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Abschied

TDorfpolizist Heinz Hagedorn sagt den Freiburgern nach 37 Jahren Tschüss

Heinz Hagedorn und Melanie Wehenkel waren ein eingespieltes Team. Jetzt hat sich der Hauptkommissar verabschiedet.

Heinz Hagedorn und Melanie Wehenkel waren ein eingespieltes Team. Jetzt hat sich der Hauptkommissar verabschiedet. Foto: Susanne Helfferich

37 Jahre war Heinz Hagedorn Dorfpolizist in Freiburg. Jetzt geht er in den vorzeitigen Ruhestand. Seine Kollegin Melanie Wehenkel übernimmt vorerst alleine die Polizeiwache im Bürgermeister-Mügge-Haus, die fast einmal Spielort für einen Krimi wurde.

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Von Susanne Helfferich
Dienstag, 27.02.2024, 05:30 Uhr

Freiburg. Von Kindesbeinen an wollte Heinz Hagedorn Polizist werden. Hatte er doch in der weiteren Familie mehrere Polizeibeamte, und was die erzählten, war ziemlich spannend. Und so bewarb sich der Landwirtssohn aus Osten nach dem Schulabschluss bei der Polizei Hamburg. Um als Polizeischüler aufgenommen zu werden, musste er nicht nur die Rechtschreibung und das Einmaleins beherrschen, sondern auch körperlich fit sein. Klimmzüge, Pendellauf und am Tau klettern wurde gefordert. „Die Prüfer erlaubten uns keine Schwäche“, erzählt Hagedorn. Doch ausschlaggebend sei wohl sein Plattdeutsch gewesen. „Weil in Hamburg noch Platt gesprochen wurde, war ich schnell durch“, erzählt er lachend.

Doch er blieb nicht lange in der Metropole. Nach zwei Jahren hatte Heinz Hagedorn genug von der Großstadt und ließ sich nach Niedersachsen versetzen, nach Stade. Als er 1987 gefragt wurde, ob er nach Freiburg wechseln möchte, weil er ja selbst aus der Ecke komme, zögerte er zunächst. „So weit weg vom Schuss und ich war ja noch jung“, erinnert er sich. Doch schließlich schlug er ein und unterstützte in Freiburg Dierk Boneß, der die Wache leitete. Ein Polizeifahrzeug gab es damals noch nicht, nur das dienstlich zugelassene Privatfahrzeug des Kollegen.

Mit professioneller Distanz stets gut vernetzt

Von der Großstadt in die Kleinstadt und schließlich aufs Dorf. Geplant war seine Polizeilaufbahn so nicht. Aber er erkannte schnell die Vorteile. „In der Stadt kennt man die Leute nicht, man ist nicht so vernetzt, wie hier auf dem Land“, erzählt Hagedorn, der Jäger und aktiv im Schützenverein Isensee ist. „Mit vielen bin ich per Du, da muss man schauen, wie man die professionelle Distanz wahren kann.“

Das Schöne an dem Beruf sei, „dass kein Tag wie der andere ist“. Mal müssen Anfragen von Kollegen aus Stade bearbeitet werden, Zeugenaussagen oder Anzeigen aufgenommen und Befragungen durchgeführt werden. Dann gibt es Wochen mit mehreren Anzeigen, die sehr zeitintensiv seien. Mit Körperverletzungen, Beleidigungen, Diebstählen und Einbrüchen habe die kleine Polizeistation zu tun. An ruhigen Tagen fahren Hagedorn und seine Kollegin Streife. Und immer wieder kommen Menschen in die Station, die meinen, die Polizei sei im Zweifel für alles zuständig; auch für das angeblich geklaute Schaf Lotta, das dann doch hinter dem Stall auftauchte.

Großeinsatz in der Freiburger Pappelallee

„Belastend sind Unfälle mit Toten, die wir womöglich selbst kannten. Da in der Nacht die Angehörigen zu benachrichtigen, das ist unheimlich schwer. Oder Fälle von häuslicher Gewalt. Wenn Kinder beteiligt sind und wir das Jugendamt einschalten müssen, das ist auch nicht schön“, erzählt der 61-Jährige, oder die Abschiebungen, die er auch miterlebt hat, „da erkennt man, wie gut es uns geht“.

In Erinnerung bleibt auch ein Einsatz aus dem Jahr 2016 in der Freiburger Pappelallee. Ein Mann hatte am Morgen in Freiburg eine Frau und deren Tochter mit einem Hammer verletzt und war anschließend geflohen. Es folgte eine Suchaktion mit einem Großaufgebot von etwa 50 Polizeibeamtinnen und -beamten, Hubschrauber und Hunden. Am Abend erhielt Heinz Hagedorn einen Zeugenhinweis, dass sich der Gesuchte womöglich in einem leerstehenden Haus aufhielt. „Ich bin da hin und habe das Gebäude mit Abstand beobachtet und die Kollegen in Stade informiert.“ Die nahmen schließlich den Mann fest. „Das war eine Riesenfreude, als wir den Täter hatten; auch für die Opfer.“

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Melanie Wehenkel übernimmt vorerst alleine die Wache

37 Jahre hat Heinz Hagedorn in Freiburg Dienst geschoben, war Ansprechpartner für die Nordkehdinger; die ersten Jahre mit Dierk Boneß, dann nach zweijähriger Vakanz mit Sören Schmidt und nun mit Melanie Wehenkel. Die Pferdeliebhaberin und Mutter von fünf Kindern wohnt seit 18 Jahren in Freiburg und arbeitet seit April 2021 in der Freiburger Polizeistation. Nebenbei ist sie Übungsleiterin beim MTV Freiburg, ist also gut vernetzt. Sie hofft, dass Hagedorns Stelle nicht allzu lange vakant bleibt. Unterstützung erhält sie aus Drochtersen, die die übergeordnete Polizeistation ist.

Wie lange die Vakanz dauert, hängt womöglich auch an der Arbeitsplatzsituation. Die kleine, aus nur zwei Räumen bestehende Polizeistation im gemeindeeigenen Bürgermeister-Mügge-Haus wirkt anheimelnd und könnte einer Polizeiserie entsprungen sein, doch sie entspricht schon lange nicht mehr den Sicherheitsstandards. Daher wird ein Umzug in den an der Straße Bi de Hütten geplanten Bauhof geprüft.

Tatsächlich sei die Freiburger Wache mal als Szenerie für einen Krimi im Gespräch gewesen, erzählt Hauptkommissar Heinz Hagedorn. Was fehlte, war ein großer Tresen. Ein Krimi-Freund ist Heinz Hagedorn nicht. Zu weit entfernt seien die Geschichten vom tatsächlichen Polizeialltag. Nur die Reihe „Nord Nord Mord“ schaue er hin und wieder. „Das kommt der Freiburger Situation schon sehr nahe.“

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