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Energiewende

TErste Arbeiten in Kutenholz: Mega-Trasse Suedlink erreicht den Landkreis

Der Weg zur neuen Baustelle in der Gemeinde Kutenholz. Die vorbereitenden Arbeiten haben begonnen. Baulos steht für Teilabschnitt.

Der Weg zur neuen Baustelle in der Gemeinde Kutenholz. Die vorbereitenden Arbeiten haben begonnen. Baulos steht für Teilabschnitt. Foto: Fehlbus

700 Kilometer von Nord- nach Süddeutschland: Die Suedlink-Stromtrasse soll entscheidend zur Energiewende beitragen. Nun wird es konkret im Landkreis Stade.

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Von Mario Battmer,
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Von Miriam Fehlbus
Donnerstag, 14.08.2025, 09:20 Uhr

Kutenholz. Es ist ein Projekt nicht gekannter Ausmaße: Mit viel Transparenz, aber nicht ohne Kritik von betroffenen Landwirten und Grundbesitzern wurde der Bau der Stromtrasse Suedlink geplant. Die Antragskonferenz für den Abschnitt fand 2017 in Verden statt. Zahlreiche öffentliche Termine folgten.

Allein während der Bundesfachplanung fanden 689 Veranstaltungen statt, auf denen Korridoralternativen vorgestellt und diskutiert wurden. Knapp 19.000 planungsrelevante Hinweise wurden eingesammelt, ausgewertet und beantwortet.

Am 31. Januar 2020 wurde der Trassenkorridor für den Abschnitt in Niedersachsen dann festgelegt. Seit 2023 laufen die Arbeiten - gleichzeitig an verschiedenen Stellen. Insgesamt hat Suedlink am Ende 700 Kilometer Länge und eine Leistung von vier Gigawatt.

Noch laufen vorbereitende Arbeiten in Kutenholz

Nun erreicht die Stromtrasse bei Sadersdorf den Landkreis Stade. Mitten in Kutenholz und auf vielen Seitenwegen stehen seit vergangener Woche Schilder, die über das Baulos (Teilabschnitt) auf den neuen Abschnitt der Trasse hinweisen.

„Noch sind wir bei den vorbereitenden Arbeiten“, sagt die Suedlink-Bürgerreferentin für die Abschnitte A1 bis A3, Moana Seiler. Das entspricht dem Abschnitt im Landkreis Stade mit der Elbquerung. Ein symbolischer erster Spatenstich für den Landkreis Stade ist nah.

Leistung von vier Atomkraftwerken transportieren

Das Vorhaben besteht aus zwei Hochspannungsgleichstrom-Verbindungen, die beide in Schleswig-Holstein beginnen. Die eine führt von Brunsbüttel nach Bergrheinfeld in Bayern, die andere von Wilster nach Großgartach in Baden-Württemberg, größtenteils parallel. Mit der Übertragungskapazität kann das Erdkabelprojekt Suedlink nach eigenen Angaben die Leistung von vier Atomkraftwerken transportieren und etwa zehn Millionen Haushalte mit Strom versorgen.

Ab 2028 soll die Stromtrasse unter Anbindung von Nordlink erneuerbare Energiequellen wie Wasserkraftwerke in Skandinavien, Windparks im Norden und Solarparks im Süden Deutschlands flexibel vernetzen.

A3 führt 44 Kilometer durch den Kreis Stade

15 Planfeststellungsabschnitte gibt es von Suedlink. Der Landkreis Stade fällt hauptsächlich in den Planfeststellungsabschnitt A3. „Wir starten mit dem Bau in der Gemeinde Kutenholz, genauer gesagt an der Gemeindegrenze Kutenholz und Farven und arbeiten uns nordwärts“, erklärt Moana Seiler.

Diese Karte zeigt den Weg der Stromtrasse durch den Landkreis Stade. Baulos steht für Teilabschnitt.

Diese Karte zeigt den Weg der Stromtrasse durch den Landkreis Stade. Baulos steht für Teilabschnitt. Foto: Suedlink

Planfeststellungsabschnitt A3 hat eine Gesamtlänge von circa 44 Kilometern. Die Trasse verläuft durch die Gemeinden Kutenholz, Heinbockel, Burweg, Großenwörden und Wischhafen.

In die Leerrohre werden die Erdkabel eingezogen

Die Kabel für Suedlink werden in der Regel in offener Bauweise verlegt, das heißt, in Kabelgräben, die nach der Verlegung rückverfüllt werden. In die vorbereiteten Leerrohre werden die Erdkabel eingezogen. Nach Abschluss der Bau- und Rekultivierungsphase kann die Fläche wieder landwirtschaftlich genutzt oder begrünt werden.

Kabeleinzug an der Baustelle: Die roten Leerrohre nehmen die Kabel von Suedlink auf.

Kabeleinzug an der Baustelle: Die roten Leerrohre nehmen die Kabel von Suedlink auf. Foto: Björn Behrens

Andere Arbeitsabläufe sind an Flüssen wie auch der Elbquerung von Schleswig-Holstein nach Wischhafen nötig. Hier wurde bereits ebenfalls an der Verlegung der Kabel gearbeitet.

