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Mehrgenerationenhaus

T„Eine geniale Idee“: Worum andere Städte die Horneburger beneiden

Vor 20 Jahren veröffentlichten MGH und Bücherei ihr erstes gemeinsames Programm für Horneburg.

Vor 20 Jahren veröffentlichten MGH und Bücherei ihr erstes gemeinsames Programm für Horneburg. Foto: Buchmann

Ein doppelter Grund zum Feiern: Vor 20 Jahren öffnete das MGH in Horneburg, die Bücherei sogar schon vor 40 Jahren. Was dieses Haus den Horneburgern bedeutet.

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Von Steffen Buchmann
Sonntag, 25.05.2025, 16:50 Uhr

Horneburg. Bei der Gründung des Mehrgenerationenhauses (MGH) gab es drei Grundregeln: Es muss immer jemand dort sein. Es muss immer ein Essensangebot geben. Und man muss es aushalten, wenn mal niemand kommt.

Glücklicherweise greift die dritte Regeln heute kaum noch. Denn das MGH im über 500 Jahre alten Burgmannshof hat sich fest im Alltag vieler Horneburger verankert. „Hier ist immer etwas los“, sagt Leiterin Daniela Subei. Rund 500 Personen kommen wöchentlich ins MGH und in die Samtgemeindebücherei, um Kurse zu besuchen, sich auf einen Kaffee zu treffen oder nach Lesestoff zu stöbern.

MGH und Bücherei? Eine geniale Idee

70 ehrenamtliche Helfer engagieren sich bei aktuell 61 Angeboten, auch für viele Vereine wie das DRK oder die Methusalems ist das MGH ein Treffpunkt. Horneburg hat zudem ein großes Pfund. „Die Kopplung aus MGH und Bücherei ist eine geniale Idee, um die uns viele andere Häuser beneiden“, sagt Subei stolz. Sogar Ursula von der Leyen, Politikerin und heutige EU-Kommissionspräsidentin, habe das bei der Einweihung 2005 betont.

Besucher beim Tag des Miteinanders auf der Terrasse des Burgmannshofs.

Besucher beim Tag des Miteinanders auf der Terrasse des Burgmannshofs. Foto: MGH Horneburg

Treffpunkt für Vereine war der Burgmannshof schon immer, erinnert sich die ehemalige Leiterin Gisela Punke. Nachdem die Samtgemeinde 1984 das historische Gebäude gekauft und 1985 aufwendig kernsaniert hatte, war das Haus viele Jahre als Begegnungsstätte im Einsatz. Anders als heute, war der offene Bereich mit Schiebewänden getrennt. Direkt nebenan war bereits die Bücherei untergebracht. „Wir durften damals noch den Keller für Lesungen nutzen“, sagt Büchereileiterin Annette Kokott. Inzwischen sei das brandschutztechnisch nicht mehr möglich.

Konzept entstand während einer Autofahrt

Als das damalige Hausmeisterpaar das Haus nicht mehr betreuen konnte, war die weitere Nutzung fraglich. Gisela Punke war Gleichstellungsbeauftragte und erkannte das Potenzial: „Wir können mehr aus diesem Haus machen.“ 2004 hatte die damalige niedersächsische Familienministerin Ursula von der Leyen das Aktionsprogramm Mehrgenerationenhäuser initiiert, um mehr offene Nachbarschaftstreffpunkte zu fördern. Eine Idee für Horneburg, fand Punke. In der früheren Samtgemeindebürgermeisterin Hilke Harms fand sie eine starke Förderin.

Im MGH finden zahlreiche Veranstaltungen statt, wie etwa dieser Vortrag für Eltern zum Thema kindgerechte Smartphone-Nutzung.

Im MGH finden zahlreiche Veranstaltungen statt, wie etwa dieser Vortrag für Eltern zum Thema kindgerechte Smartphone-Nutzung. Foto: Bast (Archivbild)

Doch die Zeit drängte, denn pro Landkreis wurde nur ein Mehrgenerationenhaus gefördert - und die Stadt Buxtehude war auch interessiert. „Wir waren damals auf einer Besichtigung in Berlin und haben noch auf der Rückfahrt das Konzept geschrieben“, sagt Punke. Nach langem Warten bekam Horneburg den Zuschlag, so dass das neue Mehrgenerationenhaus am 1. Juni 2005 mit Gisela Punke als Leiterin eröffnen konnte. Allerdings startete das Projekt holprig.

