt. Polizei und Staatsschutz ermitteln. Beim Winterball waren auch Schüler von anderen Schulen dabei.
Nazi-Parolen beim Winterball in Jork schaden der ganzen Schule
„Wir sind ständig dabei, Entwicklungen in der Schülerschaft aufzugreifen und mit Präventionsveranstaltungen aufzufangen“, sagt Bettina Fees-McCue. Die Schule plane seit einem Jahr Veranstaltungen zu rassistischen Äußerungen und Alltagsrassismus, so die Schulleiterin. Dass jetzt die AfD an der Schule auftreten werde, sei schlimm. Viele würden in Unkenntnis der Zuständigkeiten diese beiden Ereignisse vermischen, so die Schulleiterin. Sie unterstützt deshalb die gemeinsame Forderung der Schulelternvertretungen der HPS, des Gymnasiums Süd und des Stadtelternrats, Veranstaltungen und Treffen von Parteien und parteinahen Organisationen generell von Schulen auszuschließen.
„Eltern, die ihre Kinder bei der Schule anmelden, wissen nicht immer, dass die Stadt Träger der Schule ist und die Schule mit den Abendveranstaltungen auf der Halepaghen-Bühne nichts zu tun hat“, sagt Undine Rehder von der Schulelternvertretung. Elternvertreter und Lehrer sind sich einig, dass die Schule einen erheblichen Aufwand betreibt, um bei Schülern und Eltern Missverständnisse auszuräumen und zu erklären, dass die Schule mit Veranstaltungen nach Schulschluss nichts zu tun habe.
Braucht die Halepaghen-Bühne einen neuen Namen?
Schulleiterin Fees-McCue fordert deshalb, dass in Hinweisen auf außerschulische Veranstaltungen keine Hinweise auf die HPS zu finden sein sollten. Sie würde zur Abgrenzung zwischen der Schule und anderen Veranstaltungen eine Umbenennung der Halepaghen-Bühne befürworten. Das erklärt sie auf TAGEBLATT-Nachfrage.
Die Politik
Nach der SPD hat sich die FDP für eine Änderung ausgesprochen. „Politik im Unterricht gehört zur Demokratiebildung, parteipolitische Veranstaltungen haben nicht direkt mit den Schülern zu tun, dennoch hat eine Veranstaltung eine Außenwirkung, die die Schüler indirekt betrifft“, sagt André Grote (FDP). Die FDP würde einen Schritt weitergehen. Religiöse Veranstaltungen könnten den gleichen Effekt haben - daher gehörten Politik und Religion nicht auf Schulbühnen.