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D/A-Podcast

T„Ein Chaos der Emotionen“: D/A-Stürmer jubelt unter Schmerzen

Grenzenloser Jubel nach dem Abpfiff in Oldenburg: D/A ist wieder auf drei Punkte am Spritzenreiter dran.

Grenzenloser Jubel nach dem Abpfiff in Oldenburg: D/A ist wieder auf drei Punkte am Spritzenreiter dran. Foto: Berlin

D/A schlägt Oldenburg im Spitzenspiel. Miguel Fernandes muss zuschauen, Haris Hyseni entpuppt sich als Matchwinner. Der Krimi aus der Sicht zweier Stürmer.

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Von Daniel Berlin
Freitag, 03.10.2025, 14:50 Uhr

Drochtersen. D/A-Stürmer Miguel Fernandes sitzt ganz links auf der Auswechselbank im Oldenburger Marschwegstadion. Er trägt die sportliche Ausgehkleidung des Vereins, Turnschuhe, keine Bolzer. Ein paar Minuten vor dem Anpfiff dieses denkwürdigen Spiels schreibt er schnell noch eine Nachricht auf seinem Handy.

Miguel Fernandes ist seit drei Wochen verletzt. Die Leiste gibt ihm Rästel auf.

Miguel Fernandes ist seit drei Wochen verletzt. Die Leiste gibt ihm Rästel auf. Foto: Struwe

Die Ärzte sagen Sehnenansatzreizung in der Leiste zu seiner Verletzung. Eine unangenehme Sache, mit der sich Fernandes da seit drei Wochen herumschlägt. Magnetfeld- und Stoßwellentherapie statt Fußballtraining. Kräftigungs- und Dehnungsübungen, locker laufen - ja. Sprints und schnelle Richtungswechsel - nein. „Gefühlt weiß ich nicht genau, wann ich wieder auf dem Platz stehen kann“, sagt der 28-Jährige.

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In der neusten Folge des Podcasts „D/A sind wir zuhaus“ spricht Miguel Fernandes über seine Verletzung und wie er das Spiel in Oldenburg erlebt hat.

Er schaut voraus auf das nächste Ligaspiel am Sonntag, 5. Oktober, 15 Uhr, im Kehdinger Stadion gegen Hannover 96 II. Er redet über Formkrisen und bleibt dabei optimistisch. Fernandes entpuppt sich privat als Romantiker und ein Mann, der schöne Autos mag.

TAGEBLATT-Sportchef Daniel Berlin (links) spricht mit Miguel Fernandes über das Leiden beim Zuschauen, schnelle Autos und einen romantischen Heiratsantrag auf Mallorca.

TAGEBLATT-Sportchef Daniel Berlin (links) spricht mit Miguel Fernandes über das Leiden beim Zuschauen, schnelle Autos und einen romantischen Heiratsantrag auf Mallorca. Foto: Rambow (nomo)

Zurück ins Marschwegstadion: Es läuft die 77. Minute des Spitzenspiels in Oldenburg. Der Tabellenführer empfängt den Vierten aus Drochtersen. Eine ganz wildes Duell sehen die knapp 3300 Zuschauer.

Eine präzise Flanke von Justin Plautz von der linken Seite verwertet D/A-Innenverteidiger Tjorve Mohr wuchtig per Kopf. 4:3 für D/A. Tor Nummer sieben in der zweiten Halbzeit. Das letzte an diesem Abend. Eines, das Fernandes die Verletzung Bruchteile von Sekunden vergessen lässt.

Beim Jubeln vergisst er kurz die Verletzung

Er springt, wie alle seine Teamkollegen, von der Bank auf. Sprintet ein paar Meter auf der Tartanbahn. Dann zieht der Schmerz mit Macht in die Leiste. Der eigene Körper erinnert Fernandes daran, warum er dieses Spektakel als Zuschauer verfolgen muss. „Zugucken nervt. Das ist richtig schwer“, sagt der Offensivmann. „Ein Chaos der Emotionen.“

Fernandes erlebt auf dem Rasen des Marschwegstadions seinen Stürmerkollegen Haris Hyseni in Bestform. Bereits am vergangenen Wochenende drehte Hyseni das Spiel gegen den Bremer SV (2:1) mit seinen Aktionen. In Oldenburg avanciert er erneut zum gefährlichsten Mann auf dem Platz.

