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Handball-Bundesliga

TDer BSV und die Liga im Umbruch: Viel Wirbel zum Saisonstart

Dirk Leun lächelt auf der Pressekonferenz.

Dirk Leun und der BSV sicherten sich über die Play-downs ihre 37. Bundesliga-Saison. Zu dieser Saison wurde das Spielsystem erneut modifiziert. Foto: Jan Iso Jürgens

Die Bundesliga ist zurück: mit einem insolventen Meister, neuem Modus und dem BSV, der einen Umbruch meistern muss. Antworten auf die wichtigsten Fragen zum Saisonbeginn.

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Von Thies Meyer
Freitag, 29.08.2025, 11:50 Uhr

Buxtehude. Der Buxtehuder SV hat seine Pflichtaufgabe bei Drittligist TSV Nord Harrislee erfüllt und steht nach einem 39:19 in der zweiten Runde des DHB-Pokals. Schwerer wird die Aufgabe am Samstag (17 Uhr): Der BSV reist als Außenseiter zum Dritten der Vorsaison, HSG Blomberg-Lippe. Was Fans vor dem Ligastart wissen müssen.

So sollte der neue Spielmodus funktionieren

Der Liga-Modus wurde reformiert - erneut. Denn erst zur vergangenen Spielzeit führte die Handball-Bundesliga Frauen (HBF) Play-offs und -downs ein. Über die Play-downs verabschiedete sich Bayer Leverkusen in die 2. Bundesliga, dafür stieg Union Halle-Neustadt auf.

Peter Prior erklärt etwas auf einer Pressekonferenz.

BSV-Geschäftsführer Peter Prior stimmte gegen den neuen Modus und sagte im Juli: „Wir wollten, dass es so bleibt wie bisher.“ Foto: Jan Iso Jürgens

Jetzt ermitteln nur die besten vier Mannschaften in Halbfinale und Finale (Best-of-3) den Deutschen Meister. BSV-Trainer Dirk Leun ist zufrieden mit dieser Veränderung, weil zuvor die Tür für einen Überraschungsmeister unter den acht Playoff-Teams offen gewesen sei - für seinen Geschmack zu offen. Leun: „Sportlich ist der neue Modus fairer.“ Das Abschneiden in der Hauptrunde zählt mehr als im letzten Jahr.

Wie gewohnt bleiben fünf Startplätze für Europa: Der Meister qualifiziert sich für die Champions League, vier Teams für die European League.

Eigentlich sollten die Mittelfeldteams und Abstiegskandidaten im Modus „Jeder gegen Jeden“ spielen: Die Fünft- bis Achtplatzierten der Hauptrunde sollten in doppelter Runde die Endplatzierungen und den letzten internationalen Startplatz ausspielen.

Platz neun bis zwölf sollten gegen Abstieg und Relegation kämpfen.

Nun musste der Spielmodus kurzfristig angepasst werden

Durch den Rückzug der HB Ludwigsburg steht der amtierende Meister auch als erster Absteiger fest. Der Vorstand der HBF und die Clubs verständigten sich nun noch am Mittwochabend vor dem Saisonstart auf eine Anpassung des Play-off-Modus.

Die Play-offs um die Deutsche Meisterschaft bleiben. Es werden aber die Play-off-Runde um Platz 5 und die Play-downs zusammengelegt. Nun spielen die Teams von Platz 5 bis 11 in einer Einfach-Runde den letzten European League-Teilnehmer und den Relegationsplatz aus. Es wird also keinen direkten sportlichen Absteiger geben. In der Relegation muss der Erstligist gegen den Zweiten der zweiten Liga ran.

Dabei nehmen die Clubs anhand ihrer Hauptrunden-Platzierung Punkte mit: Während Platz 5 mit sieben Punkten startet, verringert sich die Punktanzahl pro Platz um einen Punkt, sodass der Elftplatzierte mit einem Punkt in die Play-off-Runde startet.

Über sieben Spieltage werden insgesamt 21 Spiele ausgetragen - drei Begegnungen finden pro Wochenende statt, während eine Mannschaft pro Spieltag spielfrei hat. Jedes Team spielt innerhalb dieser Runde drei Mal zu Hause und drei Mal auswärts.

„Wir sind froh, dass wir in Zusammenarbeit mit den Clubs schnell diese Lösung erarbeiten konnten,“ so HBF-Geschäftsführer Christoph Wendt.

„Man wird sehen, wie viel Attraktivität es hat. Egal welcher Modus - man kann es nicht vorhersehen, wie es ausgeht“, sagt Leun.

Das bedeutet das Ludwigsburg-Aus noch

Seit Wochen ist es ein offenes Geheimnis, seit Dienstag offiziell: Der HB Ludwigsburg steigt wegen Insolvenz ab. Das bestätigte die HBF via Pressemitteilung.

Laut HBF gefährde diese Entscheidung den Spielplan nicht. „Partien, an denen Ludwigsburg beteiligt ist, entfallen ersatzlos - stattdessen hat die jeweils andere Mannschaft am entsprechenden Spieltag spielfrei“, heißt es in dem Statement.

