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Regime-Kritik

TBuxtehuder Gastronomin: Bei ihr hat die Freiheit Flügel

Hamta - sowohl ihr Vorname als auch Künstlername - ist vielen Buxtehudern nicht erst seit der Gründung des Cafés Baham als kreativer Kopf bekannt.

Hamta - sowohl ihr Vorname als auch Künstlername - ist vielen Buxtehudern nicht erst seit der Gründung des Cafés Baham als kreativer Kopf bekannt. Foto: Privat

Mit ihrer besten Freundin betreibt Hamta Kuhzarani das Café Baham. Jetzt lässt die Buxtehuderin Schmetterlinge tanzen. Was das mit der iranischen Widerstandsbewegung zu tun hat.

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Von Fenna Weselmann
Freitag, 24.01.2025, 17:00 Uhr

Buxtehude. Viele kennen Hamta Kuhzarani als Gastgeberin im Buxtehude Museum. Seit 2021 ist das Café Baham ihr berufliches Zuhause. Mit diesem Schritt in die Selbstständigkeit haben sie und ihre beste Freundin Bahareh Markert sich einen gemeinsamen Traum erfüllt. Das Baham lebt nicht nur von der Koch- und Backkunst der beiden Perserinnen, sondern auch von ihrem Sinn für Gestaltung.

Im Baham Café hat ihre Kunst einen festen Platz

Manchem Besucher dürfte das Kunstwerk im hinteren Teil des Cafés schon aufgefallen sein. An der Wand tummeln sich Hunderte von filigranen Schmetterlingen in einer bunten Formation. Jeder einzelne wurde von Hamta Kuhzarani selbst gestaltet.

Mit dem Baham Café im Buxtehude Museum haben Hamta Kuhzarani (rechts) und Bahareh Markert ihren gemeinsamen Traum in die Realität umgesetzt.

Mit dem Baham Café im Buxtehude Museum haben Hamta Kuhzarani (rechts) und Bahareh Markert ihren gemeinsamen Traum in die Realität umgesetzt. Foto: Baham

Sie hat schon viele Werke mit den zarten Papiertieren kreiert und in Buxtehude gezeigt. Unter dem Titel „Schmetterlingstanz“ sind ihre Bilder derzeit in der Kleinen Fleth-Philharmonie am Westfleth zu sehen. Für die Ausstellung hat sie extra eine Reihe neuer Werke mit musikalischem Bezug geschaffen. In seinem Konzertraum bietet Hasko Witte Künstlern die Möglichkeit, ihr Schaffen zu präsentieren.

Dass ihre Schmetterlingskunst einen temporären Platz am Westfleth hat, könnte besser nicht passen. Denn die Kleine Fleth-Philharmonie ist gleichzeitig Zuhause für das Musikerinnen-Duo Fjarill. Dessen schwedischer Name bedeutet Schmetterling.

Nach dem Studium verlässt die Perserin den Iran

Hamta - sowohl ihr Vorname als auch ihr Künstlername - wurde 1971 in Teheran geboren. Nach ihrem Abitur studierte sie Persische Literatur und Poesie an der Universität in Teheran. Als junge Frau verließ sie den Iran, folgte ihrem Vater nach Deutschland und blieb dann der Liebe wegen. Seit 2007 lebt die 53-Jährige mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in Buxtehude.

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Ihre Leidenschaft für Formen, Farben und Materialien vertiefte sie durch ein Studium der Bekleidungstechnik und des Designs in Frankfurt. Seitdem ist sie vielseitig kreativ tätig - entwirft und fertigt Kleider, fotografiert, gestaltet Accessoires, Kinderspielzeug und Collagen (zu finden auf Instagram unter ham_mta)

Schmetterling erzählt vom Aufruf zum Widerstand

Schmetterlinge sind für die Buxtehuderin ein Symbol für Leichtigkeit und Freiheit. Jedes Werk hat eine persönliche Geschichte. Da ist zum Beispiel ein schwarzer Schmetterling, der durch Mengen weißer Artgenossen fliegt, die sich wie zwei einander gegenüber liegende Flussufer an beiden Seiten auftun. Das Bild erzählt von ihren Wurzeln.

Dieses Werk ist in Anlehnung an eine Kindergeschichte des iranischen Schriftstellers Samad Behrangi entstanden, die gleichzeitig als versteckter Aufruf zum Widerstand gegen das damalige Schah-Regime zu verstehen ist.

Dieses Werk ist in Anlehnung an eine Kindergeschichte des iranischen Schriftstellers Samad Behrangi entstanden, die gleichzeitig als versteckter Aufruf zum Widerstand gegen das damalige Schah-Regime zu verstehen ist. Foto: Weselmann

„Der kleine schwarze Fisch“ des iranischen Schriftstellers und Bürgerrechtlers Samad Behrangi hat sie dazu inspiriert. Die Ende der 1960er Jahre veröffentlichte Kindergeschichte wurde gleichzeitig als versteckter Aufruf zum Widerstand gegen das damalige Schah-Regime verstanden. Welche Auswirkungen Regime-Kritik haben kann, spiegelt sich in Hamtas Familie.

Iranisches Regime verfolgt die Familie

Der Bruder ihrer Mutter verließ den Iran für ein Medizinstudium und starb später bei einem offenbar absichtlich provozierten Unfall - getötet wegen seines politischen Engagements, so die Vermutung. Ihre Mutter, die ihm nach Paris gefolgt war, geriet als Verwandte ebenfalls ins Visier des iranischen Geheimdienstes und hatte in der Folge mit Depressionen zu kämpfen.

Neuen Halt fand sie über französische Kirchenschwestern, die ihr den Weg in eine Nähschule ebneten. „Meine Mutter hat damals sogar ein Praktikum bei Yves Saint Laurent gemacht. Sie eröffnete ihre eigene Nähschule in Teheran und von ihr habe ich das Schneidern gelernt“, erzählt Hamta Kuhzarani.

Der Tod des Vaters führte sie zurück nach Teheran

Erst 18 Jahre nach ihrem Weggang reiste sie wieder in den Iran - um den Nachlass des verstorbenen Vaters zu regeln. „Ich habe mich total fremd gefühlt“, erinnert sie sich. „Und mich hat erstaunt, wie selbstbewusst sich die Frauen dort durchsetzen und wie viele ohne Kopftuch unterwegs sind.“

Der Aufenthalt hat ihr noch etwas bewusst gemacht: „Die Menschen dort leben nicht, sie überleben. Schon bei normalen Dingen wie Obst und Gemüse müssen sie schauen, ob das Geld reicht.“ Was sie sich für ihre iranische Heimat wünscht, ist Demokratie und Freiheit: „Alle wollen, dass die Mullahs endlich gehen.“

Die Ausstellung läuft noch bis zum 31. Januar und ist Montag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Das an diesem Freitag zur Schau veranstaltete Konzert von Fjarill ist ausverkauft. Aber bald gibt das Hamburger Duo in Buxtehude wieder ein Konzert - am 28. Juni in der St.-Petri-Kirche.

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