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Heinz Hagedorn ist der Dorfsheriff von Freiburg

Heinz Hagedorn liebt seinen Job als Dorfpolizist und die Nähe zu den Bürgern. Fotos von Allwörden

Heinz Hagedorn liebt seinen Job als Dorfpolizist und die Nähe zu den Bürgern. Fotos von Allwörden

Es gibt sie noch – diese kleinen Polizei-Stationen, die mit einem oder zwei Beamten besetzt sind. Eine davon liegt im abgelegenen Freiburg und ist für Nordkehdingen zuständig.

Von Peter von Allwörden Freitag, 01.07.2016, 14:00 Uhr

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Das TAGEBLATT ließ sich von Stationsleiter Heinz Hagedorn vom Alltag in dieser eher beschaulichen Kleinstation berichten.

„Eigentlich machen wir hier ganz normale Polizeiarbeit – wie andere Kollegen auch“, sagt Polizeihauptkommissar Hagedorn. Aber er räumt ein. „Ein bisschen ruhiger geht es bei uns Dorfsheriffs wohl doch zu.“ Vor allem sei es weniger gefährlich als etwa in einem Großstadtrevier.

In einem solchen Revier hat Hagedorn zu Beginn seiner Polizeikarriere begonnen. Fünf Jahre hat der gebürtige Isenseer in Hamburg gearbeitet – auch auf der berühmten Davidwache war er zuweilen im Einsatz. Dann kam er nach Stade, näher an seinen Heimatort Isensee in einen kleinen Ort auf der Kreisgrenze.

Als der heute 53-Jährige 1987 gefragt wurde, ob er nicht nach Freiburg wolle, habe er zuerst schon etwas gezögert. Er war gerade einmal 24 Jahre alt. Aber dann schlug er ein und ging in die Nähe seines Geburtsortes, in dem er heute wohnt. Bereut habe er die Entscheidung auch nie.

Dass er ganz viele Menschen im Ort kenne und bekannt ist, wie Dorfpolizisten es eben sind, das störe ihn nicht. „Aber das muss man auch mögen, denn irgendwie ist man immer Polizist und wird auch oft in der Freizeit angesprochen“, weiß Hagedorn aus Erfahrung.

„Das ist ein bisschen noch so wie früher auf dem Dorf mit dem Lehrer, dem Pastor und dem Polizisten, die gemeinsam für Ordnung sorgten“, schmunzelt Rainer Bohmbach, Sprecher der Stader Polizeiinspektion. Und genau das sei ja auch gewollt, denn die Präsenz der Polizei vor Ort sei nicht nur ein Garant für Sicherheit, sondern auch positiver Imageträger für die Polizei.

Das war auch der Grund, warum die damalige CDU-Landesregierung unter Ernst Albrecht in Hannover 1984 wieder die kleinen Polizeistationen einführte, nachdem sie im Zuge der Gebietsreform Anfang der 1970er Jahre teils geschlossen worden sind. So bekam auch Freiburg 1984 nach mehr als zwölf Jahren Vakanz wieder eine eigene Polizeistation, die formell der größeren Drochterser Station unterstellt ist. Kurze Zeit später kam auch schon Heinz Hagedorn. Ihm zur Seite steht Sören Schmidt. Der 37-jährige Polizeioberkommissar lebt in Assel.

Hagedorn ist ein Mann der Region, spricht Plattdeutsch und ist im Schützenverein Isensee aktiv. „Das macht es mir schon leichter, den richtigen Ton zu finden und die nötige Akzeptanz zu erfahren“, sagt der 53-Jährige. So kommt es auch schon mal vor, dass Leute zu ihm auf die Polizeistation kommen, um einen Plausch zu halten oder Neuigkeiten auszutauschen. Und das kann dann möglicherweise auch für die Ermittlungsarbeit interessant sein. „Die Ortskenntnis der Kollegen auf den Landstationen ist unersetzlich“, weiß Polizeisprecher Bohmbach. So werden sie auch regelmäßig in die Ermittlungsarbeit eingebunden, auch wenn Stader Kollegen den Fall bearbeiten.

Wer das kleine Häuschen – das sogenannte Bürgermeister-Mügge-Haus – mitten in Freiburgs Zentrum hinter der Kirche, sieht, der denkt sofort an die Idylle von Dorfpolizisten in Vorabendserien. Der Alltag ist überwiegend von Büroarbeit geprägt. Anfragen von Kollegen aus Stade müssen bearbeitet werden, Zeugenaussagen oder Anzeigen aufgenommen und Befragungen durchgeführt werden. Und immer wieder kommen Menschen in die Station, die meinen, die Polizei sei im Zweifel für alles zuständig.

Schwere Verbrechen sind eher selten im Nordkreis, auch von den laufenden Einbruchsserien bleiben die Nordkehdinger eher verschont. Selbst schwere Unfälle seien zurückgegangen, freut sich Hagedorn. So ist sein Polizistenleben nicht immer so aufregend wie in diesem Frühjahr 2016, als ein Mann scheinbar unvermittelt eine Familie angegriffen und mit einem Hammer schwer verletzt hat. Bereits am Abend konnte Hagedorn den mutmaßlichen Täter stellen – gemeinsam mit Kollegen aus Stade. Ein Hinweis aus der Bevölkerung hatte ihn auf die Spur gebracht.

Nur ein einziges Mal hat Heinz Hagedorn in seinem Polizistenleben bisher die Pistole gezogen. Das liegt schon Jahre zurück, als er einen Tatverdächtigen verhaften wollte, der sich aber zur Wehr setzte und ihn mit einem großen Pflasterstein bedrohte. Noch nicht einmal einen Warnschuss musste Hagedorn abfeuern.

Zu den schwierigsten Aufgaben von Polizisten gehört es, wenn sie Angehörige nach einem Verkehrsunfall über den Tod ihres Kindes oder Partners informieren müssen. „Das ist eine große psychische Belastung. Aber wir sind hier sehr gut vernetzt mit den Pastoren, die uns als Notfallseelsorger begleiten“, erzählt Hagedorn. Besonders schwer sei es gewesen, als er einen guten Bekannten über den Tod seines 17-jährigen Sohnes informieren musste oder als er dem jungen Ehemann mit seinem kleinen Kind sagen musste, dass die jungen Frau und Mutter ums Leben gekommen ist.

Zu den vielen angenehmen Tätigkeiten gehört der Besuch in einer Grundschule oder einem Kindergarten, um dort Fahrradkontrollen oder Verkehrserziehung durchzuführen. Und wenn man als Polizist den Menschen das Gefühl gebe, sie zu beschützen, dann sei das auch ein gutes Gefühl, sagt Rainer Bohmbach: „Da ist man noch anerkannt wie der Schutzmann früher.“

Heinz Hagedorn und Polizeisprecher Rainer Bohmbach vor der Freiburger Station.

Heinz Hagedorn und Polizeisprecher Rainer Bohmbach vor der Freiburger Station.

Fast filmreif: die urige kleine Polizeistation im Zentrum von Freiburg.

Fast filmreif: die urige kleine Polizeistation im Zentrum von Freiburg.

Viel Büroarbeit prägt den Alltag von Heinz Hagedorn, der seit 1987 in Freiburg tätig ist.

Viel Büroarbeit prägt den Alltag von Heinz Hagedorn, der seit 1987 in Freiburg tätig ist.

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