TDoppelt gut fürs DRK: Die Zwillingsbrüder Neumann engagieren sich seit 50 Jahren
Die beiden Brüder Ulrich und Andreas Neumann sind seit 50 Jahren Mitglied im Deutschen Roten Kreuz. Foto: Silvia Dammer
Ob bei Einsätzen gegen Hochwasser, bei der Flüchtlingshilfe oder im Blutspendedienst: Die 230 Bereitschaftsdienstler des DRK-Kreisverbandes Stade sind überall dort zu finden, wo Helfer gebraucht werden. Die Zwillinge Neumann helfen so seit 50 Jahren.
Heinbockel. 18 Uhr in der Gaststätte Hellwege in Heinbokel-Hagenah: Der Saal hat sich gefüllt mit 162 Ehrenamtlichen der großen DRK-Familie. Auch die beiden Brüder Ulrich und Andreas Neumann sind der Einladung des Vorstands des DRK-Kreisverbandes Stade zum 21. Helferfest gefolgt. Andreas legt sein Handy neben sich: „Ich habe Bereitschaft“, erklärt er. Bereitschaft fürs DRK. Andreas und sein Zwillingsbruder Ulrich sind verantwortlich für die Flüchtlingsunterkunft im ehemaligen Impfzentrum in Ottenbeck. Nur eine von vielen ehrenamtlichen Aufgaben, für die sich das Buxtehuder Brüderpaar verpflichtet fühlt. Dabei ist diese Verpflichtung beiden eher Herzenssache und das Dankeschön die schönste Belohnung, wie beide versichern. Darin sind sich die 63-jährigen Pensionäre einig: In den 50 Jahren ihrer Mitgliedschaft haben sie sich in dieser großen Familie immer wohlgefühlt. Das begann mit dem Jugendrotkreuz, wo sie die Gemeinschaft schätzen lernten, verschiedenste Ausbildungen absolvierten, auf Orts- und später Kreisebene selbst Verantwortung für den DRK-Nachwuchs übernahmen und immer für die verschiedensten Einsatzdienste zur Verfügung standen.
Das Engagement für die Gemeinschaft schon von den Eltern gelernt
Woher dieses Engagement kommt? „Irgendwie schon von unseren Eltern“, sagt Ulrich Neumann. „Sie hatten den berühmten Kennedy-Satz ‚Frag nicht, was dein Land für dich tun kann, sondern frag, was du für dein Land tun kannst‘ zu einem Familienleitsatz erklärt und uns damit infiziert.“
Das DRK ist seit dem ersten Tag ihrer Mitgliedschaft ein fester Bestandteil im Leben der Brüder, die sich vor allem in der Flüchtlingsbetreuung engagieren.
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Neben dem Management der kreislichen Flüchtlingshilfe, in der die beiden Brüder schon seit der Wende involviert sind, engagiert sich Uli Neumann auch als Dozent für Erste-Hilfe-Kurse. Beeindruckende Erlebnisse hatten beide so viele, dass sie sich gar nicht für eine Geschichte entscheiden können. Die Flüchtlingswelle vor der Wende 1989 haftet beiden noch im Gedächtnis. Hier haben sie das erste Mal eine Flüchtlingsnotunterkunft gemanagt. „Viele der aus Ungarn geflüchteten DDR-Bürger kamen mit Nichts und waren so dankbar für unsere Hilfe“, erinnert sich Andreas. Für Uli war eine Geschichte in 2015 sehr beeindruckend. „Wir hatten drei unbegleitete Minderjährige aus Syrien aufgenommen. Ein paar Tage später kam ihre Schwester aus Köln und die Familie, die auf der Flucht getrennt wurde, kam wieder zusammen. Das war Gänsehaut pur.“
Kritik am Land: Stellenwert des Katastrophenschutzes noch nicht angekommen
50 Jahre beim DRK sind eine lange Zeit und längst nicht das Ende ihres Engagements, wie die beiden Männer versichern. „Wir machen weiter, so lange wir können“, sagt Andreas, „und auch wenn wir nicht mehr an vorderster Front im Katastrophenschutz stehen können, dann gibt es andere Aufgaben, die wir finden.“
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Für Rolf Ringers vom Präsidium des DRK-Kreisverbandes ist es deshalb sehr wichtig, dass sich die DRK-Bereitschaftsdienstler gut umsorgt fühlen. Mit den neuen Unterkünften in Buxtehude und im ehemaligen Feuerwehrgebäude in Bützfleth zum Beispiel hat der Kreisverband gemeinsam mit der Kreisverwaltung dafür die Voraussetzungen geschaffen. Auf die Schwierigkeiten mit der Co-Finanzierung der neuen Unterkunft in Buxtehude durch das Land eingehend, bedauerte Ringers, dass der Stellenwert des Katastrophenschutzes noch nicht angekommen ist, wo er sein sollte. Sabine Brodersen vom Landkreis Stade hatte zuvor die sehr gute Zusammenarbeit auf dem Gebiet des Rettungsdienstes und dem Katastrophenschutz mit dem DRK-Kreisverband gelobt. „Es ist bewundernswert, wie schnell die notwendige Hilfe immer bereitgestellt wird“, sagt sie auf dem Helferfest.
„Das ist doch Ehrensache“, sagt die stellvertretende Leiterin des DRK-Kreisbereitschaftsdienstes Jenny Fromke. Die 37-Jährige ist wie die beiden Neumann-Brüder schon seit ihrer Jugend mit dem DRK verbunden. Aus Neugier begonnen in einer Jugendgruppe, hat sie das DRK nicht mehr losgelassen. Jetzt kümmert sie sich gemeinsam mit Frank Burfeindt, dem Leiter des Bereitschaftsdienstes, um alles Organisatorische, damit die Helfer sich auch dort engagieren können, wo es notwendig ist.
Verpflegung der Einsatzkräfte und von Tausenden Menschen beim Kirchentag
Sie ist aber auch selbst ganz vorne mit dabei: Anfang des Jahres beispielsweise war sie im Hochwassergebiet bei Celle im Einsatz, wo sie sich im Betreuungsdienst mit anderen Kolleginnen und Kollegen um die Unterkunft und Verpflegung der Einsatzkräfte gekümmert hat.
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Kochen für Tausende Menschen zum Beispiel auf dem Kirchentag 1989 in Berlin, das ist Sigrid Schumacher in Erinnerung geblieben. Die 59-jährige Krankenschwester aus dem Ortsverband Oldendorf ist seit 40 Jahren beim DRK dabei. Angefangen habe das mit der Ausbildung zur Schwesternhelferin. Ihr Mann, den sie auf einem DRK-Einsatz kennenlernte, hatte sie motiviert, dabei zu bleiben. „Ich hab das nicht bereut“, sagt sie. Ob man als Helfer das berühmte Syndrom haben muss? „Ja“, sagt sie und lacht, „das haben hier alle und ein großes Herz.“
Helfen möchte auch Marie Bockelmann. Die 19-Jährige ist seit fünf Jahren im DRK-Ortsverein Oldendorf engagiert. Für sie ist aber auch das Gemeinschaftsgefühl in der Gruppe ein wichtiger Punkt, warum sie sich hier so wohlfühlt. Auch wenn es die junge Frau nicht in eine Leitungsposition drängt, schätzt sie die gute Ausbildung und wird sich auch weiterhin in der Bereitschaft engagieren.

Die stellvertretende Leiterin des DRK-Kreisbereitschaftsdienstes Jenny Fromke ist mit dem DRK seit der Kindheit eng verbunden. Foto: Silvia Dammer