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Prozess: Drogendealer wollte Autos stehlen

Mit diesem Fahrrad soll der Täter geflohen sein. Archiv-Foto Polizei

Mit diesem Fahrrad soll der Täter geflohen sein. Archiv-Foto Polizei

Im Prozess wegen versuchten Mordes vor dem Landgericht Stade wurde die Zeugenvernehmung fortgesetzt. Im März soll ein 30-Jähriger eine Frau (43) und ihre Tochter (13) in Freiburg bei einem Einbruch mit einem Hammer malträtiert haben.

Von Daniel Beneke Mittwoch, 28.09.2016, 19:33 Uhr

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Der Verdächtige ist wegen versuchten Mordes angeklagt. Nach der Tat konnte er von der Polizei in einer Scheune gestellt werden. Er habe bei der Festnahme in seinem Versteck einen introvertierten und leicht verwirrten Eindruck gemacht, berichtete ein Polizist. Er habe weder Nachfragen gestellt, noch Widerstand geleistet. Weil die Ermittler ihm die Tat aber nicht zweifelsfrei nachweisen konnten, mussten sie ihn wieder auf freien Fuß lassen.

Dass er nun vor Gericht steht, ist offenbar einem aufmerksamen Mediziner in einer Klinik in Elmshorn, der Heimatstadt des Angeklagten, zu verdanken. Wie ein Kriminalbeamter der Stader Polizei vor der Großen Strafkammer des Landgerichtes am Mittwoch erzählte, hatte sich der 30-Jährige dort in Behandlung begeben, um von seiner Drogensucht loszukommen. Er will über einen längeren Zeitraum diverse Substanzen konsumiert und sich als Dealer betätigt haben. In der Psychiatrie vertraute er sich einer Ärztin an, gab die Tat in Freiburg zu. Ein Mediziner kontaktierte daraufhin die Stader Polizisten.

Während der Vernehmung im Krankenhaus wiederholte der Verdächtige sein Geständnis – und lieferte auch gleich das Motiv für den Angriff. Er habe aus Habgier gehandelt. „Er nannte den Fachausdruck, das hat mich verwundert“, erinnert sich der Beamte. Der Angeklagte habe die beiden Autos stehlen wollen, die auf der Hofeinfahrt standen. Dafür habe er einen Anhänger nutzen wollen, den er ebenfalls am Tatort vorgefunden hatte.

Eine Ärztin aus dem Elbe Klinikum Stade und ein Gutachter vom Institut für Rechtsmedizin Hamburg attestierten den Opfern diverse Platz- und Schürfwunden infolge der Hammerattacke. Vor allem Schläfe, Augen und Arme seien betroffen gewesen. Die Mediziner stellten 30 einzelne Verletzungen fest. Die Mutter habe viel Blut verloren. Später im Krankenhaus habe sie über Ängste geklagt und Medikamente mit beruhigender Wirkung bekommen. Eine Psychiaterin sei hinzugezogen worden. Weil Nerven- und Muskelstränge beschädigt worden waren, habe sie ihren Mund über Wochen nicht richtig öffnen können, sagte die Freiburgerin, die als Nebenklägerin auftritt.

Der Angeklagte, der die Vorwürfe in weiten Teilen eingeräumt hat, folgte den Ausführungen der Zeugen, ohne ein Wort zu sagen. Im Anzug und mit gestylten Haaren saß er still neben seiner Verteidigerin.

Am Dienstag, 4. Oktober, wird der Prozess mit den Plädoyers und dem Urteilsspruch fortgesetzt.

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