TEnna Oberländer: BSV-Talent zwischen Schulstress und Bundesliga
Spielmacherin Enna Oberländer gab ihr Bundesliga-Debüt gegen den VfL Oldenburg. Foto: Felix Schlikis/Lobeca.de
Abi, Training, Bundesliga: Für Debütantin Enna Oberländer bleibt kaum Zeit zum Durchatmen. Am Mittwoch wartet schon Borussia Dortmund.
Buxtehude. Enna Oberländer wird das Auswärtsspiel gegen Oldenburg nicht so schnell vergessen. Bei der 23:29-Niederlage in der vorletzten Woche feierte die 18-Jährige ihr Bundesliga-Debüt. 20 Minuten Einsatzzeit, zwei Torvorlagen, ein Fehlwurf - und das in einer Zeit, in der der BSV personell auf dem Zahnfleisch geht.
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Oberländer gehört seit dieser Saison als Perspektivspielerin zum Bundesliga-Team, „aber dass ich so früh schon zum Einsatz komme, damit habe ich nicht gerechnet“, sagt sie. Und dann gleich vor 1683 Zuschauern. „Die Stimmung war unglaublich. Das ist einfach ein anderes Level als in der Jugend oder der dritten Liga.“
„Mein Alltag ist im Moment ein bisschen stressig“
Dass Oberländer in Buxtehude gelandet ist, war kein Zufall. Ursprünglich stammt sie aus München. Nach Stationen beim TSV Haar und TSV Ismaning sowie einer Saison bei Bayer Leverkusen wechselte sie im Sommer 2024 zum BSV. „Mir war wichtig, dass ich meine letzten beiden Schuljahre sicher an einem Ort abschließen kann“, sagt sie. In Buxtehude kann sie Schule und Leistungssport gut miteinander vereinbaren.
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Aktuell steckt sie mitten in den Vorabiturprüfungen - mit Leistungskursen in Sport, Bio und Mathe. „Mein Alltag ist im Moment ein bisschen stressig“, sagt sie. Frühtraining, Schule, Abendtraining und zwischendurch noch Lernen.
Talent mehr und mehr im Bundesliga-Team gefordert
Dass sie aktuell drei Mannschaften angehört, macht es nicht einfacher: Rund dreimal pro Woche trainiert sie mit der Bundesliga und zweimal im Juniorteam, das sowohl in der A-Jugend-Bundesliga als auch in der dritten Liga spielt. „Die Kommunikation steht dabei an erster Stelle. Der Verein unterstützt mich sehr“, sagt sie.

BSV-Trainer Dirk Leun. Foto: Jan Iso Jürgens
Beim Sponsorenabend des BSV vor einer Woche wurde sie vorgestellt - vor 120 Gästen in der neuen Halle Nord. „Sie hat schon die ein oder andere Trainingseinheit mit der Bundesliga gemacht, und wird jetzt mehr und mehr dabei sein“, kündigte Manager Peter Prior an. Auch am Mittwoch (19.30 Uhr/live bei Sporteurope.TV und Dyn) im Heimspiel gegen Borussia Dortmund ist sie wieder dabei.
Trainer Dirk Leun lobte ihren ersten Auftritt als „ordentlich“. „Sie ist ein sehr reflektierter junger Mensch. Es macht Spaß, mit ihr zu arbeiten“, sagt er. „Aber wir müssen ihr Zeit geben, sich in der Bundesliga zu adaptieren.“ Ihr Potenzial auf Rückraum Mitte hatte der damalige Nachwuchstrainer Adrian Fuladdjusch in der vergangenen Saison entdeckt und sie auf die Position umgeschult. Oberländer: „Es war die richtige Entscheidung.“
Das ist ihr Ziel und Plan B
In der Bundesliga-Mannschaft ist sie als eine der Jüngsten für die Bälle zuständig, im Juniorteam für die „Backe“, das Harz, ohne das im Handball nichts geht. „Und ich kümmere mich um die Taktikplakate, die wir vor den Spielen an die Wand hängen“, erklärt sie.
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Ihr Traum ist klar: die erste Liga, und zwar dauerhaft. „Das ist das ganz große Ziel. Alles, was darüber hinauskommt, nehme ich mit.“ Einen Plan B gibt es trotzdem: „Ich möchte ein Studium machen, das sich mit dem Handball vereinbaren lässt.“ Dass sie dabei 700 Kilometer von zu Hause weg ist, sei kein Problem. „Ich habe Familie in Rostock, meine Eltern sind oft hier. Das klappt gut.“
BSV wartet noch auf den ersten Saisonsieg
Ihr Debüt in Oldenburg war wohl nur der Anfang. Der BSV steckt in einer schwierigen Phase, viele Spielerinnen sind verletzt - für Talente wie Oberländer eine Chance. „Ich wünsche natürlich niemandem eine Verletzung“, sagt sie. „Aber wenn sich daraus Möglichkeiten ergeben, will ich sie nutzen.“
Die nächste Gelegenheit gibt es am Mittwoch: Der zu Hause noch ungeschlagene BSV trifft auf Dortmund, das durchwachsen in die Bundesliga gestartet ist (4:2 Punkte) und in der Champions League bisher einen Sieg aus vier Spielen geholt hat. Damit dem BSV der erste Saisonsieg gelingt, müsse gegen so eine „Topmannschaft“ alles zusammenpassen, sagt Leun.
Neben den fünf Langzeitverletzten wird er auch auf Marie Andresen verzichten müssen. Die reaktivierte Torhüterin fehle wegen eines schon länger geplanten Urlaubs, so Leun. Dafür rückt Perspektivspielerin Lina Steinecke in den Kader. Nationalspielerin Jolina Huhnstock wird voraussichtlich wieder dabei sein, nachdem sie in der vergangenen Woche die EM-Qualifikation wegen einer Erkrankung verpasst hatte. Am Montagmorgen hat sie bereits wieder trainiert.
Tickets gibt es unter tickets.bsv-live.de, im BSV-Shop (Viverstraße 2) und an der Abendkasse.
5 Fragen an Enna Oberländer
Mit welchen drei Wörtern würden Sie Ihren Spielstil beschreiben?
Schnell, energetisch und mit Übersicht.
Von wem schauen Sie sich im Handball gerne etwas ab?
Von mehreren Spielern, zum Beispiel von Welthandballer Mathias Gidsel oder Nils Lichtlein, auch ein Spielmacher wie ich.
Was hat es mit Ihrer Rückennummer 15 auf sich?
Das war Zufall. In der Bundesliga-Mannschaft gab es nicht mehr die große Auswahl.
Mit welchem Buch lenken Sie sich am liebsten ab?
Ich lese aktuell „Bessermacher: Von Spitzensportlern lernen“, aber das ist keine Ablenkung. Da geht es um Leistungsoptimierung und Disziplin - ich mag solche Bücher.
Wann mussten Sie zuletzt in die Mannschaftskasse einzahlen?
In der Bundesliga zum Glück noch nicht. Im Juniorteam hatte ich mal einen Fehler in der Kleiderordnung, kommt aber selten vor.
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