TDas ist Stades Unterwasser-Müll: Rostige Räder und E-Roller aus Schwinge gefischt

Taucher unterstützen den Anglerverein bei seiner jährlichen Gewässerreinigung. Foto: Franziska Felsch
Vom Fahrrad bis zur Herdplatte war alles dabei: Die Mitglieder vom Stader Anglerverein holten am Sonnabend Müll aus Teichen, dem Horstsee und der Schwinge. Taucher und Mitglieder des SUP Clubs Stade unterstützten.
Stade. Der Mercedes-Autoschlüssel kann noch nicht lange im Wasser gelegen haben, er sieht noch gut aus. Anders dagegen die zerbeulten Fahrräder, an denen der Rost erheblich genagt hat.
„22 Räder haben wir einmal rausgefischt, beliebt sind auch Einkaufswagen, die regelmäßig versenkt werden“, weiß Harald Bethge aus langjähriger Erfahrung. Der zweite Vorsitzende des Stader Anglervereins ist immer dabei, wenn die große Reinigungsaktion der innerstädtischen Ufer und Gewässer im Bereich der Hansestadt Stade mit dem Schwerpunkt Brücken einmal im Jahr stattfindet.
So wie rund 40 weitere Angler und einige Mitglieder des SUP-Clubs Stade, die den achtlos weggeworfenen Dreck einsammeln und ihn anschließend mit einem Anhänger zur Mülldeponie bringen.

Die Gruppe der fleißigen Helfer nach getaner Arbeit. Foto: Franziska Felsch
Fernsehteam begleitet Sucher
Taucher der Feuerwehr Stade, der DLRG und der Tauchersportgemeinschaft Stade SCUBI sind ebenfalls im Einsatz. Ziel sei es, die Qualität der innerstädtischen Gewässer zu verbessern, indem Schadstoffe und Verschmutzungen entfernt werden.
„So werden die Umwelt geschützt, die Lebensbedingungen für Tiere und Pflanzen verbessert und die Sicherheit der Gewässernutzer gestärkt. Die Reinigung dient der Erhaltung der biologischen Vielfalt und fördert das ökologische Gleichgewicht“, erklärt der erste Vorsitzende Thomas Piper, den ein Fernsehteam für die Sendung „Achtung Kontrolle“ begleitet.
Die kuriosesten Fundstücke der Sammelaktion
„Es ist einfach unvorstellbar, was die Leute alles wegschmeißen“
Und die bekommen ordentlich was vor die Kamera: Neben Glasflaschen, Dosen, Dachpfannen und Plastikverpackungen finden die ehrenamtlichen Helfer Farbeimer, Kabel, eine Waschtrommel, einen Kinderwagen, einen Anker, einen Bürostuhl und ein großes Waschbecken, dass immer wieder untergeht und später mit anderen Geräten geborgen werden soll.
„Es ist einfach unvorstellbar, was die Leute alles wegschmeißen“, wundert sich Waldemar Schneider und zeigt eine Gasflasche, Inhalt Lachgas. Die könnte eventuell explodieren oder im Wasser Schadstoffe abgeben, was nicht ganz ungefährlich ist, sagt sein Kollege Kai Hagener.

Waldemar Schneider (rechts) und Kai Hagener finden eine Dose mit Lachgas. Foto: Franziska Felsch
Greifzange geklaut
Auf Höhe der Eisenbahnbrücke „angeln“ die Helfer einen intakten E-Roller aus dem Wasser, weshalb die Polizei dazugerufen wird, da es sich um ein gestohlenes Fahrzeug handeln könnte.
Das sei nicht das erste Mal, dass jemand Diebesgut versenkt, etwa Portemonnaies mit Scheckkarten, weiß Bethge. Wenn die Beamten damit nichts anfangen können, wandern die gut erhaltenen Teile ins Fundbüro. So wie der Autoschlüssel - in der Hoffnung, der Halter holt ihn dort ab.
Dort landet die kleine Herdplatte aus dem Holzhafen mit Sicherheit nicht, obwohl jemand scherzhaft meint: „Die ist doch noch schön.“ Auch die Kochtöpfe sind nicht mehr benutzbar. „Wir haben schon Pistolen entdeckt, leider auch mal einen toten Hund, exotische Fische und Mülleimer“, zählt Bethge auf.
Diebe beklauen Naturschützer während der Suche
Der Vandalismus und die Achtlosigkeit haben zugenommen, meinen die Angler, denen der Naturschutz am Herzen liegt, weshalb sie des Öfteren auch kleine Müllaktionen durchführen.
Wenn ihnen dann noch - wie am Sonnabend - jemand eine Greifzange klaut, ist das nicht lustig, da die Utensilien wie Piker, Wurfanker und Müllbeutel vom Verein zu zahlen sind, denn der Pachtvertrag beinhaltet die Reinigung der Gewässer. Die Hansestadt Stade stellt nur den Container.
Das findet Bethge okay. Ihn stört dagegen, dass an einigen Teichen Bäume und Sträucher nicht entfernt werden. „Da kommt kein Licht durch, was für die Wasserqualität wichtig ist, aber diese Arbeiten können wir nicht leisten. Da müsste die Stadt ran.“ Obwohl es so aussieht, als wurde diesmal weniger Müll in den Gewässern entsorgt, sei es immer noch zu viel. „Jedes weggeworfene Teil schadet der Umwelt“, so Bethge.