THolzkraftwerk-Pläne: Was Bützflether hoffen und was sie befürchten

Auch belastetes Altholz soll in der geplanten Anlage auf Bützflethersand verbrannt werden. Dank einer leistungsstarken Rauchgasfilteranlage sollen die Emissionen aber deutlich unter den Grenzwerten bleiben. Foto: Richter
Was bringt das Altholzkraftwerk? Energie für die Industrie und Fernwärme - das ist die Hoffnung. Nachteile für Mensch und Umwelt - das ist die Befürchtung der Bürgerinitiative Bützfleth. So lief der Infoabend.
Stade. Im Herbst 2025 will die Firma Hansekraft den Genehmigungsantrag nach Bundesimmissionsschutzgesetz (BImSCHG) für das geplante Altholzkraftwerk stellen. Die Hansestadt Stade hat dazu schon ihr kommunales Einverständnis erteilt. Doch bei den Bürgern gibt es offensichtlich Hunger nach weiteren Informationen.
Mehr als 130 Gäste kamen zum Informationsabend der Bürgerinitiative Bützfleth (BI), die Fachleute von Umweltverbänden auf das Podium geholt hatte: Robin Wood, Nabu und Biofuelwatch waren dabei, Heiner Baumgarten vom BUND moderierte die Veranstaltung.
Dr. Jan Witt, der Sprecher der BI, stellte eingangs klar, worum es der Bürgerinitiative geht: Eine Infoveranstaltung der Hansekraft im April habe bei den Bürgern für Verwirrung und Unsicherheit gesorgt. Dem wolle die BI „eine sachlich informative Veranstaltung zu den Risiken der Anlage“ entgegensetzen. „Die Wirkungen auf die Umwelt gehen weit über Bützfleth hinaus“, sagte Witt.
Robin Wood warnt vor Verknappung von Altholz
Jana Ballenthien, Waldexpertin von Robin Wood, sieht durch die Anlage, die 500.000 Tonnen Altholz jährlich verbrennen soll, die Gefahr einer Verknappung auf dem Altholzmarkt in Europa. Dies würde Fernwärme aus Biomasseanlagen in Zukunft verteuern, zu weiteren Verschiebungen der Marktsegmente und mehr Holzeinschlag in vielen Ländern führen.

Beim Verbrennen des Altholzes wird das Material in vier verschiedene Arten eingestuft. Foto: Richter
„Das ist keine nachhaltige, regionale Industrielösung für Stade. Was hier entstehen soll, ist aufgrund der Dimension für ganz Deutschland und sogar für Europa relevant“, glaubt Ballenthien. Eric Häublein vom Nabu stellte in seinem Vortrag die Risiken eines Störfalls vor, der aufgrund der benachbarten Industrieanlagen ein besonderes Risiko darstelle.
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Doch es waren auch Befürworter des Projekts dabei, darunter der Stader CDU-Ratsherr Dr. Felix Kruse. Er lobte: „Wir haben in wertschätzender Atmosphäre sachliche Diskussionen führen können.“ Die Bedenken, was Brandgefahr und Störfälle angeht, teile er aber nicht.
Kruse hat das von Hansekraft betriebene Schwesterkraftwerk in Emlichheim besichtigt, das seinem Eindruck nach gut geführt werde - mit wirkungsvoller Brandschutztechnik und Abgaswerten, die deutlich unter den heute erforderlichen Grenzwerten liegen, obwohl die Anlage 20 Jahre alt ist.
Die neue Anlage werde in dieser Hinsicht noch leistungsfähiger sein, meint Kruse. Durch die Nutzung von Prozessdampf zu konkurrenzfähigen Preisen für die Bützflether Industrie sei sie „eine Chance für den Standort“.
Auch Befürworter des Kraftwerks kommen zu Wort
Der Vortrag der Robin-Wood-Referentin, die den Altholzmarkt in Europa kritisch unter die Lupe nahm, habe ihm gut gefallen, sagte Kruse: „Das hat auch Defizite aufgezeigt, die wir in den Blick nehmen sollten.“
Frischholzverbrennung dürfe auf keinen Fall gefördert werden. Der Infoabend sei demokratische Diskussionskultur in Bestform gewesen, sagte Kruse, der mit Ratskollegin Karin Aval (Grüne) vor Ort war. Er wünscht sich mehr davon, „gerne auch mit Pro und Kontra auf dem Podium“.
Von Hansekraft war niemand zu dem Treffen gekommen. Die BI appelliert an die Firma, sich zu Fachgesprächen bereitzuerklären, um inhaltliche Missverständnisse und Fehlinformationen vor dem Genehmigungsverfahren auszuräumen.
Enttäuscht zeigte sich BI-Sprecher Jan Witt, dass mit Jochen Witt (Wählergemeinschaft, nicht mit Jan Witt verwandt) nur ein einziges Bützflether Ortsratsmitglied präsent war. Mit CDU-Ratsherr Kruse hat er bereits einen weiteren Austausch vereinbart.
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