Suedlink: 1500 Meter Elbtunnel sind fertig

„Bei der Suedlink-Elbquerung haben wir bereits mehr als 1500 Meter Tunnel gebaut“, so Moana Seiler. Die anspruchsvolle Teilstrecke, die seit 2023 im Bau ist, hat am Ende einen fünf Kilometer langen Tunnel. ElbX ist eines der größten Sonderbauwerke von Suedlink.

Die Kabel werden mit Schiffen nach Schleswig-Holstein zur Peters Werft in Wewelsfleth geliefert. Von dort geht es zum Baufeld, wo die Kabel mit Hilfe von Seilwinden und Kabelschubgeräten nacheinander in den Tunnel eingeführt werden. Abschließend werden die Kabel mit den Landerdkabeln von Suedlink verbunden.

Sorgen der Landwirte für den späteren Anbau

Die größte Sorge der Landwirte im Zusammenhang mit dem Stromtrassenbau sind mögliche Auswirkungen auf den späteren Anbau auf den Flächen. Auf insgesamt sieben Testfeldern entlang des Leitungsverlaufs untersuchen staatliche Universitäten im Auftrag von Tennet und TransnetBW das Wechselspiel zwischen 525-Kilovolt-Gleichstromerdkabeln und der landwirtschaftlichen Nutzung des Bodens.

Bei den auf vier Jahre angelegten Versuchen soll wissenschaftlich erarbeitet werden, wie sich die natürlichen Bodenfunktionen vom Baueingriff erholen und ob Beeinträchtigungen von landwirtschaftlichen Kulturpflanzen erkennbar sind.

Auch Gebäude gehören zu Suedlink

Die Testfelder wurden 2022 in Betrieb genommen. Seitdem konnten nach Angaben der Auftraggeber bereits erste Erkenntnisse gewonnen werden. So habe sich die Verwendung von Lastverteilungsplatten auf den Zuwegungen der Baustelle positiv ausgewirkt. Große, schwere Metallplatten liegen im Bereich der Baustellen auf den Zuwegen - auch bei Farven.

Nicht nur Kabel gehören zu Suedlink, sondern auch Gebäude wie hier zwischen Fehrenbruch und Farven.

Nicht nur Kabel gehören zu Suedlink, sondern auch Gebäude wie hier zwischen Fehrenbruch und Farven. Foto: Fehlbus

Des Weiteren habe sich gezeigt, dass die bei Suedlink geplante Trennung der Bodenschichten beim Grabenaushub äußerst wirkungsvoll für den Schutz des Bodens sei. Durch die schichtweise Rückverfüllung des Bodenmaterials könnten die natürlichen Bodenfunktionen schneller wiederhergestellt werden. Aber nicht nur Kabel werden bei Suedlink verlegt. Es wird auch teilweise in die Höhe gebaut.

Lichtwellenleiter für schnelle Fehlerortung

Nicht weit von der Stader Kreisgrenze entfernt befindet sich eine sogenannte Lichtwellenleiter-Zwischenstation. Zwischen Fehrenbruch und Farven sind die Gebäude bereits in der Entstehung weit fortgeschritten.

Lichtwellenleiter ist dabei der Oberbegriff, Glasfaser fällt darunter. Die Übertragung von optischen Signalen in Form von Licht über weite Strecken soll helfen, bei der Überwachung der Funktionsweise der Erdkabel eine schnelle Fehlerortung zu ermöglichen.

Blick in den Kabelgraben: Zwei rote, dickere Schutzrohre sind für zwei der vier Suedlink-Kabel vorgesehen. Die schwarzen und grünen Leerrohre sind für die Lichtwellenleiter.

Blick in den Kabelgraben: Zwei rote, dickere Schutzrohre sind für zwei der vier Suedlink-Kabel vorgesehen. Die schwarzen und grünen Leerrohre sind für die Lichtwellenleiter. Foto: Suedlink

Suedlink nutzt Glasfaserkabel, um die Stromübertragung zu steuern und die Stromkabel - zum Beispiel ihre Temperatur - zu überwachen. Die dazu notwendigen Lichtwellensignale müssen alle 75 Kilometer verstärkt werden. Über die gesamten 700 Kilometer von Suedlink wird es am Ende fünf alleinstehende und vier in Kabelabschnittsstationen integrierte Lichtwellenleiter-Zwischenstationen geben.

Arbeiten bei Zeven sind fast abgeschlossen

Im Bereich des Abschnitts im Landkreis Rotenburg konnten viele Gräben für die Kabelrohre bereits wieder rückverfüllt werden. So geschehen beispielsweise bei Boitzen und Rüspel in der Samtgemeinde Zeven, wo die Bauarbeiten weitgehend abschlossen sind.

Die Kabel liegen dort sicher im Boden, die Flächen wurden an die Landwirte zur Bewirtschaftung zurückgegeben. Bis zum Jahresende soll der gesamte Suedlink-Abschnitt A4 fertiggestellt sein. Dafür müssen die restlichen Kabel verlegt und umfangreiche Funktionstests durchgeführt werden. In diesem Punkt steht der Abschnitt A3 gerade am Anfang.

Der Weg zur neuen Baustelle in der Gemeinde Kutenholz. Die vorbereitenden Arbeiten haben begonnen. Baulos steht für Teilabschnitt.

Der Weg zur neuen Baustelle in der Gemeinde Kutenholz. Die vorbereitenden Arbeiten haben begonnen. Baulos steht für Teilabschnitt. Foto: Fehlbus

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