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Chemie-Industrie

TDow spart in Deutschland - auch beim Werk in Stade?

Ein Mitarbeiter der Dow Stade bei der Arbeit (Symbolbild).

Ein Mitarbeiter der Dow Stade bei der Arbeit (Symbolbild). Foto: Fehlbus

Die Nachricht lässt aufhorchen. Die Dow macht Ernst und schließt Produktionsanlagen in Ostdeutschland. Was bedeutet das für den Standort Stade?

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Von Lars Strüning
Dienstag, 08.07.2025, 14:00 Uhr

Stade. Stefan Roth, Pressesprecher für das Dow-Werk in Stade, sagt nach den Meldungen aus dieser Woche: „Die Schließungen in Böhlen und Schkopau haben keine Auswirkungen auf den Standort Stade.“ Das beruhigt erst mal.

Entscheidung der Dow-Zentrale zu Stade ist noch nicht gefallen

Allerdings ist noch ungewiss, wie die Überprüfung des amerikanischen Konzerns mit Sitz in Michigan in Sachen Polyethuran (PU) ausfällt. Davon wären die Anlagen in Stade direkt betroffen. PU-Kunststoff wird in zahlreichen Branchen verwendet, zum Beispiel als Dämmmaterial in der Baubranche oder als Schaumstoff in der Möbelindustrie.

Zum Hintergrund: Die Chemieindustrie steht unter Druck. Hohe Energiekosten, Importe und Überkapazitäten machen auch der Dow zu schaffen. Das Unternehmen will deshalb einzelne kostenintensive Anlagen in Böhlen und Schkopau bis Ende 2027 schließen.

Betroffen sind nach Unternehmensangaben 550 Beschäftigte. Dow unterhält 13 Standorte in Deutschland mit 3400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. In Stade sind gut 1100 beschäftigt.

Konkret geht es um die Chloralkali- und Vinylanlagen in Schkopau (Saalekreis) sowie den sogenannten Steamcracker in Böhlen, der aus Rohbenzin chemische Grundstoffe herstellt. Diese Anlagen stehen am Anfang der chemischen Wertschöpfungskette und gelten als besonders kosten- und energieintensiv. Ihre Schließung dient laut Dow der Anpassung von Kapazitäten, dem Abbau von Handelsrisiken sowie der Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit.

Dow betreibt weitere Anlagen in Schkopau, Leuna und Böhlen - unter anderem zur Herstellung von Kunststoff und Materialien für die Bauindustrie. Sie sind den Angaben zufolge nicht von der aktuellen Entscheidung betroffen.

Zobel (CDU): Dow-Werk in Stade nicht betroffen

Die Nachricht aus dem Osten Deutschlands hat auch die CDU-Bundestagabgeordnete Vanessa Zobel aus Bremervörde für den Wahlkreis Stade-Rotenburg aufgeschreckt. Das Dow-Werk in Stade sei ihrer Kenntnis nach derzeit nicht betroffen, doch der Konzern hinterfrage den Chemiestandort Europa. Damit sei auch die Zukunft an der Unterelbe ungewiss, so Zobel.

„Das sind besorgniserregende Neuigkeiten“, sagt Zobel. Die Schließungen zeigten, wie gefährlich hohe Energiepreise und Überregulierung für die Industrie geworden seien. Die jetzt von der schwarz-roten Bundesregierung beschlossenen Entlastungen seien längst überfällig.

Preisdumping aus China verschärfe die Lage zusätzlich. Zobel: „Zu wenig wird unternommen, um unsere Industrie vor den Folgen der subventionierten Überkapazitäten zu schützen.“ Sie befinde sich seit Wochen im Austausch mit der deutschen Chemieindustrie. Das Echo sei eindeutig: Der Koalitionsvertrag gebe Rückenwind. Mit der Senkung der Stromsteuer, der Möglichkeit zur CO₂-Abscheidung und der Abschaffung der Gasspeicherumlage enthalte er die richtigen Schritte.

„Die Region ist ein europäisches Chemie-Juwel“

Mit Blick auf Stade sieht Zobel laut Pressemitteilung aber Grund zur Hoffnung: „Die Region ist ein europäisches Chemie-Juwel, mit Seehafen, Steinsalzvorkommen und einem starken industriellen Umfeld.“ Das seien gute Voraussetzungen, um die Wertschöpfung vor Ort zu halten. Zobel gibt sich optimistisch: „Wenn ein Dow-Standort erhalten bleibt, dann Stade.“

Die Anlagen des Dow-Werks in Stade direkt an der Elbe.

Die Anlagen des Dow-Werks in Stade direkt an der Elbe. Foto: HagerPress

Das mag auch an den Entwicklungen auf Bützflethersand liegen. Das Land hat für 300 Millionen Euro einen neuen Energiehafen gebaut, das LNG-Terminal mit einer Investition von gut einer Milliarde Euro ist im Bau. Ein weiterer Hafenausbau ist in Planung. Holzkraftwerk, grüne Wasserstoff-Produktion sowie Lithium-Herstellung für E-Auto-Batterien sind projektiert. Das bietet auch der Dow neue Perspektiven im Verbund des Chemieparks.

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