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Denkmal

THistorisches Gebäude in Buxtehuder Altstadt vergammelt - Verein schlägt Alarm

Das Heimatmuseum am Petri-Platz in Buxtehude verfällt. Die Schäden in der Fassade sind nicht mehr zu übersehen.

Das Heimatmuseum am Petri-Platz in Buxtehude verfällt. Die Schäden in der Fassade sind nicht mehr zu übersehen. Foto: Wisser

Unternimmt Buxtehude zu wenig, um das Heimatmuseum am Petri-Platz zu retten? Der Heimat- und Geschichtsverein verkaufte es an die Stadt, damit sie das historische Gebäude saniert. Passiert ist bisher fast nichts - jetzt schlägt der Verein Alarm.

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Von Karsten Wisser
Mittwoch, 17.04.2024, 19:14 Uhr

Buxtehude. Es ist die wohl meist fotografierte Fachwerkfassade in der historischen Altstadt. Bei genauerem Hinsehen ist das Heimatmuseum mit den Altländer Mustern aber kein Aushängeschild für Buxtehude. Die Fensterrahmen verrotten, in der Fassade gibt es Löcher, über die das Ungeziefer ins Haus findet, die Räume sind feucht.

Der Vorsitzende des Heimat- und Geschichtsvereins, Dr. Martin C. Lockert, und Dr. Harald Stechmann, Geschäftsführer des Vereins, nehmen bei der Entwicklung der Bausubstanz des Heimatmuseums fast monatlich eine merkliche Verschlechterung des Denkmals wahr. „Hier ist dringendes Gegensteuern geboten“, sagt Lockert.

Buxtehude hat das Heimatmuseum sehr günstig übernommen

Nachdem Lockert und Stechmann wiederholt diese Thematik angesprochen haben, gehen sie nun an die Öffentlichkeit. Die Stadt hatte das Gebäude im Jahr 2020 für 30.000 Euro übernommen. Es ist als altes Heimatmuseum Bestandteil des Buxtehude Museums. Genutzt werden kann es aufgrund des desaströsen Zustands aber nicht, obwohl es längst ein fertiges Konzept gibt.

Die Fassade im Heimatmuseum Buxtehude ist marode. Durch die Löcher kommt Ungeziefer ins Gebäude.

Die Fassade im Heimatmuseum Buxtehude ist marode. Durch die Löcher kommt Ungeziefer ins Gebäude. Foto: Wisser

Der Verkehrswert damals lag nach TAGEBLATT-Informationen bei 95.000 Euro. Der deutlich geringere Verkaufspreis kam auch deshalb zustande, weil der abgebende Verein auf eine schnelle Sanierung durch die Stadt hoffte. Nach vier Jahren ohne Fortschritte stellen sich viele im Heimat- und Geschichtsverein die Frage, ob der Verkauf ein Fehler war.

Denkmalgeschütztes Haus wurde 1913 von einem Seifenfabrikanten bezahlt

Das Heimatmuseum wurde 1913 in Anlehnung an ein altes, verfallenes Ackerbürgerhaus aus dem 16. Jahrhundert errichtet und von dem Buxtehuder Seifenfabrikanten und Mäzen Julius Caesar Kähler an den damaligen Museumsverein, einen Vorläufer des heutigen Heimat- und Geschichtsvereins, übergeben. Bei dem Heimatmuseum handelt es sich um eines der ersten Museen dieser Art zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

Eine historische Besonderheit ist, dass das Haus schon als Museum gebaut, und nicht, wie häufig der Fall, ein bestehendes Gebäude umgewidmet wurde. In der Zeit von 1989 bis 1992 wurde das Haus durch Eigenmittel sowie Zuschüsse aus dem Städtebauförderungsgesetz umfassend durch den Heimatverein restauriert.

Fachwerk-Fassade prägt das städtische Erscheinungsbild

In der Denkmalschutzliste des Landes Niedersachsen wird das Heimatmuseum als markantes Eckhaus an der Südseite des Petri-Platzes beschrieben, das mit einer handwerklich aufwendigen Fachwerkfassade versehen wurde. Diese prägt das Erscheinungsbild bis heute. Die Erhaltung des Hauses liegt aus historischen Gründen wegen der Bedeutung für die Ortsgeschichte sowie aus städtebaulichen Gründen im öffentlichen Interesse, das ist unstrittig.

Fenster und Fachwerk vergammeln. Die Schäden sind inzwischen gut zu erkennen.