Jeder Ort sollte ein Mehrgenerationenhaus haben.

Daniela Subei, Leiterin des MGH Horneburg

„Außer dem Bürgermeister kam am ersten Tag niemand vorbei“, sagt sie. Doch ihr Team habe schnell geschaltet und Besucher mit frisch gebackenen Waffeln angelockt. Über die Jahre fand das Mehrgenerationenhaus bei den Horneburgern Anklang, da hier jeder seine Ideen einbringen und kostenlose Angebote besuchen kann.

Aus Sicht von Annette Kokott war das eine große Chance. „Wir wollen gerne dritter Ort sein, wo die Menschen einen Ausgleich finden“, sagt die Büchereileiterin. Doch viele wüssten noch gar nichts über das MGH. „Und manchmal ruft jemand an und fragt, was denn ein Zimmer kostet“ sagt Subei amüsiert.

Das Konzept Mehrgenerationenhaus funktioniert nur dank zahlreicher ehrenamtlicher Helfer.

Das Konzept Mehrgenerationenhaus funktioniert nur dank zahlreicher ehrenamtlicher Helfer. Foto: MGH Horneburg

Doch das MGH kommt inzwischen an seine Grenzen. „Wir platzen aus allen Nähten“, sagt Subei. Ideal wäre ein Anbau, um mehr Raum für die Angebote zu schaffen. Doch ohne Fördermittel könnte das MGH sich nicht finanzieren, sagt sie. Dennoch ist die Leiterin überzeugt: „Jeder Ort sollte ein Mehrgenerationenhaus haben.“

Raum für Trauer und Geschichten

Dorle Buck fand direkt zu Beginn ihren Weg ins MGH. „Gisela hat mir erst mal ein Eibrot und einen Kaffee angeboten“, sagt sie und lacht. Buck hatte die Idee eines Trauercafés, wo sich Trauernde miteinander austauschen können. „1999 war mein Mann gestorben, da bin ich in ein tiefes Loch gefallen“, sagt die 67-Jährige. Im MGH konnte sie ihre Idee im Oktober 2005 erstmals mit vier Besuchern umsetzen. Inzwischen ist das Trauercafé fester Bestandteil des Programms. Ein Horneburg ohne MGH ist für Dorle Buck nicht denkbar: „Es ist jeden Tag, als wenn ich in eine andere Welt komme.“

MGH und Bücherei arbeiten seit Jahrzehnten erfolgreich zusammen. Vorne: Christine Bartels, Dorle Buck, Silke Joneleit, Gisela Punke. Hinten: Daniela Subei, Louisa Hielscher, Annette Kokott.

MGH und Bücherei arbeiten seit Jahrzehnten erfolgreich zusammen. Vorne: Christine Bartels, Dorle Buck, Silke Joneleit, Gisela Punke. Hinten: Daniela Subei, Louisa Hielscher, Annette Kokott. Foto: Buchmann

Auch Christine Bartels war lange im MGH aktiv. 2010 bot sie erstmals die Vorlesestunde „Heimatgeflüster“ mit Horneburger Geschichten an. „Ich wollte etwas mit Büchern und Vorlesen machen“, sagt die 85-Jährige. Anfangs waren fünf Zuhörer da, später musste sie Interessenten wegen Platzmangels wieder heimschicken. Aus gesundheitlichen Problemen musste sie das Heimatgeflüster während der Corona-Pandemie schweren Herzens aufgeben. Doch sie verbindet weiterhin schöne Erinnerungen mit diesem Ort: „Ich habe hier meinen 40. Hochzeitstag gefeiert.“

Das MGH und die Samtgemeindebücherei feiern ihre runden Geburtstage am 1. Juni ab 10 Uhr mit einem bunten Programm für Jung und Alt am Burgmannshof in Horneburg. Das komplette Festprogramm ist online zu finden auf www.mgh-horneburg.de.

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