THorneburg: Burg von Raubritter Isern Hinnerk wird zum Ausflugsziel

Projektleiterin Gunda Kiefaber führt Susanne Raydt, Julian Benesch, Jörk Philippsen, Knut Willenbockel und Timo Kilian vor der Eröffnung über die Burginsel (von links). Foto: Vasel
Es ist ein Ort von historischer Bedeutung - und nun für alle zugänglich. In Horneburg können Besucher die Burginsel erkunden - und bald in der Zeit zurückreisen.
Horneburg. Im März 2024 hatten die Arbeiten für die Inwertsetzung der Burginsel begonnen. Nun konnten der Bürgermeister des Fleckens Horneburg, Jörk Philippsen (FWG), und Gemeindedirektor Knut Willenbockel gemeinsam verkünden, dass die kulturhistorische Erlebnisinsel am Donnerstag für die Öffentlichkeit freigegeben wird.
„Ich freue mich, dass die Geburtsstätte Horneburgs jetzt für jedermann zugänglich ist“, sagte Willenbockel mit Blick auf den Kulturpark. Besucher können auf den Spuren von Raubritter Isern Hinnerk wandeln.
Archäologie
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Willenbockel dankte Eigentümer Maximilian von Düring. Dieser hatte das geschichtsträchtige Gelände zum 1. Januar 2022 an den Flecken verpachtet. Seine Vorfahren waren 1502 als Teil der Burgmannschaft in die Fußstapfen der von Borchs getreten. Letztere gehörten bereits 1286 zu den ersten Burgmännern. Die Burg an der Aue/Lühe war im Jahr 1255 von Erzbischof Gerhard II. von Bremen als Bollwerk gegen die Welfen auf dem Grund und Boden des Klosters Harsefeld errichtet worden.
Es handelte sich um eine Wasserburg, geschützt durch Flussarme der Aue und Sumpf. „Fachleute sprechen von einer Niederungsburg“, sagt die Städteplanerin im Horneburger Rathaus, Gunda Kiefaber. Die in einem Winkel (Horn) an der Aue errichtete Feste war über drei Dämme erreichbar. Handels- und Pilgerwege führten durch den Ort. In der Gertruden-Kapelle an der Auefurt zog eine Reliquie der 659 gestorbenen Äbtissin Gertrud von Nivelles, Ur-Ur-Großtante von Karl dem Großen, die Pilger an.
Kulturerlebnispark lädt zu einer Zeitreise ein
770 Jahre nach ihrem Bau hat Kiefaber gemeinsam mit Julian Benesch vom Büro Landschaftsarchitektur+ (die Hamburger begrünten auch den Hochbunker auf St. Pauli) und den Garten- und Landschaftsbauern der Firma Jacobs die 1645 im Dreißigjährigen Krieg zerstörte Burg mit Mitteln des Garten- und Landschaftsbaus wiederauferstehen lassen. Rund 555.000 Euro haben die Horneburger investiert, Bund und Land steuerten zwei Drittel der Kosten über die Städtebauförderung bei. Der Landkreis Stade förderte die Visualisierung der historischen Burginsel.
Die Burginsel ist vom Marschdamm (Schlosspark) aus über eine Brücke erreichbar. Eine weitere, aus glasfaserverstärktem Kunststoff, wird in diesem Jahr zwischen Burginsel und Deichwanderweg errichtet - mit unmittelbarem Blick auf das 1886 im Tudor-Stil erbaute Herrenhaus im Bereich der früheren Vorburg. Die zweite Brücke konnte nach einer Kostenexplosion nicht sofort verwirklicht werden. Diese wird allerdings als zweiter Fluchtweg für Veranstaltungen benötigt. Eine Beleuchtung wird es nur an den Geländern geben - indirekt, um Fledermäuse & Co. nicht zu stören.
Gestaltungskonzept mit historischen Elementen
Palisadenzäune aus Lerche erinnern an der Brücke als Reminiszenz an die mittelalterliche Befestigung. Sitzbänke aus Beton mit Holzauflage deuten Strukturen der Wohn- und Wirtschaftsgebäude inmitten weitläufiger Rasenflächen an.

Julian Benesch, Jörk Philippsen und Timo Kilian blicken wie einst Heinrich IV. von Borch (1290 bis 1347) - als Isern Hinnerk bekannt - über die Palisaden der Burg. Foto: Vasel
Im Norden legten Landschaftsbauer ein barrierefreies Podest für Veranstaltungen wie Konzerte und Lesungen an. Im Nordosten laden Sitzstufen aus den mächtigen alten Burgmannshof-Findlingen zum Verweilen am Wasser ein.

Ein Podest bietet Platz für Konzerte und Lesungen. Foto: Vasel
Dabei wird auf ein Gestaltungskonzept zurückgegriffen, das unter anderem auf der Kurhannoverschen Landesaufnahme (1764-1786) fußt. Damals gab es keine Gärten, die Insel war Pflugland. Ab 1789 scheint es ein sternförmiges Wegesystem mit Nutzgarten, Gartenhaus und Eiskeller sowie schattenspendende Bäume auf der Insel gegeben zu haben. Einen Park hat es erst ab 1886 gegeben. Die Insel, Standort der Hauptburg, wurde bis in das 20. Jahrhundert als Gemüsegarten des Guts I genutzt.

Drohnenaufnahme der Burginsel: Oben ist das Podest zu sehen. Unten sind Betonbänke zu erkennen, die die Wohn- und Wirtschaftsgebäude der Horneburg (1255 bis 1645) darstellen sollen. Links oben ist das Horneburger Schloss von 1886 zu sehen. Unten schließt das Handwerksmuseum an. Foto: Landschaftsarchitektur +
Die imposante Lindenallee bleibt erhalten, genauso wie das unter Naturschutz stehende Auwald-Biotop im Süden. Bis 2022/2023 gab es Schrebergärten auf der Insel. Bürgermeister Philippsen freut sich, dass Schlosspark und Burginsel als Einheit der Naherholung dienen und geschichtsinteressierte Ausflügler anlocken können.
Burgeninsel-App macht Geschichte erlebbar
Im Jahr 2020 hatten Archäologen der Universität Hamburg den Untergrund mit einem Geomagnetik-Messgerät erfasst. Ergänzt um Ausgrabungsfunde, konnten Burgenforscher, IT-Experten und Kreisarchäologie die Bebauung rekonstruieren. Ein mächtiger Wohnturm, ausgestattet mit teuren Fenstern aus Buntglas, prägte die Befestigung. Diese diente später lediglich als Fluchtburg. Die Adligen waren ab 1509/1510 nach und nach auf ihre Güter umgezogen.
Die offizielle Einweihung wird wegen der fehlenden zweiten Brücke erst im Juni 2026 stattfinden. In den nächsten Monaten werden die Besucher mit einer interaktiven Burginsel-App, entwickelt von der HafenCity-Universität Hamburg, ins Jahr 1632 reisen können. Infotafeln folgen. Der Sprung in die Vergangenheit wird mit Smartphone (OR-Code) vor Ort und Virtual-Reality-Brille im Handwerksmuseum möglich sein, kündigte Kiefaber an.
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