Fenster und Fachwerk vergammeln. Die Schäden sind inzwischen gut zu erkennen. Foto: Wisser

Neben der außerordentlichen geschichtlichen und kulturgeschichtlichen Bedeutung hat das Gebäude am Petri-Platz eine hohe touristische Wertigkeit. Darüber hinaus stellt das Bauwerk das größte Ausstellungsobjekt des Buxtehude-Museums für Regionalgeschichte und Kunst dar, wie es einmal vom damaligen Kulturdezernenten der Stadt Buxtehude, Wolfgang Böttcher, formuliert wurde.

Nach der Generalsanierung in den Jahren 1989 bis 1992 stellte sich im Laufe der Jahre erneuter Restaurierungsaufwand ein. Neben den durch den Heimatverein regelmäßig durchgeführten Erhaltungsarbeiten wurde eine Sanierung erforderlich, deren Umfang 2016 in zwei Sanierungsgutachten auf etwa 250.000 Euro geschätzt wurde. Durch den Heimat- und Geschichtsverein waren die Aufwendungen alleine nicht zu leisten.

Stadt forderte vom Heimat- und Geschichtsverein Übergabe der Immobilie

„Aus heutiger Sicht würde dieser Betrag sicherlich nicht ausreichen, den stetig zunehmenden Verfall des Hauses aufzuhalten“, sagt Lockert. Nach zahlreichen Gesprächen wurde dem Verein einst mitgeteilt, dass die erforderliche Sanierung aus Mitteln der Hansestadt Buxtehude nur bei einer Übertragung des Eigentums möglich sei. Für den Verein war das ein emotionales Thema.

Einziges Ziel dieser Übertragung war eine zeitnahe Sanierung des Gebäudes

Dr. Martin C. Lockert, Vorsitzender Heimat- und Geschichtsverein

Um dem Haus auch vor dem Hintergrund des sich neu gestalteten Regionalmuseums eine gute Perspektive zu geben, wurde es an die Hansestadt Buxtehude übertragen.

„Einziges Ziel dieser Übertragung war eine zeitnahe Sanierung des Gebäudes“, sagt Lockert. So sei in der Präambel zum Kaufvertrag festgehalten: „Um dem erheblichen Sanierungsbedarf am und im Gebäude des Heimatmuseums effektiv zu begegnen, schließen die Parteien den folgenden Vertrag.“

Nach vier Jahren: Keine Sanierungsaktivitäten zum Erhalt und zur Sanierung

„Bedauerlicherweise konnten bisher keine Aktivitäten in Richtung Erhaltung und Sanierung des Gebäudes beobachtet werden“, sagt Geschäftsführer Stechmann. Die Mittel dafür wurden anscheinend auf das Jahr 2025 verschoben. Abgesehen davon, dass aus heutiger Sicht Planungskosten in Höhe von 50.000 Euro kaum ausreichend sein dürften, um ein umfassendes Sanierungskonzept zu erarbeiten, besteht nun nach mehr als fünf Jahren Abwarten beim Verein die Erwartung, dass die notwendigen Sanierungsarbeiten auch in einem angemessenen Zeitrahmen durchgeführt werden. Dazu ist es notwendig, wie bisher vorgesehen, im Haushaltsjahr 2025 die Planung durchzuführen und dann im Rahmen der mittelfristigen Finanzplanung dem Sanierungsumfang angepasste finanzielle Mittel einzuplanen.

Verwaltung sucht Fördermittel für Sanierung

Noch haben die Vertreter des Heimatvereins die Hoffnung nicht aufgegeben, im Laufe der kommenden Jahre das Heimatmuseum als zentralen Bestandteil des Buxtehude Museums in neuem Glanz strahlen zu sehen.

Bei der neuen Stadtbaurätin Michaela Springhorn stoßen die Sorgen des Vereins auf großes Verständnis. „Wenn wir überhaupt noch Teile der Fenster und Holzteile erhalten wollen, besteht akuter Handlungsbedarf“, sagt die Chefin der Buxtehuder Bauverwaltung. Das Heimatmuseum habe stadtprägenden Charakter.

Es gebe auch schon Gespräche zwischen der bei der Stadt angesiedelten unteren Denkmalschutzbehörde und der oberen Denkmalschutzbehörde. „Wir wollen für die Sanierung Fördergelder einsetzen“, sagt Springhorn. Irritiert ist sie allerdings über den Zeitpunkt, den der Verein für seinen Gang an die Öffentlichkeit gewählt hat. Man sei bereits länger im Gespräch.

Sanierungsstau: Politik entscheidet über Reihenfolge

Aber: Auch das Heimatmuseum ist von der grundsätzlichen Problematik der Stadt Buxtehude betroffen. Viele öffentliche Gebäude wie zum Beispiel die Schulen und Sporthallen haben massiven Sanierungsbedarf. „Wir haben begrenzte Ressourcen und zu wenig Personal“, sagt die Stadtbaurätin. Letztlich müsse die Politik entscheiden, was Priorität haben soll.

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