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Wohnbaupolitik

THeizungsgesetz, Auflagen, Mietendeckel: Was kommt auf Hauseigentümer zu?

Fernsehjournalist Theo Koll analysiert die ersten 100 Tage der Regierung Merz.

Fernsehjournalist Theo Koll analysiert die ersten 100 Tage der Regierung Merz. Foto: Richter

Immobilien stehen eigentlich für Stabilität, doch bei Eigentümern macht sich Verunsicherung breit. Womit sie in Zukunft rechnen müssen, war beim Landesverbandstag von Haus & Grund Thema.

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Von Anping Richter
Sonntag, 31.08.2025, 18:45 Uhr

Landkreis. Die Ampel ist weg. Doch eine klare Besserung zeichnet sich unter der neuen Regierung noch nicht ab, sagt Theo Koll, langjähriger Leiter des ZDF-Hauptstadtstudios: „Bezeichnend für diese Koalition ist, dass sie immer gleichzeitig auf Gas und Bremse steht.“ Sein Paradebeispiel dafür: Bauturbo und Mietpreisbremse.

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Koll gelingt es, die ersten 100 Tage der neuen Regierung zu analysieren und dabei die Brücke zu den konkreten Problemen der Immobilieneigentümer zu schlagen. Aus 40 Jahren als politischer Journalist hat er dazu eindrucksvolle Anekdoten parat.

Und er lässt ein kurioses Souvenir durch die Reihen der etwa 250 Mitglieder von Haus und Grund gehen, die zum Landesverbandstag von Haus & Grund Niedersachsen ins Stadeum gekommen sind: Eine Zeichnung von Wladimir Putin.

Die signierte Rückseite der Zeichnung von Wladimir Putin - mit Original-Rechtschreibfehler: „Zwei Uhr frhü“ .

Die signierte Rückseite der Zeichnung von Wladimir Putin - mit Original-Rechtschreibfehler: „Zwei Uhr frhü“ .

Theo Koll hat ein Souvenir mitgebracht: Bei einem Hintergrundgespräch 2009 in Dresden wollte Wladimir Putin ihm mit dieser Zeichnung erklären, wie es mit der Ukraine und den Gasspeichern läuft.

Theo Koll hat ein Souvenir mitgebracht: Bei einem Hintergrundgespräch 2009 in Dresden wollte Wladimir Putin ihm mit dieser Zeichnung erklären, wie es mit der Ukraine und den Gasspeichern läuft. Foto: Richter

Er hat sie bei einem Hintergrundgespräch in Dresden 2009 aufs Papier geworfen, um zu erklären, wie Gasspeicher und Ukraine zusammenhängen. Wie konkret diese Dinge mit dem Heizen deutscher Wohnzimmer zusammenhängen, hatte damals wohl nur er auf dem Zettel.

Als hätte er es geahnt, hat der 74-jährige Emil Hölting aus Neuhaus 2021, kurz vor dem Überfall auf die Ukraine, in einem seiner Häuser eine Wärmepumpe eingebaut.

Die Anschaffung sei damals nicht teurer als die einer neuen Gastherme gewesen. Sein Mieter, sagt er, ist zufrieden mit Heizkosten von 1250 Euro im Jahr bei 120 Quadratmetern. Hölting weiß aber auch, dass sich die Preise für Wärmepumpen inzwischen verdoppelt haben.

Prozentuale Förderung als Preistreiber

„Sie haben sich sogar verdreifacht“, sagt Karl Scheruhn. Der Bauingenieur und Investor aus Stade wünscht sich für die angekündigte Novelle des Gebäudeenergiegesetzes, dass die Förderung für neue Heizungen verändert wird: „Wir müssen weg von den prozentualen Förderungen, die dafür gesorgt haben, dass die Preise für Wärmepumpen so extrem gestiegen sind.“

Karl Scheruhn.

Karl Scheruhn. Foto: Richter

Sein Vorschlag: Feste Fördersummen nach dem Motto: „Hier hast du 8000 Euro und jetzt geh einkaufen.“

Sabine Kuhlenkamp aus Stade ist Neu-Eigentümerin. Sie hat gerade ein Einfamilienhaus geerbt und wünscht sich weniger Vorgaben in Sachen Energie: „Ich will ja etwas für den Klimaschutz tun. Aber das weiß ich selbst. Das braucht mir niemand zu sagen.“

Sabine Kuhlenkamp lächelt in die Kamera.

Sabine Kuhlenkamp. Foto: Richter

Auflagen verteuern Wohnungsbau

Auch Jens Hake, Fachanwalt für Sozialrecht aus Stade, findet, dass es zu viele Auflagen gibt. Er kennt die Probleme von seinen Klienten: Das Jobcenter übernehme die Miete nur bis zu einer bestimmten Höhe, doch wegen der hohen Preise sei es sehr schwierig, an solche Wohnungen zu kommen. „Zu hohe Auflagen machen das Bauen einfach unattraktiv, wir brauchen aber unbedingt mehr bezahlbaren Wohnraum“, findet er.

Jens Hake.

Jens Hake. Foto: Richter

In Stade und Umgebung sehe er, dass aktuell vor allem für Menschen gebaut werde, die keine finanziellen Probleme haben. „Wir müssen mehr Baugebiete ausweisen und auch bei Klimaschutzauflagen lockerer werden“, sagt Hake.

„Die Mietpreisbremse muss weg“, sagt auch Melanie Teckentrup, Maklerin, Vermieterin und Immobilienverwalterin aus Braunschweig.

Aufgrund der Mietpreisbremse sei ihre Immobilie für viele Vermieter nicht mehr wirtschaftlich, erklärt Teckentrup. „Bei uns gibt es Gebäude mit vielen Uralt-Verträgen, wo die Mieten teilweise bei 6,50 Euro oder sogar bei 5 Euro pro Quadratmeter liegen“, sagt die Braunschweigerin.

Melanie Teckentrup.

Melanie Teckentrup. Foto: Richter

Bastian Körber, ebenfalls aus Braunschweig angereist, wo Mieterhöhungen auf höchstens 15 Prozent in drei Jahren gedeckelt sind, pflichtet ihr bei: „Bei solchen Preisen ist es einfach nicht zu schaffen, neue Heizungen in ein Mehrfamilienhaus einzubauen.“ Das führe zu großen Sanierungsstaus.

Dr. Kai Warnecke, Präsident von Haus und Grund Deutschland, hatte sich dazu in einem Video-Statement zu Wort gemeldet: Die Mietpreisbremse sei schädlich, ihre angekündigte Verlängerung bis 2029 sei rechtlich unhaltbar. „Wir gehen nach Karlsruhe“, kündigte er an.

Häuschen im Grünen ist für viele immer noch der Lebenstraum

„Wir brauchen mehr Bauland, koste es, was es wolle“, fordert Hans Reinold Horst, Vorsitzender von Haus und Grund Niedersachsen, in einem Video-Interview mit Niedersachsens neuem Bauminister Grant-Hendrik Tonne, das in den Saal übertragen wurde und im Youtube-Kanal des Verbands zu sehen ist.

Das Häuschen im Grünen sei für viele eben immer noch der Lebenstraum, erklärt Mathias Schröder von Haus & Grund in Stade später im Gespräch beim Mittagsimbiss. Er warnt: „Wenn der Staat immer mehr Auflagen macht, wird es damit schwierig. Schon heute können viele junge Familien sich das nicht mehr ohne Unterstützung der Eltern leisten.“

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