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Wirtschaftspolitik

TGroße Sorgen um den Chemie-Park: Minister als Mutmacher

Stade Dow

Blick in Dow-Produktionsanlagen: Wie lange brennen hier noch die Lichter? Foto: Christian Hager, HAGERpress

„Große Sorgen“, das waren die Worte des Abends als Wirtschaftsminister Olaf Lies am Dienstag das Projekt „Zukunftsperspektive und Standortentwicklung Chemie- und Industriestandort Stade“ startete. Erstes Ziel: Mut in einer verzwickten Lage machen.

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Von Lars Strüning
Dienstag, 17.10.2023, 21:30 Uhr

Stade. „Große Sorgen“ - diese Worte nahmen fast alle Redner in den Mund. Gemeint sind die hohen Energiepreise, die wie ein Damoklesschwert über den Chemiebetrieben auf Bützflethersand mit ihren 2500 direkt Beschäftigten hängen. Insgesamt sind etwa 10.000 Jobs in der Region vom Chemie-Park abhängig.

Der Bedeutung des Standorts waren sich alle Redner bewusst, als die Auftaktveranstaltung im Kreishaus über die Bühne ging. Der Landkreis mit seiner Wirtschaftsförderung und das Land Niedersachsen finanzieren das Projekt, das mit einer festen Stelle versehen ist. 300.00 Euro in drei Jahren stellt Niedersachsen zur Verfügung.

Dow-Manager koordiniert Zukunftsprojekt

Mit der Verpflichtung von Stephan Engel als Projektkoordinator ist den Beteiligten ein Coup gelungen. Engel scheidet zum Jahresende als einer der Dow-Geschäftsführer am Standort Stade aus - nach 33 Jahren Betriebszugehörigkeit. Er kennt sich bestens aus im Chemie-Park und ist in der Szene gut vernetzt. Am 1. Januar nimmt er seine neue Arbeit auf.

Den ersten Impuls hatte die SPD-Landtagsabgeordnete Corinna Lange aus Deinste gesetzt, die vor einem Jahr die Sorgen der Betriebsräte in Hannover kommunizierte. Daraus hat sich im Laufe der Monate eine konzertierte Aktion mit vielen Beteiligten entwickelt.

Das Projekt und die Ministerworte zum Auftakt des Projekts sollen nicht nur Mut machen, sondern ganz konkret aufzeigen, wie sich der Standort an der Elbe weiterentwickeln kann, wenn denn die Energiepreiskrise überwunden ist.

Noch ächzen Dow, AOS, Olin, Trinseo und Co. unter den hohen Gas- und Strompreisen. Die Produktion wurde stark eingeschränkt, der Umschlag am Industriehafen Bützfleth ist eingebrochen.

Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (links) und der neue Koordinator Stephan Engel.

Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (links) und der neue Koordinator Stephan Engel. Foto: Strüning

Die Energiepreise sind der entscheidende Faktor

Alle Beteiligten wissen auch, dass ohne den Industriestrompreis, wie ihn Landrat Kai Seefried nannte, oder den Brückenstrompreis wie in Minister Lies lieber bezeichnet, unabdingbar ist fürs Fortbestehen der Industrie nicht nur in Stade, sondern an vielen anderen Orten in Niedersachsen und Deutschland. Die Crux: Deutschland brauche gerade wegen der Energiewende, aber auch für Sparten wie das Gesundheitswesen dringend die Grundstoffe, die die Chemie produziert. Und Deutschland benötige sichere Lieferketten, so Lies.

Die Zeit drängt. Darauf machten sowohl Christoph von Speßhardt als Chef der IHK Elbe-Weser als auch Renate Klingenberg vom Verband der Chemie-Industrie Nord aufmerksam. Wenn der Bund die Energiepreisregelung nicht fürs nächstes Jahr eintütet, werde es für die energieintensiven Betriebe eng.

Angst vor dem Domino-Effekt

Das Problem in Stade: Die Produktionen der Unternehmen sind so verzahnt, dass wenn ein Betrieb die Lichter ausschaltet, es durch einen Domino-Effekt auch bei allen dunkel werden könnte. Dabei, und darauf legte Olaf Lies besonderen Wert, besteche der Standort durch mehrere Faktoren.

Seine Lage am seeschifftiefen Wasser, an einer 380kv-Leitung, nahe dem deutschen Gasnetz, sein Flächenpotenzial, seine Anbindung in Zukunft womöglich mit A26 und Industriegleis. Nicht zu vergessen: das gut geschulte Personal. Fachkräfteverfügbarkeit sei auch ein großes Thema bei möglichen Neuansiedlungen.

Petra Adolph von der Gewerkschaft IG BCE wies auf ein weiteres Pfund hin: Die Kompetenz und der Zusammenhalt unter den Betriebsräten auf Bützflethersand. Das komme auch dem jetzt gestarteten Projekt zugute.

Politik, Verwaltungen, Unternehmen und Belegschaft ziehen an einem Strang, das beeindruckt auch den Minister. Dass aus der Region Stade mit einer Stimme gesprochen werde, sei der richtige Weg. Der zeige Richtung Zukunft, gab sich auch Landrat Kai Seefried optimistisch. „Aufbruch in eine neue Zeit“, nannte es Christoph von Speßhardt. Schließlich laufe die Energieversorgung der Zukunft über Stade und auch die Stoffe für die Energiewende entstünden hier.

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