Haris Hyseni ist derzeit der Torgarant für D/A. Gegen den VfB erzielte er den Führungstreffer zum 1:0 und das 3:2 vom Elfmeterpunkt.

Haris Hyseni ist derzeit der Torgarant für D/A. Gegen den VfB erzielte er den Führungstreffer zum 1:0 und das 3:2 vom Elfmeterpunkt. Foto: Berlin

Der Tag des Haris Hyseni beginnt ganz unspektakulär und endet mit einem Fußballkrimi, den er so „tatsächlich nie erlebt“ hat. „Grandios, spannend“, sagt der 33-Jährige. Vormittags bis 9.30 Uhr schlafen. Frühstück. Ein wenig Chillen beim Fernsehen auf dem Sofa. Dann ab zum Bus und während der Fahrt nach Oldenburg ein bisschen Karten spielen mit den Jungs. Ganz gelassen, ganz entspannt.

Hyseni schreibt die erste Krimi-Zeile

Gegen 19.40 Uhr schießt Hyseni D/A in Führung. Es ist sein drittes Saisontor und ein besonders schönes. Ein Seitfallzieher nach einer Ecke von Jorik Wulff. Eigentlich nimmt ihm Mannschaftskollege Liam Giwah die Sicht. Aber mit viel Instinkt und Können macht Hyseni den Ball doch rein. „Wir üben das oft im Training“, sagt Hyseni.

Was dann in der 64. Minute passiert, kann ein Fußballer nicht üben. Natürlich ist es auch Glück, das Hyseni im Liegen den Befreiungsschlag eines Oldenburger blocken kann und der Ball danach in den Lauf von Jannes Wulff trudelt. Der schiebt zur 2:1-Führung ein. Aber dieses Tor beschreibt ziemlich genau Hysenis Mentalität.

„Ich versuche, mein Herz auf dem Platz zu lassen“, sagt Hyseni. Seine konditionellen Defizite nach einer Verletzungspause macht der Stürmer mit Willenskraft wett. Er sagt, er kann sie vergessen, ausschalten, wenn er fokussiert ist. „Irgendwann kommt der Körper zwar an seine Grenzen. Aber dann setzt der Wille Kräfte frei“, sagt Hyseni.

Die Tabellenspitze rückt eng zusammen

Außerdem hole ein Spieler in solch einem Spitzenspiel noch mal zwei bis drei Prozent mehr aus sich heraus. „Neun Punkte Rückstand wären ein Brett gewesen“, sagt Hyseni. Jetzt sind es nur noch drei auf Oldenburg. „Wir wollten den Sieg unbedingt“, sagt Hyseni.

Seinen vierten Saisontreffer erzielt Hyseni in der 73. Minute nach einem Handspiel im Strafraum vom Elfmeterpunkt. Hyseni und VfB-Torwart Jhonny Peitzmeier lieferten sich in den vergangenen Jahren bereits einige Duelle. Man kennt sich. Hyseni schießt flach, scharf, unten rechts. Ein bisschen wie Harry Kane von den Bayern. Hyseni lässt Peitzmeier keine Chance. 3:2 für D/A.

D/A ist gefährlich bei Standards gegen den VfB Oldenburg. Hier verpassen Liam Giwah und Tjorve Mohr.

D/A ist gefährlich bei Standards gegen den VfB Oldenburg. Hier verpassen Liam Giwah und Tjorve Mohr. Foto: Berlin

Drei Mal kann der VfB Oldenburg ausgleichen und schreibt damit am spannenden Drehbuch dieses Spiels einen gehörigen Teil mit. Dann kommt der Kopfball von Tjorve Mohr. Die Pointe, oder besser der Showdown des Krimis, der Miguel Fernandes solche Schmerzen bereitet, aber dennoch D/A jubeln lässt.

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