TEs kommt nicht auf die Länge an: So viel kostet Busfahren im Kreis Stade

80 Buslinien fahren im Landkreis Stade. Foto: Archiv
Warum kostet eine Busfahrt von Estebrügge nach Buxtehude nur 20 Cent weniger als eine Fahrt von Balje nach Fredenbeck? Wie finanziert sich die KVG? Eine große Rolle spielt der HVV.
Stade. Was kostet Busfahren im Landkreis Stade? Das hängt weniger von der Länge der Strecke ab als von der Anzahl der Zonen und Tarifringe, die durchfahren werden. Ein besonders skurriles Beispiel: Während eine etwa zehnminütige Fahrt von Estebrügge nach Buxtehude 3,70 Euro kostet (2 Zonen), werden für eine knapp zweistündige Fahrt von Balje nach Fredenbeck nur 20 Cent mehr fällig.
Ringsystem: Auch lange Busstrecken können günstig sein
Bedingt durch die Einteilung des HVV-Verbundgebiets in Ringe könne es durchaus dazu kommen, dass auch lange Strecken sehr günstig seien, bestätigt Oliver Blau, Sprecher der KVG Stade GmbH & Co. KG. Balje und Fredenbeck liegen zum Beispiel beide in Tarifring E. Weil auch Bremervörde noch in Tarifring E liegt, könnte man übrigens sogar von Balje nach Bremervörde für nur 3,90 Euro fahren. Beim Kauf des Tickets in der App werden nur 3,63 Euro für die Einzelfahrt fällig.
Insgesamt gibt es im HVV-Verbundgebiet acht Ringe (A bis H), die um das Hamburger Stadtzentrum verlaufen. Die beiden inneren Ringe (A und B) bilden den Bereich Hamburg, inklusive Neu Wulmstorf. Der Landkreis Stade besteht aus den Ringen C bis E. Die Gemeinde Jork liegt als einzige im Ring C, die Samtgemeinden Lühe und Harsefeld sowie die Stadt Buxtehude im Ring D, der übrige Teil des Landkreises gehört zu Ring E.

An den Bushaltestellen finden Fahrgäste eine Übersicht über Ticketpreise, Zonen und Ringe. Foto: Stehr
Die günstigste Busfahrkarte - zum Beispiel für eine Fahrt von Dorf zu Dorf (Hove nach Estebrügge) - kostet 2,80 Euro (1 Zone). Wer fünf Ringe fahren möchte - zum Beispiel von Stade nach Hamburg, zahlt 10,40 Euro für eine Einzelkarte. Hier wäre es natürlich sinnvoller, die S-Bahn statt den Bus zu nutzen, grundsätzlich könnte man die Strecke aber auch mit dem Bus fahren. Erhöht wurden die Preise zuletzt Anfang 2025, und zwar durchschnittlich um fünf Prozent.
80 Buslinien fahren im Landkreis Stade
Zuständig für den Busverkehr ist der Landkreis Stade, der wiederum die KVG als Verkehrsunternehmen beauftragt hat. Insgesamt gibt es mehr als 80 Buslinien im Landkreis Stade, ungefähr die Hälfte davon sind schulbezogener Verkehr. Auch diese Busse können aber von allen genutzt werden und sind nicht nur Schülern vorbehalten, betont KVG-Sprecher Oliver Blau. Ergänzt werde dieses Bus-Netz von Bürgerbussen oder Anrufsammeltaxen (AST), die dort verkehren, wo ein regulärer Linienverkehr nicht wirtschaftlich darstellbar wäre. Hier gilt allerdings nicht der HVV-Tarif.
Wie wird der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) überhaupt finanziert? Aus verschiedenen Quellen, erläutert Oliver Blau. An erster Stelle aus den Fahrgeldeinnahmen, die über den HVV auf die Unternehmen verteilt werden. Zur genauen Höhe möchte Blau nichts sagen, da diese Zahl in der anstehenden Ausschreibung der Verkehrsleistungen ab 2027 durchaus von Interesse für potenzielle Mitbewerber sein könnte. Wie berichtet, kündigt der Landkreis den Vertrag mit der KVG auf und lässt den Busverkehr für 2027 öffentlich europaweit ausschreiben.
Außerdem zahlt der Landkreis der KVG einen Ausgleich dafür, dass das Verkehrsunternehmen anstelle der früher geltenden höheren Tarife seit 2004 den HVV-Tarif anwendet. Im vergangenen Jahr wurden im Haushalt 13,3 Millionen Euro für diesen Ausgleich eingestellt. Vom Land Niedersachsen bekam die KVG weitere 2,3 Millionen Euro dazu. Zum Vergleich: Im Jahr 2019 zahlte der Landkreis 5,7 Millionen Euro, das Land 1,2 Millionen Euro.
Für Busfahrende gut zu wissen
Das Fahrpersonal ist nicht verpflichtet, Geldbeträge über fünf Euro zu wechseln oder Ein-Cent-Stücke im Betrag von mehr als 10 Cent sowie erheblich beschädigte Geldscheine und Münzen anzunehmen. Menschen, die gehbehindert, gehörlos oder blind sind, haben Anspruch auf eine kostenfreie Beförderung im ÖPNV. Dafür wird neben dem Schwerbehindertenausweis ein Beiblatt mit einer aufgedruckten Wertmarke benötigt. Die Wertmarke gibt es für eine Zuzahlung von 104 Euro im Jahr beim Versorgungsamt, das auch den Ausweis ausgestellt hat. Schwarzfahren kostet 60 Euro.