Auch finanziell trifft die Entscheidung den Rest der Liga. Dem BSV werden einmalig für das entfallene Heimspiel gegen Ludwigsburg Einnahmen durch Kartenverkauf & Co fehlen.

Auch deshalb gab es die Modus-Anpassung: „Mit der Zusammenlegung der beiden Play-off-Runden und einer weiteren Spielwoche stellen wir sicher, dass für die Mannschaften in den Play-downs nicht noch weitere Spiele durch den Rückzug Ludwigsburgs entfallen“, so Wendt.

Wer sind die Meisterfavoriten?

Damit endet das Dauer-Abo auf die Meisterschaft von Ludwigsburg (vorher SG BBM Bietigheim) nach acht von zehn Titeln seit 2015. Für Dirk Leun wird der Titel- vor allem ein Dreikampf zwischen Dortmund, Blomberg-Lippe und Thüringen.

Mit einem neuen Mosaikstein bastelt Borussia Dortmund an seiner zweiten Meisterschaft: Der BVB hat sich mit Rückkehrerin Alina Grijseels (zweimalige Handballerin des Jahres) verstärkt, die sich rund vier Jahre lang das Amt als Nationalmannschaftskapitänin mit der Buxtehuderin Emily Vogel (geborene Bölk) teilte. Über den Vizemeister führt der Weg zum Titel.

Wer muss um die Klasse zittern? Wer kann überraschen?

Das Ludwigsburg-Aus raubt dem Abstiegskampf Spannung. Platz fünf bis elf ermitteln einen Relegationsteilnehmer. Dirk Leun will keine Teams ausmachen, sagt nur: „Es wird ein harter Kampf.“

Wie Buxtehude muss der BSV Sachsen Zwickau einen Kaderumbruch meistern. Mehr als zehn Spielerinnen gingen, viele neue kamen. Vom BSV zum BSV wechselte Ex-Buxtehuderin Charlotte Kähr. Letztes Jahr in den Play-downs gerade noch die Klasse gehalten, wird es auch im fünften Bundesliga-Jahr schwer für Zwickau.

Zugleich ist Zwickau mit den vielen Neuen aber auch eine Wundertüte. Das dürfte auch für den Vorjahreszehnten Neckarsulm gelten: Mit DHB-Kapitänin Antje Döll (vorher Ludwigsburg) gelang dem Verein ein Transfer-Hammer.

Wie ist die Stimmungslage beim BSV vor dem Start?

Die Erleichterung über den Klassenerhalt in der Vorsaison war groß - die Enttäuschung über Platz zehn ebenso. Eine Wunschplatzierung verrät der BSV nicht. Vielmehr solle sich das Team „über die Saison gezielt und kontinuierlich entwickeln“, sagt Leun. Der arbeitet mit einem Sprachbild für seine Mannschaft: Am Fuße des Berges fange der BSV jetzt an und müsse sich Schritt für Schritt zum Gipfel kämpfen.

Sieben Neuzugänge musste der BSV integrieren, darunter die Langzeitverletzte Carina Senel (Reha nach Kreuzbandriss). Leuns Zwischenfazit: „Alle Spielerinnen haben sich menschlich schnell und gut integriert. Es gab keine Anpassungsprobleme.“

In Blomberg zuschauen muss auch Isa Ternede, die sich das Kreuzband angerissen hat und rund fünf bis sechs Wochen fehlt. Ein Fragezeichen steht auch hinter dem Einsatz von Lilli Frey (Ellbogenverletzung).

Isa Ternede wirft.

Rückraum-Mitte Isa Ternede fehlt dem BSV noch einige Wochen. Foto: Jan Iso Jürgens

Diese Spielzeit steht nicht nur im Zeichen des Umbruchs, auch des Umzugs. Der BSV will die neue Halle Nord zur Hölle Nord machen. „Wir müssen in Heimspielen fest daran glauben, jeden Gegner schlagen zu können“, sagt Leun. Das, was der BSV auf die Platte bringt, entscheide, wie lange die „Eingewöhnungsphase“ dauere. Spiele das Team jedes Heimspiel mit Leidenschaft in der Seele, werde es das Publikum schnell begeistern.

Nach dem Auftakt gegen Titelanwärter Blomberg folgt ein Testspiel gegen Luchse Buchholz 08/Rosengarten als Stimmungstest für das erste Bundesligaspiel in der neuen Halle Nord. Beim „schweren Auftaktprogramm“ (Leun) ist der BSV am 6. September (18 Uhr), zuhause gegen den Thüringer HC gefordert.

Wo werden die Spiele übertragen?

Die HBF läuft auf drei Sendern und Streamingdiensten. Neuerdings zeigt DF1 bis zu zehn Live-Spiele im Free-TV. Alle Spiele können Handball-Fans bei den Pay-TV-Angeboten von Sporteurope.TV oder Dyn schauen.

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