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Gastro-Immobilien

TDrei Traditionsgaststätten in Otterndorf suchen neue Betreiber

Die klassische Kneipe ist ein Ort des Gesprächs, des Bieres und der Gemütlichkeit - und wird immer seltener. Auch im Cuxland werfen immer mehr Gastwirte das Handtuch.

Die klassische Kneipe ist ein Ort des Gesprächs, des Bieres und der Gemütlichkeit - und wird immer seltener. Auch im Cuxland werfen immer mehr Gastwirte das Handtuch. Foto: dpa

Die Gastronomie steckt in der Krise. In Otterndorf stehen aktuell drei Gastro-Immobilien zum Verkauf oder zur Vermietung. Im Kreis Stade starten mancherorts neue Betreiber durch.

Von Christian Mangels Dienstag, 19.11.2024, 14:00 Uhr

Otterndorf/Landkreis. Auch ein guter Name und lange Tradition währen nicht ewig - diese schmerzvolle Erfahrung musste schon mancher Gastronom machen. Und so stehen auch im Kreis Cuxhaven viele Gasthäuser leer, in denen schon Generationen gegessen oder gefeiert haben - und die darauf warten, wieder mit Leben gefüllt zu werden.

Ein flüchtiger Blick durch die großen Immobilienportale zeigt, dass zurzeit für mindestens 14 Objekte im Landkreis Cuxhaven Nachfolger gesucht werden. In Otterndorf stehen gleich drei Gaststätten im Internet zum Verkauf oder zur Vermietung - das Restaurant Zum Elbblick an der Deichstraße, die Gaststätte Alt Otterndorf am Kirchplatz und die Musikbar am Großen Specken.

Ein Traditionslokal für 949.000 Euro

Das Traditionslokal Zum Elbblick erzählt ein Stück Otterndorfer Geschichte - hier wurde gegessen, getrunken, gefeiert und getanzt. Doch jetzt will Familie Pankrath das Gasthaus in neue Hände geben.

Die Volksbank Stade-Cuxhaven wurde mit dem Verkauf beauftragt. 949.000 Euro sollen Gaststätte und Pension kosten. In der Anzeige heißt es: „Dieses einzigartige Ensemble, bestehend aus einem Restaurant und einem Gästehaus für die Ferienvermietung, steht auf einem circa 1954 Quadratmeter großen Grundstück direkt am Fluss Medem, einem Zufluss zur Elbe.“

Die Gaststätte wurde 1979 erbaut und verfügt über eine 108 Quadratmeter große Gastrofläche sowie 13 Zimmer für die Feriengastvermietung

Auch für die Gaststätte Alt Otterndorf im Herzen der Medemstadt wird ein neuer Besitzer gesucht. Schon seit Anfang 2023 ist das Lokal dicht. Das im Jahr 1900 erbaute Haus, zu dem neben der Gaststätte zwei Wohnungen gehören, wird in den Immobilienportalen für 249.000 Euro angeboten. Das Inventar mit Geräten, Tischen und Stühlen steht ebenfalls zum Verkauf und kostet 25.000 Euro. Die Gesamtfläche des Lokals wird mit 232 Quadratmetern angegeben, die Gastrofläche mit 96 Quadratmetern.

Nur ein paar Schritte vom Alt Otterndorf entfernt liegt die leerstehende Kneipe am Großen Specken, die zuletzt unter dem Namen Kasies Musikbar betrieben wurde. Das Lokal wird von einer Otterndorfer Immobilienfirma zur Vermietung angeboten. Die Kaltmiete ohne Nebenkosten beträgt 950 Euro. Die Immobilie wurde 1880 erbaut und in den 1980er Jahren komplett renoviert.

Die Kneipe steht auf einem 305 Quadratmeter großen Grundstück. „Aufgrund der Räumlichkeiten und der Größe bieten sich viele Möglichkeiten an. Es könnte eine Kneipe betrieben werden, aber auch ein Restaurant (mit einigen Umbauten) oder eine Cocktailbar wären hier möglich“, heißt es in der Beschreibung des Maklers.

Viele gastronomische Betriebe geben ohne Nachfolger auf

Im Kreis Cuxhaven haben in den vergangenen Jahren etliche Wirte ihre Lokale geschlossen oder suchen händeringend einen Nachfolger. Olaf Wurm, dem Vorsitzenden des Dehoga-Kreisverbands Wesermünde-Hadeln, fallen beim Rückblick auf die vergangenen zwei Jahrzehnte mindestens 25 gastronomische Betriebe ein, die zwischen Weser und Elbe ohne Nachfolger aufgegeben haben.

Viele davon waren große Gasthöfe wie das Waldschlösschen in der Wingst oder der Fährkrug in Osten.

Gastronomen im Kreis Stade starten mit neuem Konzept durch

Auch im Landkreis Stade wurden zuletzt mehrere Nachfolger für Restaurants und Gaststätten gesucht – und gefunden. So übernahm Familie Fitze aus Hemmoor den Großenwördener Hof im November.

Auch die Nachfolge des Café Grüning am Stader Pferdemarkt ist geklärt. Hier übernehmen im Frühjahr Katja Hicker und ihre Schwester Anne Kraus.

Mit einem neuen kulinarischen Konzept startet Köchin Julia Felser in Stade durch. Mit ihrer Café Aperitivo Bar Drogerie will die diplomierte Diät- und Ayurveda-Köchin die südländische Aperitivo-Kultur nach Stade bringen.

Restaurant Zum Dorfkrug in Neu Wulmstorf schließt

In Buxtehude haben Derya und Yahya Atli am 1. Oktober ihr Café Goldbrunch in der ehemaligen Hase-&-Igel-Filiale eröffnet.

In Neu Wulmstorf wird eine gastronomische Institution nach 167 Jahren schließen. Das Restaurant Zum Dorfkrug in Neu Wulmstorf wird am 28. Dezember voraussichtlich letztmalig öffnen.

Die Zahl der Gäste in dem Restaurant am Grenzweg sei in den vergangenen Jahren rückläufig, teilt das Unternehmen auf seiner Homepage mit. Die Bedürfnisse und das Ausgehverhalten der Gäste hätten sich nachhaltig verändert.

Warum Gastronomen aufgeben

Wegen der Folgen der Corona-Pandemie, des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine und der Inflation halten die Menschen ihr Geld zusammen. Wurm bestätigt dies - und nennt darüber hinaus auch Bürokratie, Personalsituation und Mehrwertsteuer stellvertretend für seine Berufskollegen als Aufgabegründe. Hinzu komme, dass Gasthausbetreiber mittlerweile selbst für gut laufende Betriebe keine Nachfolger fänden.

Laut einer Studie der Wirtschaftsauskunftei Creditreform aus diesem Jahr haben seit 2020 bundesweit etwa 48.000 Betriebe geschlossen und 6100 einen Insolvenzantrag gestellt. Demnach hat allein 2023 jedes zehnte Unternehmen in der Gastronomie aufgegeben. Die Zahl der Schließungen lag mit 14.000 höher als in den drei Jahren zuvor. (vdb/tom/ts/dpa)

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