TFahrstuhl am Buxtehuder Bahnhof wochenlang defekt: Wenn der Arbeitsweg zum Problem wird

Rollstuhlfahrer Jens Fabig vor dem defekten Fahrstuhl zwischen den Bahngleisen 2 und 3 am Bahnhof Buxtehude. Auf dem Weg zur Arbeit nach Stade ist er auf den Lift angewiesen. Foto: Thomas Sulzyc
Seit Dezember 2023 ist am Bahnhof Buxtehude ein Aufzug nicht fahrbereit. Für Rollstuhlfahrer ist das ein riesiges Hindernis - zumal der beschwerliche Zugang über eine Rampe kaum als Alternative taugt. Was die Deutsche Bahn dazu sagt.
Buxtehude. Wer im Bahnhof Buxtehude mit dem Rollstuhl, dem Kinderwagen oder schwerem Gepäck unterwegs ist, steht derzeit vor einer gewaltigen Hürde. Bereits seit Wochen ist der Fahrstuhl auf den Bahnsteigen 2 und 3 außer Betrieb.
Starkregen hat den Fahrstuhl beschädigt
Ursache ist nach Angaben der Deutschen Bahn ein Schaden durch Starkregen. „Das Regenwasser der Bahnsteig-Überdachung lief in die obere Schachttür in den Aufzug“, antwortete eine Bahnsprecherin auf Nachfrage dem TAGEBLATT. Das Wasser sei bereits aus dem Schacht gepumpt worden und müsse nun abtrocknen.
Lange wurden Fahrgäste nicht über den Betriebsausfall informiert. Seit kurzem weist zumindest ein Plakat an der Tür des Fahrstuhls auf den Defekt hin. „Wir warten noch auf Ersatzteile vom Hersteller“, heißt es darauf.
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Voraussichtlich am Sonnabend, 3. Februar, werde der Lift wieder funktionsfähig sein, lautet die wichtigste Botschaft an die Fahrgäste.
Seit wann der Fahrstuhl außer Betrieb sei, diese Frage ließ die Deutsche Bahn unbeantwortet. Laut Jens Fabig (43) aus Buxtehude ist das seit dem 22. Dezember 2023 der Fall. Regelmäßig von montags bis freitags fährt der Rollstuhlfahrer mit der S-Bahn von Buxtehude nach Stade zur Arbeit in den Schwinge Werkstätten. Weil der Fahrstuhl bereits in der Vergangenheit zwischenzeitlich ausgefallen war und er auf den Lift angewiesen sei, notiere er sich die Zeiten solcher Betriebsausfälle, erklärt er.
Behindertenbeaufragter übt Kritik
Buxtehudes Behindertenbeauftragter Jens Nübel veranlasst der Ausfall des Fahrstuhls zu scharfer Kritik. „Inklusion ist eine Farce, wenn die Infrastruktur nicht hergestellt wird beziehungsweise nicht instand gehalten wird.“
Der Bahnsteig zu den Gleisen 2 und 3 ist zwar auch ohne Aufzug barrierefrei zu erreichen - über den Zugang auf der Südseite von der Straße Am Kleinbahnhof. Darauf weist die Bahnsprecherin hin. Dazu muss Jens Fabig die Gleise durch eine Unterführung queren. Die Rampe, gleichzeitig Fahrradweg, die er dazu nutzen muss, erweist sich aber für den Rollstuhlfahrer als eine schwer überwindbare Hürde.
Die Steigung sei für einen Menschen im Rollstuhl, den er mit Muskelkraft antreibt, kaum zu bewältigen. Vor allem nach einem anstrengenden Arbeitstag fehlt die Kraft, sagt Jens Fabig. Er arbeitet in Vollzeit, nimmt werktags immer die erste S-Bahn um 5.27 Uhr. Jeweils 90 Minuten dauert der Arbeitsweg nach Stade-Hahle und wieder zurück nach Buxtehude - ein langer Tag.
Bodenbelag ist ungeeignet für Rollstuhlfahrer
Ein Kopfsteinpflaster bildet den Bodenbelag der barrierefreien Rampe am Bahnhof Buxtehude - kaum geeignet für Rollstuhlfahrer. „Zusätzlich fehlen Haltepodeste, an denen Rollstuhlfahrer pausieren können, wenn die Muskeln überanstrengt sind“, nennt Jens Nübel eine weitere Erschwernis.
Der Fahrstuhl defekt, die Rampe zu kräftezehrend: Jens Fabig weiß sich während der Instandsetzungsarbeiten am Lift oft nicht anders zu behelfen, als mit dem Taxi nach Hause zu fahren. Etwa 130 Euro, sagt er, habe er seit dem 22. Dezember für Taxifahrten bezahlt. Er habe versucht, das Geld zurückzuerhalten - ohne Erfolg.
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Sollte ein Reisender wegen eines defekten Fahrstuhls nicht weiterkommen, verspricht eine Hotline der Bahn Hilfe. „Ich habe da oft angerufen. Jedes Mal heißt es, in Buxtehude ist keine Hilfe da“, schildert Jens Fabig seine Erfahrungen damit.
Ein anderes Problem, das Jens Fabig und andere Bahnreisende am Bahnhof Buxtehude ärgert: Eine öffentliche Toilette im Bahnhofsgebäude fehlt. Zwar steht Bahnreisenden die Möglichkeit offen, Toiletten des am Bahnhof gelegenen Döner-Restaurants „Robin’s Grillhouse“ zu nutzen. Das ist aber nicht für jeden auf den ersten Blick ersichtlich.
Öffentliches WC nicht durchgehend geöffnet
Auch eine behindertengerechte Toilette befindet sich an dem Döner-Restaurant. Diese sei aber nicht ständig geöffnet, sagt Jens Fabig. Zum Beispiel nicht morgens gegen 5.27 Uhr, wenn er mit der S-Bahn zur Arbeit aufbricht. Er habe auch einmal erlebt, dass in der Behindertentoilette Putzmaterial gelagert worden sei. „Ich wünsche mir ein behindertengerechtes öffentliches WC am Bahnhof, das 24 Stunden geöffnet ist“, sagt der Rollstuhlfahrer.
Buxtehudes Behindertenbeauftragter Jens Nübel sähe darin einen Gewinn für alle Bahnreisenden: „Die Infrastruktur für Menschen mit Behinderungen ist immer auch ein Mehrwert für Menschen ohne Behinderung.“