TGänsehaut im Festzelt: Stade hat einen neuen Stadtkönig

Riesenfreude bei René Friedrich: Er holte den Pokal wieder nach Wiepenkathen. Links Stades Bürgermeister Sönke Hartlef, der die Krönung übernommen hatte. Foto: Hardtke-Arndt
René Friedrich wird als neuer Stadtschützenkönig gefeiert und holt den begehrten Titel nach Wiepenkathen – erneut ein Heimsieg für den Verein.
Stade. Der Spannungsbogen war ein wenig strapaziert worden und weitaus später als erwartet wurde das gut gehütete Geheimnis endlich preisgegeben: der Name des neuen Stadtschützenkönigs von Stade. Und der verschlug den Wiepenkathenern sekundenlang die Sprache.
Das Ausschießen der Stadtschützenmajestät hat seit 1974 Tradition, gilt als Besonderheit und gehört zum Auftakt des Schützenfestes in Wiepenkathen. Jahr für Jahr tragen die noch amtierenden Schützenkönige der vier Stader Schützenvereine Stade, Hagen, Wiepenkathen und Bützfleth den Kampf um die höchste Anzahl an Ringen reihum aus, bevor sie ihre Vereins-Königswürden abgeben. Der Stadtschützenkönig darf dann noch ein Jahr lang regieren.
Ganz traditionell schießen die Kontrahenten auf eine 20er-Scheibe. Diesmal traf man sich auf dem Stader Schießstand. Jede Majestät hat drei sichtbare Probeschüsse. Danach geben die Teilnehmer pro Nase vier weitere Schüsse ab. Diese Ringzahlen bleiben geheim.
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Nur die Schießsportleiter der vier Schützenvereine sind beim Ausschießen dabei, werten aus und packen die Ergebnisse in Umschläge, die anschließend in eine versiegelte Tüte gelegt werden. Diese werden erst während des Schützenfestes in Wiepenkathen geöffnet, das die Schützenfestsaison im Landkreis Stade einläutet.
Jeder Teilnehmer kann maximal 80 Ringe erreichen. Das haben bisher erst drei Majestäten geschafft. Zu diesen zählt auch Dirk Ording, Wiepenkathens Schützenkönig von 2005 und Stadtschützenkönig von 2006.
Ausschießen des Stadtschützenkönigs ohne Stader
Mit Spannung verfolgten die Schützen nach Begrüßungen, Grußworten, Pokal- und Medaillenverleihungen, diversen „Gut Schuss“, kleinen Schlückchen und der leckeren Erbsensuppe im riesigen Festzelt wie Stades Bürgermeister Sönke Hartlef die versiegelte Tüte öffnete - und drei statt vier Umschläge hervorholte.
Im Kampf um Sieg und Stadtschützenkönig-Ehre waren nämlich nur René Friedrich, König aus Wiepenkathen, Heiko Reinboth, König aus Stade-Hagen, und Daniela Schilling, Königin aus Bützfleth, auf dem Schießstand in Stade angetreten.
Pech für die Stader: Da sie 2024 keinen König ermitteln konnten, durften sie nicht in den Wettkampf einsteigen. „Teilnahmeberechtigt sind nur Schützenkönige oder Schützenköniginnen, keine Stellvertreter“, erläutert Klaus Baumgarten, ehemals Vizepräsident in Wiepenkathen, der die Gäste am Zelteingang gut gelaunt in Empfang nahm.

Neuer Stadtschützenkönig Stade ist René Friedrich (links). Er löst Sebastian Läufer ab. Damit bleibt der Titel in Wiepenkathen. Foto: Hardtke-Arndt
Hartlef witzelt bei Siegerehrung
Sönke Hartlef steigerte die Spannung dann noch einmal und verkündete erst den dritten Platz, dann den ersten. „Auf den zweiten Platz kommt Ihr dann doch von selbst“, witzelte er. Den Trommelwirbel dazu spendierte die Blasmusik „Regazer“, die gemeinsam mit dem Spielmannszug „Stade, die Ehemaligen“ den musikalischen Part der Krönung bestritt.
Kurze Stille, dann tobte der Saal: Die Wiepenkathener Schützen konnten erneut einen Heimsieg feiern. Zum zweiten Mal in Folge kommt die besondere Majestät aus ihren Reihen. Neuer Stadtschützenkönig wurde mit 78 Ringen René Friedrich, Wiepenkathens Schützenkönig 2024. Platz zwei belegte der Hagener Heiko Reinboth (74 Ringe), Königin Daniela Schilling hatte 70 Ringe geholt.

Kontrahenten im Wettkampf, aber trotzdem Freunde: neuer Stadtschützenkönig René Friedrich, Hagens Schützenkönig Heiko Reinboth und Bützfleths Königin Daniela Schilling. Foto: Hardtke-Arndt
Neuer König hat Freudentränen in den Augen
René Friedrich war fassungslos, rang zuerst mit der Stimme, in den Augen blitzte dann ein wenig Wasser. Erst kurz zuvor hatte er sich für das tolle Jahr als Wiepenkathener Schützenkönig bei seinen „Untertanen“ bedankt.
Dass er jetzt in einer besonderen Funktion noch ein Jahr weiter regieren kann, freute ihn über die Maßen. In einer kurzen emotionalen Ansprache hob er das gute Miteinander mit seinen beiden Konkurrenten hervor, denen er versprach: „Wir werden weiterhin zusammenlaufen. Wir waren ein so tolles Dreigestirn. Ich liebe Euch einfach.“ Eine Umarmung gab es auch für seinen Amtsvorgänger Sebastian Läufer.
René Friedrich trat vor zwei Jahren in den Schützenverein Wiepenkathen ein, sein Sohn ist etwas länger Mitglied. Neben dem Schützenverein engagiert er sich im örtlichen Tennisclub und gehört dort dem Vorstand an.

Wiepenkathens Präsident Dennis Arnold (rechts) mit Sebastian Läufer, der das Amt des Stadtschützenkönigs Stade an seinen Vereinsbruder weitergab. Foto: Hardtke-Arndt
Regionale Prominenz vor Ort
Neben Schützen aus ihrer Vereinigung konnten die Wiepenkathener viele Ehrengäste begrüßen, darunter Stades Bürgermeister, die stellvertretende Landrätin Petra Tiemann (selbst Schützenschwester), Wiepenkathens Bürgermeister Hendrik Dede und die Ehrenpräsidentin Silke Struwe, die stehende Ovationen erhielt.
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Amtierender Präsident Dennis Arnold hatte nicht nur die Ehrengäste und viele Majestäten begrüßt, sondern im Anschluss auch die Vergabe der Pokale und Medaillen übernommen. Doppeltes Pech: Sowohl der Jugend- als auch der Stadtpokal fielen den Empfängern aus den Händen. Sicher vor Glück. „Ach, das kann man gut löten“, sagte einer der Gäste und nickte zuversichtlich.
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